sich für uns eine neue, grosse Folgerung. Es konnte nicht der geschichtliche Sinn der Emaneipation sein, dass wir aufhören sollten. Juden zu sein (Lebhafter Beifall und Händeklatschen), denn wir wurden zurückgestössen; älswir uns mit den anderen vermischen wollten. (Allgemeine Zustimmung.) Der geschichtliche Sinn der Emancipation musste vielmehr siein, dass wir unserem befreiten Volksthum eine Heimstätte bereiten sollten. Das hätten wir früher nicht vermocht; wir können es jetzt, wenn wir es mit aller Kraft wollen. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen.)

Es genügt nicht, dass wir uns als ein Volk fühlen und er­kennen ; nach dem Volksbewusstsein muss auch der Volkswille erwachen. Auf diesem Punkte gab und gibt es aber manche Schwierigkeit. In einem langen Elend haben wir uns des eonse- quenten Wollens entwöhnt, und- Aspirationen, die jedes andere Volk nicht nur nicht verbirgt, sondern als die grösste gemeinschaftliche Ehre pflegt, wagten "wir bisher nicht läutwerdenzulassen. Da wir es nun endlich thun, linden wir den passiven Widerstand von Leuten, die jeder Veränderung abhold sind und auch die unbequemste Lage als Trägheit beibehalten wollen, ja wir stossen sogar auf die Feindseligkeit gewisser, sozusagen officieller Kreise des Judenthums. Diese Erscheinung war namentlich in den Protesten einiger Kab- foiner auffällig. Es wird immer zu den grossenMerkwürdigkeiten gehören, dass die Herren gleichzeitig um Zion beten und gegen Zion auftreten. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Der Widerspruch dürfte aus ihrer anfänglichen Unsicherheit zu erklären sein, ob denn die Ge­meinde auch mit dem neuen Ziönsruf einverstanden sei. (Sehr richtig!) Indessen kann eine Idee wie die unserige nicht auf das Verständnis der bisherigen Cultus vorsteh er und die Nützlichkeits- Ei wägungen ihrer Seelsorger angewiesen bleiben. Fast'überall sind die breiten Schichten für uns. I>iese bilden und erhalten die Gemeinde. Folglich muss auch in ihrem Sinne gehandelt werden. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen). Wir haben den Gegen­satz bisher aus brüderlicher Schonung nicht hervorgekehrt; aber schliesslich ist es nothwendig, darin Wandel zu schaffen. Es kann nicht länger so bleiben, dass in jüdischen Cultusgemeinden gegen Zion agitiert wird. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen.) Es ist ein widersinniger, unmöglicher Zustand. Wir müssen ihm ein Ende bereiten. An allen Orten, wo der Vorstand nicht schon ohnehin zu den Unsrigen gehört, muss eineWahlcampagne begonnen werden. Männer, die würdig und fähig sind, solche Ehrenämter zu bekleiden, und die uns in der Gesinnung nahestehen, müssen auf den Schild gehoben und in die Gemeindestube getragen werden, im Namen der nationalen Idee. (Lebhafter Beifall und Hände­klatschen.) Die Autorität der Cultusgemeinde, die Mittel, über die sie verfügt, die Personen, die sie erhält, dürfen nicht gegen den Volksgedanken verwendet werden/Darum glaube ich in Ihrem Sinne