jiteaaction and Administration: WIEN ?2äpkeKStosse Nr. 9. Telephon 14199.
Erscheint jeden Freitag.
Zuschriften sind nicht an einzelne Personen, sondern an die Redaction oder Administration: ,Wien, IX.,
Türkenstrasse Nr. 9, zu richten. Unfrankierte Briefe werden nicht angenommen und Manuscripte nicht zurückgesendet. Sprechstunden der Redaction: Montag, Mittwoch und Freitag von 3—4 Uhr.
Preise der Anzeigen:
Die viermal gespaltene Petitz^ilp 20 Heller.
Der Inseratenteil wird Dienstag abends geschlossen.
Einzelne Nummern 30 Heller.
Oesterreich-Ungarn: ganzjährig 12 Kronen, halbjährig 6 Kronen. Für das Ausland: Deutschland ganzjährig 13 Mk. 70 Pf., halbjährig 6 Mk. 85 Pf., England ganzjährig 14 Shg., halbjährig 7 Shg., Russland ganzjährig 7 R., halbjährig 3 R. 50Kop., Schweiz, Frankreich, Italien, Türkei, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Griechenland, Aegypten ganzjährig 17 Frcs., halbjährig 8 Fr es. 50 Cts., Amerika ganzjährig 3 Doli. 40 Ct.
Nr. 39.
Wien, 27. September 1901.
5. Jahrgang
Die abgelaufenen Abonnements bitten wir rechtzeitig erneuern zu wollen, damit keine Unterbrechung in der Zustellung erfolge. Unsere Vertretung für Russland hat wieder der Verlag „Achiasaf" in Warschau, Twarda 6, ühernommen, wovon wir unsere Abonnenten in Russland hiemit in Kenntnis setzen.
Geldsendungen erfolgen am billigsten in recom- mandierten Briefen. Anstatt Kopeken werden auch russische Briefmarken angenommen.
f*V^^**W^**^A*^A*^^V*^*^^V^*^V^V<A*^
Durch ein Versehen der Post traf die Fortsetzung des Artikels „Die Grenzen des Zionismus" von Berthold Feiwel verspätet bei uns ein, so dass sie für die nächste Nummer zurückbleiben musste.
Sukkoth!
Solch ein Gewimmel möcht' ich seh'n, Auf freiem Grund mit freiem Volke steli'n, Zum Augenblicke dürit' ich sagen : Verweile doch, Du bist so schön !
(Faust IL)
Ernte in Kanaan! Da liegt sie drinnen, die Sorge, in den Ihirpurfrauhen, die schwere Arbeit in den goldenen Hahnen. Vergessen Furcht und Plage. Der Mann freut sieh, dass der reife Segen, das Nest in den Winterst ürmeu für die Traute behaglich machen wird, seine heiteren Mienen machen die Frau glücklich. Es jauchzt die Freude von den Hügeln. Für geliebte Wesen ist Mühe gern gewollt und leicht, froher Gesang gibt Takt dazu. Sind rechte Schelme, die Jünglinge von Sichern. Wie ärgern sie nicht die Mädchen und wie viel Mühe haben nicht deren Wort führe rinnen, uin mit scharfer Antwort an jeden die Oberhand zu gewinnen. Da lob' ich mir die schlanken Jungen von En Gedi Die stehen abends bewundernd im Kreise um den Reigen der Mädchen und rufen Beifall. Plötzlich schweigt alles, eine der Tanzenden wird roth und das kleine Herzchen zittert. Denn aus dem dunklen Waldthal herauf durch die dumpf rauschenden Wipfel kl ingen kraftvolle, glutheisse Tone. Die Liebe löste sie aus sehnender Brust. Des Weibes süsse Schönheit preist das Lied der Lieder.
Auf dem Steinkranz beim Brunnen sitzen die Väter und tauschen bedachtsame Rede. Wie wohlthuend der lange Friede sei und der Einklang mit dem Nachbar. Bald werden die syrischen Händler kommen. Was sie wohl bieten werden
für den geernteten Ueberfhiss? Man bedenke, wie erst jüngst schwere Sorge auf der Gemeinde lastete, als man stundenlang im Osten die missfarbenen Wolken sah, die den Hagel tragen. Aber der Herr, gesegnet sei sein Name, gab Sturm, und so floh das Unglück aufs Meer. Dafür wird man dankbaren Herzens über Gesetz und Recht Opfer darbringen im heiligen Tempel, zu dem man übermorgen aufbrechen wird, um das Fest der Hütten zu feiern. Muss das eine Zeit gewesen sein, die nicht Haus, nicht Feld kannte, wo der Sohn im Feldlager geboren wurde und im Kriegszelt der Vater starb. Ob die Gemeinde heuer denselben Lagerplatz an der Stadtmauer habe wie immer? Wer meinen Reise wagen lenken soll? Simeon ist der erprobtere Sohn, aber Juda bettelt schlau bei der Mutter, und das Weib kann dem Liebling nicht widerstehen. Sukkoth ... Ariele Jahrhunderte lang war Sukkoth ein frohes Erntefest, eine Erinnerung an Vergangenes mit dem Bewussisein einer glücklichen Gegenwart. Als Stadt und Tempel fielen, ward die Sukkah, die Wanderhütte, zugleich eine Mahnung, zugleich ein Symbol des Exils. Was einmal war, kehrte wieder, und wie sehlechter, wie länger. Vierzig Jahre lang hatten die Juden Wanderlager, rasch zerlegbare Zelte bewohnt, als sie durch die Wüste zogen. Fünfzigmal so lange Zeit wechselten Tag und Nacht, und jede Sonne sah die Juden in der Drangsal einer Wüste, in unsicherem Heim. Aber während damals die Zelte abgebrochen wurden, um Amalek entgegenzuziehen und es siegreich zu überwinden, ward später immer Heim und Scholle verlassen, um Amalek auszuweichen, damit Juda nicht vernichtet werde. Zu Mosis Zeiten hatte die Dauer zweier Geschlechter genügt, um die Juden zu überzeugen, dass sie Kräfte genug besässen, um zu erwünschter Macht zu gelangen, um es dahin zu bringen, dass sie am Sukkoth Ethrog und Lulaw im Gebete erheben könnten, dankend für die Fruchtbarkeit eines eigenen Landes. Nach dem Unglück blieb in den Wanderern durch die Wüste nur der Eindruck der Schrecken ihres Weges zurück, und nach so viel Leiden wehren sie sich ängstlich, ihren elenden Schlupfwinkel zu verlassen. Oft müssen sie es, vor einem Dränger flüchtend, und dann stellen sie ihre dürftige Wanderhütte bald da, bald dort auf, ruhelos, gequält, bis aus den Zeitstangen Bretter werden, bis rasch ein letztes Haus gezimmert ist.
Und all das Unglück brachte ein Tag des Sukkoth, jener Tag, an dem die im Heiligen Tempel Versam-