Salto 2

Nr. «06. Wien, Freitag, 19. November lflg?..

Cafe SüQCk.

I., OPERNRING 11

Täglich Abendkonzert / M. K. 3 Künstler spielen 16 Instrumente Musikalische Schau / Normale Tagespreise / Angenehmer Auf­enthalt / Treffpunkt der besten Gesellschaft / Sämtliche in- und ausländischeZeitungen liegen auf

nur, daß dieUnion die Situation nicht richtig erfaßt hat. Eine kleine und be­deutungslose Gruppe kann sich nicht durchsetzen. Der Kampf gegen derartige Veranstaltungen, die keinem öffentlichen Bedürfnis, sondern nur dem Konkurrenz­kampf entsprechen, kann nur von der Gemeinde, der legitimen Vertretung des Geeamtjudentuma. geführt werden. Jedenfalls hat dieUnion, wie ihr Herr Kresse versicherte, erreicht:Nun wer­den wir die von der Ortsgruppe Alser­grund geplante Weihnachtsschau nicht nur durchführen, sondern sie in beson­derem Maße fördern!

Diese Äußerung, die sich nicht in dem offiziellen Bericht findet, sondern in dem Referat in demKleinen Volksblatt, halten wir zum Gedächtnis fest. Sie zeigt, wie gering hierzulande das Ver­ständnis für Loyalität und das Verständ­nis für die Interessen der Wirtschaft ge­worden ist. Herr Kresse bezeichnet den Widerstand der jüdischen Kreise als Pro­vokation, über die er seine Empörung ausspricht und gegen die er das folgende zu sagen für gut findet:Wenn unsere Mahnung, die wir heute einmütig an die richten, die es angeht, ungehört bleiben sollte, dann werden wir zeigen, daß der Gewerbebund bereit ist, die Interessen der schwer um ihr Brot ringenden Ge­werbetreibenden zu verteidigen und in treuer Kameradschaft sich seiner be­drängten Mitglieder anzunehmen. Wir wollen in Frieden und Eintracht leben,, aber wir können auch mit unerbittlicher Härte kämpfen, wenn man uns heraus­fordert.

Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß die Vorgänge dieser Art nicht, nur in Österreich bekannt werden, sondern daß auch das Ausland sie zur Kenntnis nimmt. Das Judentum insbesondere in den angelsächsischen Ländern, verfolgt die Meldungen mit immer steigender Er­bitterung. Draußen in England z. B. wäre eine solchearische Weihnachts­ausstellung eine unvorstellbare An­gelegenheit. und es ist nur selbstver­ständlich, daß sich die Stimmung der jüdischen Kreise des Auslandes durch Drohungen und Beleidigungen nicht bessern wird.

Häuserverwaltungen

mit Mamfallgatamtet übernimmt,

Realitäten- und Hypothekengeschäfte

führt kulantest durch

Norbert Weichselbaum

behördl. konz. Büro, 1., Lugeck 7, R 23-0-23

Englands und Frankreichs Mandatspolitik

London, 18. November. (JTA.) Eine In­terpellation im Unterhaus, ob in den zwei letzten Jahren die britische und die franzö­sische Regierung über die Politik in P a 1 ä- s t in a, beziehungsweise in Syrien ein Einvernehmen gepflogen haben, beantwortete Lord Cranborne dahin, beide Regierun­gen hätten einander gegenseitig informiert und würden diese Praxis auch weiterhin fortsetzen; es bestehe jedoch keine Ver­pflichtung zur Konsultation, da eine jede Mandatsmacht nur dem Völkerbund verantwortlich sei.

BLAU - WEISS - Zünder (Keren-Kaiemeth- Ziinder) erhältlich bei: Viktor Adlere- berg. Trafik- und Hauehaltartikel, Wien, VII., Zollergasse 5, Tel. B 33-402.

Das geschlossene Tor

Die Einwanderungaverordnung der Palästina-Regierung ist jetzt erschienen. Sie legalisiert die bereit# seit Jahres­beginn beobachtete Durchführung des politischen Maximums, so wie es die Peel-Kommission als Übergangsmaß­nahme für den Fall des Mißlingens der Teilungsverhandlungen empfohlen hatte. Die Intervention der Jewish Agency gegen den erstveröffentlichten Entwurf hatte den Erfolg, daß die von den Beam­ten versuchte Diskriminierung der jüdi­schen Einwanderer alsAusländer jüdi­scher Rasse gestrichen wurde. Die Höchstziffer ist mit 8000 festgesetzt wor­den. Die Fristbestimmung ist in Kautschuk gelegt. Die Ziffer kann bis 31. März, aber auch bis zu einem später festzusetzenden Zeitpunkt in Geltung stehen. Immerhin ist der Charakter als Provisorium in die Verordnung aufgenom­men worden. Freilich haben Provisorien in Unruhezeiten gerne die Neigung, sich in Definitiva zu wandeln und es wird der Bureaukratie nicht schwer fallen, daß die Übergangszeit andauem muß, solange die in Aussicht gestellte neue Kommis­sion ihre Arbeiten nicht abgeschlossen hat.

Es besteht auch aller Grand zur An­nahme, daß sie bei der Einwanderung nicht stehen bleibt. Eine arabische Zeitung kündigt bereits ein Bodenverkaufsverbot an, das gegenseitig in dem arabischen und jüdischen Gebiet gelten soll. Die Nachricht ist einstweilen noch nicht be­stätigt, aber es ist glaubhaft, daß die Verwaltung den militärischen Ausnahms­zustand benützt, um ihre alte Gegner­schaft gegen die jüdischen Forderungen in rascher Folge äbzureagieren. Ein Er­folg für die Herstellung normaler Zu­stände ist nicht zu erwarten, im Gegen­teil, alle arabischen Bandenführer schöp­fen aus Verfügungen, wie Drosselung der jüdischen Einwanderung neue Er­munterung, während andererseits die ge­mäßigten Araber, die sich nach Kufie' und einem Modus vivendi sehnen und sich bereits vom Mufti loszusagen be­ginnen, abgeschreckt werden.

Die neue Verfügung ist ganz in dem Geiste gehalten, gegen den der vor wenigen Tagen verstorbene Ramsay MacDonald dessen das jüdische Volk stets in Treue und Ehren denken wird hat auftreten müssen. Das Weißbuch des Lord Passfield, des in den Adelsstand er­hobenen Arbeiterpolitikers Snowden, hatte sich bemüht, den politischen Sinn der Balfour-Erklfirung und des Man­dats hinwegzuinterpretieren. MacDonald schrieb dann den bekannten Brief an Dr. Weizmann, in dem er wenigstens zu einem Teil den jüdischen Standpunkt an­erkannte. Aber die Verwaltung folgte auch diesen Leitlinien nicht und blieb bei ihrer Obstruktion. Es wird immer und gewiß mit Recht hervorgehoben, daß ohne England und seine Macht nicht eine halbe Million Juden in Palästina wäre. Aber wenn England seine Organe klarer über den Zusammenhang zwischen dem Mandat und seinen Weltinteressen in­struiert hätte, so hielte heute das jüdi­sche Volk viel weiter, und es stünde besser um Palästina und den ganzen Orient, besser auch um die englische Po­sition. Eine starke jüdische Siedlung in Palästina bedeutet die unbedingte Siche­rung des Friedens wenigstens auf dieser Seite des Mittelmeerbeckens. Die Ver­hinderung der jüdischen Landnahme war zugleich eine fortschreitende Stärkung der antiengiischen Tendenzen, und heute ist es so weit, daß die von einigen Ge­schäftsagitatoren vorgetäuschte panarabi- sche Bewegung in den Rahmen der gegen England sich bildenden Konstellation emgespannt werden konnte. Der Mufti, dessen Aspirationen die Juden schon vor Jahren erkannt hatten, konnte im Son­nenglanz englischer Gunst seine Ränke spinnen und ein Agitationsnetz schaffen,

das zu entwirren England und Frank­reich nunmehr ihre ganze Macht aufbieten müssen.

ln Palästina ist unter den Auge® der Mandatsbehörden der Brand vorbereitet worden, der beute bis nach Marokko übergegriffen hat, und die Freundlichkeit der bekannten europäischen Staaten sorgt in Schrift und Bild und Rundfunk dafür, daß Judentum, England und Frankreich gleichgehaßte Ziele der mit viel Geld auf­gefütterten Belegung bleiben. Palästina ist Orient und im Orient kann nicht mit den normalen Mitteln der europäischen Demokratie gearbeitet werden. Dort im­poniert nur die Macht und der unbeirrbare Willen, sie anzuwenden. Gerade jetzt

Sfieucaluetaifütt^

fd« feme HERREN-WASCHE

FISCHER

8 .FEIPGAHE 1

Milde Richter für Szalasi

wäre es am Platze gewesen, den Auftrag des Völkerbundes im weitesten Umfang zu erfüllen und eine ausgiebige Einwan­derung der jüdischen Jugend durch­zuführen, die in den Kerkerländern Europas mit brennender Ungeduld auf den Augenblick der Erfüllung ihrer Sehn­sucht wartet. Aber die Bürokraten sperren just jetzt das Tor zu. Hundert­tausend« stehen bereit, 8000 sollen ©in­gelassen werden...

Aus aller Welt

Rassenhaß und Christentum

Was Stärke ist, das deutet der Rassismus als Schwäche. Am liebsten möchte er Christus selbst zum strahlenden Sonnen- und Kriegsgott umdichten, den das finstere Prinzip - Juda niederzuringen versucht. Rauben möchte der Rassismus der Mensch­heit ihre tiefste und erschütterndste Erfah­rung: die Erfahrung des Gottes in demütig leidender Menschengestalt: den gekreuzig­ten Gott. Kein Zufall ist es, daß der Rassismus das Glaubensdagma des reaktio­närsten Regimes der Gegenwart ist. Denn er bedeutet auch weltanschaulich ein Zu­rück in die schon seit zwei Jahrtausenden überwundenen Regionen einer flachen und primitiven Geistigkeit. I

(Wiener Stadt-Stimmen.) Aus der grünen Steiermark

Heute fordert Welt-Geld'-.Juda Frankreichs Vernegerung! Heute predigt der Sendling Frankreichs, C. Kalergi, denpaneuropäiseh- kegroid-asiatischen t Mischling, als idemvZu-,' kunftsmeasehea! Heute wird von einer völlig rückgratlosen Afterpresse immer wieder Frankreich gegen das neuerstarkte Deutsch­land ausgespielt, das seinen Friedenswillen nicht oft und laut genug vernehmbar ma­chen kann. Aber wehe den Hetzern!Der Kampf gegen die Fremden könnte eines Tages das Schlagwort einer großen franzö­sischen Rechtsbewegung sein. Er wird in jedem Falle in Frankreich das sein, was der Antisemitismus in Deutschland ist (wie Konrad Heiden auf Seite 332 seine« Pam­phlets die Larve lüftet). Diesen Tagen gehen wir entgegen.

(Alpenländ. Wochenschau, Mürzzuschlag)

Tirol verludet?

Es ist schon an und für sich ein er­schreckender Umstand, daß die jüdischen Kreise in Tirol so viel Einfluß haben, daß sich Männer dazu hergeben, die jüdischen Intereseen gegen ihre eigenen Volfezugehö- rigen zu vertreten, und zwar sofort so radi­kal. Der vorliegende Tatbestand allein be­weist, wie dringend es wäre, auch in der Provinz die Judenfrage aufzuwerfen. Wir sind völlig überzeugt, daß das Verbot der Antisemitenbundversammlung in Innsbruck beim christlich-deutschen Volk Tirols aber schon gar kein Verständnis gefunden hat. (österreichische Volkspresse)

Budapest, 19. November, (Priv.) Die Kö­nigliche Tafel als zweite Instanz beschäftigte sich heute mit zwei Prozessen, in denen der Major Franz Szalasi in der ersten In­stanz verurteilt worden ist. Szalasi hat be­kanntlich eine Partei unter dem TitelP a r- tei des Nationalen Willens ge­gründet und eine große Anzahl von Flug­schriften herausgegeben, deren Inhalt von der Staatsanwaltschaft inkriminiert wor­den war. In dem Strafprozeß wurde Szalasi in erster Instanz zu drei Monaten Ge­fängnis verurteilt. Die zweite Instanz setzte heute diese Strafe auf zwei Mo­nate herab, jedoch mit Bewährungs­frist.

In einem andern Prozeß lautete die An­klage auf konfessionelle Aufrei­zung. Der Angeklagte wurde von der I. Instanz zu einem Monat Gefäng­nis verurteilt. Die H Instanz annul-

CAFE BUCHSBAUM

II., Kleine Pfarrgasse 21 Telephon A 43-5 -19

Bürgerliches FsmHIeneef* ln- u. «Hündische Zei- tungen Separ. Raum f. geschlossene Gesellschaften Herabgesetzt© Preise Aufmerksame Bedienung

1 i e r t e dieses Urteil aus formalen Gründen und wies die erste Instanz an, ein neues Ur­teil zu fällen. In der Begründung des erst­erwähnten Urteils wird dargelegt, Szalasi müsse verurteilt werden, weil seine Fest­stellung, daß Ungarn ein Juden­staat sei, eine schwere Aufwie­gelung bedeute. Dagegen könne fest- gestellt werden, daß er den Ausdruck Jude nur in einem streng umschriebe­nen Rahmen gebrauchte, indem er die Aus­drücke auf einzelne Führer der sozialdemokratischen Organi­sationen und auf einzelne Wirt­schaftsfaktoren gemünzt hat.

BankgescliMI

Bernhard Wächter

Wien. I., Franz-Josefs-Kal 61 (Sohottenring 32;

Börsenaufträge, Klassenlose, Wechselinkasso

Oie Meldungen

Uber Ibn Sand

Kairo, 18. November. (JTA.) Die Zeitung Ahram meldet aus Riadh, daß König Ihn Saud seine beabsichtigte Reise nach Mekka abgesagt hat und in kurzer Zeit eine Erklärung zur Palästinafrage veröffentlichen werde.

Restaurant Billet

18,5 Bestrenommierte KQdie -w

Reichhaltig« Menüs i S 190 u.2'60

Wehrerziehung bei Makkabi

ll.,Haromerpurgstallsas$e3 (nächst SalztorbrQdce)

Der Hakkabi-Verband in der Tschechoslo­wakei hält vom 31. Oktober bis 1. November in Lundenburg seine außerordentliche Voll­versammlung ab, die ein Sonderreferat Über die Wehrerziehung der Jugend umfaßt. An­läßlich der Vollversammlung wird auch ein eintägiger Wehrerziehungskurs für die Trai­ner des Makkabi veranstaltet werden, dessen Leitung Oberstleutnant Wiedermann vom Nationalverteidigungsministerium übernom­men hat. (Tschechoslowakisches Preßbüro)

Wieder Selbstmord eines jüdischen Studenten

Der 20jährige jüdische Student der Me­dizin Peter Hecht in Wien hat. Selbst­mord verübt. Die Ursache ist die Aussichts­losigkeit, als Jude den medizinischen Beruf später auezuttben. Ee ist dies bereits der vierte Selbstmord jüdischer Me­diziner in der letzten Zeit.

Die Wiederwahl La Guardias

Die Wiederwahl La Guardias setzt weiter nicht in Erstaunen, da bekanntlich New- York zu einem Drittel aus Juden besteht, die selbstverständlich ihren Schützling auch in geeigneter Formunterstützt haben.

(Leipziger Neueste Nachrichten.)

Schenket Bücher zu Chanukkah. Unter dieser Devise veranstaltet die Buchhandlung R. Löwit eine große Verkaufsausstellung, die sämtliche modernen jüdischen Bücher für jung und alt zeigt. Wir machen unsere Leser nachdrück- 1 lohst auf diese BUcherscbau aufmerksam. Chanukkah soll das Fest des jüdischen Buches werden!

Oberrabbiner Chajes-Gedenkausstellung 1 -ai*

Eröffnung: Sonntag, 2t. November 1937, 11 Uhr vorm. DftiMrS Vom 21. November bis 5. Dezember 1937

Besuchszeit: An Sonntagen von 10 bis 1 Uhr mittags und 3 bis 8 Uhr abends, Montag bis Donnerstag von 3 bis 9 Uhr abends