NATIONALBIBLIOTHEK Zeitschriftetisaai ' ‘ ^ Stimme V . I » . b . 20 8 JÜDISCHE ZEITUNG Wien , Freitag , 10 . September 1937 • S . Tiechri $ 998 XI . Jahrgang RIVIERA Wochen - Anfang . 8 Tage S 135 “ - DALHATIlN - nÄi, . ^ 42 “ - POim - ' iStSSrSU " Sonntag PA RlS - Sondnrzng ( hin und zurück ) S 86 " - , ORBIS • • I . , Kärntnerstr . 41 Telephon : R 21 - 5 - 78 Höchstgespannte Atmosphäre : Manemrerhaftungen in Palästina Viscount Samuels Ratschläge Eine englische Artikel - Korrespondenz versendet einen Aufsatz des Viscount Sa¬ muel über den Stand der Palästina - Frage . Der Autor , dessen Darlegungen in der Wiener „ Neuen Freien Presse “ veröffent¬ licht werden , ist sichtlich bemüht , sich mit der Kritik auseinanderzusetzen , die seine bekannte Oberhausrede zurückge - ■ wjesen hat . Er versucht — zumal er nicht als Zionist , sondern als englischer Lord spricht — den Standpunkt der englischen Öffentlichkeit zu erklären , die sich , wie er ausführt , gegen das Mandat und die Fortführung der bisherigen Politik stellt . Sie sei mit der Politik der bloßen Gewalt und des bloßen Zwanges gegen die Ara¬ ber nicht einverstanden und würde auch ■ die Belassung einer großen Garnison in Palästina nicht gutheißen , sie würde auch nicht unbegrenzt das Opfer von Leben englischer Polizisten und Soldaten gut¬ beißen upd schon gar nicht die dauernde EaüreBKteig der arabischen Gefühle , vielleicht des ganzen Islams gegenüber England , nur um der jüdischen Aspiration willen . Daher sei die Kommission zu ihrem Teilungsvorschlag gekommen , daher hätten die zionistischen Führer kei¬ nen aktiven Widerstand geleistet und nur Verbesserungen verlangt , und daher nehme auch Samuel den Plan mit allen Risken und Schattenseiten als den ein¬ ten Ausweg an . Dieser Beweisführung wäre entgegen¬ zuhalten , daß das englische Parlament , das immerhin auch einiges über die Mei¬ nungen der Öffentlichkeit weiß , den Plan der Kommission , der zum Regierungs¬ antrag geworden war , durchaus nicht ge¬ billigt hat . Nur die Rücksicht auf das außenpolitische Prestige der Regierung hat eine Abstimmungsniederlage verhin¬ dert , nachdem Ormsby Gore schon die starren Linien des Planes aufgegeben hatte . Es ist nämlich von Wichtigkeit , daß die Kosten der Armee und Polizei nicht von England , sondern vom jüdi¬ schen Volk in Palästina getragen wurden , und es ist von Wichtigkeit , daß die fort¬ schreitende Verschlimmerung in Palä¬ stina eine Folge der falschen Mandats - führung war , die vom Sinn der Balfour - Erklärung ein Stück nach dem anderen wegeskamotierte , so lange , bis die radika¬ len Araber erkannten , daß die Samuel - sche Politik des Nachgebens und Zurück - weichens fortgesetzt wird . Das haben nicht nur die Zionisten gesagt , _ das hat im Unterhaus Wedgwood und n ™ haus Lord Melchett dargelegt . Freilich ist die ganze Angelegenheit inzwischen aus dem parlamentarischen Stadium herausgewachsen . Die britische Regierung hat wiederholt , daß sie aus dem Mandat entlassen werden will , und das ist eine politische Tatsache , einstwei¬ len . Vielleicht wird sich auch dies ändern . Aber wenn die englische Öffentlichkeit , wie Samuel von ihr erlauscht hat , keine Belassung einer großen Armee wünscht , weshalb bleibt dann England militärisch und politisch auch weiter in Palästina ? Gewiß ist auch das eine politische Tat¬ sache , die auch für unseren weiteren Weg bestimmend wirkt . Eine zeitliche Jerusalem , 8 . September . ( JTA . ) Das jü¬ dische Jahr 5697 ist in Palästina in einer höchst gespannten Atmosphäre Ende gegangen . Die Lage im Lande hat sich gegen Wochenende wieder bedeutend verschärft . Die Aufrufe der jüdischen und eines Teiles der arabischen Führer zu Ruhe und Ordnung scheinen nur wenig Erfolg gehabt zu haben . „ United Press “ meldet , daß auf Grund einer Verordnung zur Verhütung verbreche¬ rischer Anschläge in allen Landesteilen Pa¬ lästinas weiter zahlreiche Verhaf¬ tungen sowohl unter Juden wie unter Arabern vorgenommen werden . In H a i - fa wurden 15 Jugendliche , Araber und Juden , die der Polizei verdächtig sind , ver¬ haftet . In einem Dorfe bei Chedera wur¬ den am Sonnabend zehn Araber verhaf - Die Regierung hat das offizielle Organ des Mufti „ Ei L i w a “ für die Dauer von sechs Wochen und die revisionistische Zeitung „ H a j a r d e n “ für die Dauer eines Monats Nene arabische Terrorakte In dem christlichen Viertel von Safed wurde am Montag ein arabischer Kauf¬ mann ermordet . Er war bereits einige¬ mal von Terroristen bedroht worden , weü er angeblich an Juden Fleisch geliefert ken Universität auf Berg wurden mehrere Schüsse ab¬ gegeben . Die Poüzei erwiderte das Feuer und vertrieb die Angreifer . In den Straßen von Jerusalem sind am Freitag ununterbrochen Passanten angehal¬ ten und nach Waffen durchsucht worden . Unter den in T e 1 - A v i v verhafte¬ ten Revisionisten befindet sich der Leiter des Brit Hechajal . Menachem Arber , und der Vorsitzende der revisionistischen Arbeiterorganisation Akiba Brun . Die arabischen Bauern noch bewaffnet Der Berichterstatter der „ Morningpost “ ir Jerusalem meldet : Die allgemeine Lag « wird außerordentlich beunruhl ■ e n d . Die Beendigung der Ernte hat die lauern für Überfälle und Gesetzwidrig¬ keiten freigemacht , und da sie immer noch bewaffnet sind , besteht die Möglichkeit ernster Unruhen . Obwohl nicht nachgewiesen wurde , die letzten Morde an Arabern Juden schreiben sind , scheint es möglich , daß die von diesen bisher bewiesene Zurückhaltung am Ende ist . Von verantwortlichen Führern werden Vergeltungsmethoden schärfsten * verurteilt . Bei den ordnungsliebenden Ara¬ bern und Juden besteht allgemein der Wunsch , daß die bekannten Organisatoren Wahllose Verhaftungen von Juden Die gesamte jüdische Presse in Palä¬ stina protestiert in schärfster Weise gegen die unbegründeten Verhaftungen vieler Juden , die wahllos auf den Straßen in Chedera und Karkur vorgenommen wurden . Den verhafteten Juden wurde nicht einmal die Möglichkeit gegeben , ihr Alibi nachzuweisen . Die Erregung über diese Vorkommnisse unter der jüdischen Be¬ völkerung rief Straßendemonstra¬ tionen hervor . Eine Delegation der Stadtverwaltung intervenierte im Inter¬ esse der Verhafteten heim Superintendant - Stellvertreter Fitzgerald und äußerte ihr « Entrüstung über die Verhaftung unschul¬ diger Bürger . Die in Karkur festgenomraenen sechs jun - ; n Juden wurden am Sonntag , den 5 . Sep¬ tember wieder fr eigelassen . . Dawar “ nennt die Maßnahmen der Re¬ gierung „ präzedenzlos und unglaublich “ . Das Blatt stellt , fest , daß alle in das Kott - ; pjitrat,ionslager in Akko Verschickten der Polizei nicht , einmal einveruommen • den sind ; es handle sich durchwegs beiter , die ajs bar schlechtesten Bedingungen interniert ; man habe sie mit arabischen kriminellen Verbrechern in gemeinsame Zellen gesteckt . ShertoJc beim Oberkomman - dierenden Jerusalem , 8 . September . ( JTA . ) Der Lei¬ ter des politischen Departements der Jewish Agency , Mosche Shertok , ist von dem Kommandierenden der britischen Truppen in Palästina , Generalmajor A . G . W a v e 11 , empfangen worden und hat mit ihm über die Vorkehrungen zur Sicherung von Ruhe und Ordnung beraten . Der High Commission er au ! Urlaub High Commissioner Sir Arthur Wati¬ li o p e ist , wie gemeldet , am Sonnabend nach London yidtchpldwyn - Yi & yet - Festspiele - ' SCHWEDEN - KINO Triumph ( krSaison ! II r und Jsokretär William D . B a 11 e r s h i 11 vertreten . 19375 bis jetzt 7978 Einwan¬ derer Jerusalem , 8 . September . ( JTA . ) Amtlich wird bekanutgegeben . daß im August 1040 lerer nach Palä¬ stina gekommen sind . Die Zahl der jüdi¬ schen Einwanderer in den ernten acht Mo¬ rn 1937 betrug 7272 . Ring der Alt - Herren - Verbände der zionistischen Verbindungen Am Montag , den 13 . September 1937 , um 8 Uhr 30 abends spricht Im Mittleren Konzerthaussaale der Vize¬ präsident des A . C . Meir Crossman oder Ghetto Karten zu S - . 50 bis S 3 . — bei : Zionistisches Landeskomitee , L , Marc - Aurel - . Straße 5 . — Ring der A . - H . - Verbäade der zion . Verbindungen , I . , Kohlmarkt JO . — Neue Welt , IX . , Universitätsstraße 8 . — Kartenbüro „ Bazar “ , I . , Rotenturmstraße 19 , Rotgasse 6 . — Buch¬ handlung Richard Lanyi , I „ Kämtperstraße 44 . — Buchhandlung A . Meistrib , I . , Wollzeile 6 . — - Buchhandlung Moses Rath , II . , Taboratraße 20a . Palästinafrage auf der Konferenz von Slnaia Auf der in Sinaia abgehaltenen Konferenz der drei Mitgliedstaaten der Kleinen Entente haben der rumänische Außenminister A n - t o n e s c u , der jugoslawische Minister¬ präsident und Außenminister S t o j a di n o - w _ i c und der tschechoslowakische Außen¬ minister Ka . mil Krof ta bei Erörterung der verschiedenen Problem « der internationalen Politik sich auch mit der Paläetinafrasre und der geplanten Teilung Palästinas befaßt . Der Vorsitzende , Außenminister An to¬ ne ecu , referierte als Berichterstatter des Völkerbundes in Mandatsangel & genheiten für Mode und Geschmack finden ihren Ausdruck in unseren neuen HERBSTMODELLEN UNSER ANGEBOT in handrahmengenahten Sdilangensdiuhen ist unübertroffen ! II . TABORSTRASSE OA fristung dieser neuen Konstellation ist bisher vermieden worden , und so bleibt einstweilen der jüdische und der arabi¬ sche Staat nur im Glanz einer sehr fik¬ tiven Unabhängigkeit . Und es ist nur die logisehe Folge der Samuelschen Politik , daß der von ihm favorisierte Mufti heute alle Kräfte des Widerstandes gegen Eng¬ land sammelt und vorwärts treibt . Vis¬ count Samuel hat die Psychologie Palä¬ stinas als Oberkommissär falsch gesehen , er sieht die Psychologie der englischen Öffentlichkeit unrichtig — aber er gibt weiter Ratschläge , verbindet sich mit den amerikanischen Antizionisten und wendet sich gegen die jüdischen Aspirationen , deren einzige Grundforderung die ist . daß England sein ( Wort halteö soll . die laufende Session über den Bericht , den er im Zusammenhang mit dem Palästina - pToblem auf der Tagung des Völkerbund¬ rates in Genf erstatten wird . Es verlautet , daß der Minister in seinem Bericht an den Völkerbundrat die Ansicht äußern wird , daß eine sofort durchgeführte Teilung Palä¬ stinas den AntagoBisnus zwi¬ schen Arabern und Juden ver¬ schärfen würde . Besondere Auf¬ merksamkeit wird in dem Bericht der Tatsache gewidmet sein , daß die Araber große Expansionsmöglichkeiten besitzen , während die Juden auf ihr Siedlungsgebiet angewiesen sind , besonders , da ihrer Ein¬ wanderung in fast allen Ländern Schran¬ ken gesetzt sind . In dem Bericht wird auch zum Ausdruck kommen , daß , obwohl die Zeit für eine Teilung noch nicht reif ist , Schritte unternommen werden sollen , um allmählich einen arabischen und einen jüdischen Staat unter zwei getrennten Mandaten , beide unter britischer Kontrolle , zu errich - ten . Schließlich wird in dem Bericht be¬ tont , daß es Großbritannien zu verdanken sei , wenn die Araber ihre heutige Unab¬ hängigkeit erlangt und die Juden die Mög¬ lichkeit zur Errichtung eines National¬ heims erlalten laben . Als Vorbild für die beiden zu errichtenden Staaten soll das Schweizer K a n t on a l p r i n z i p dienen . In dem anläßlich des Abschlüsse ? der Be¬ ratungen der drei Minister hemisgegebenen offiziellen Communiqut : wirl die Palästina - frage nicht erwähnt . |