Salto 2
Nr. «06. — Wien, Freitag, 19. November lflg?..
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nur, daß die „Union“ die Situation nicht richtig erfaßt hat. Eine kleine und bedeutungslose Gruppe kann sich nicht durchsetzen. Der Kampf gegen derartige Veranstaltungen, die keinem öffentlichen Bedürfnis, sondern nur dem Konkurrenzkampf entsprechen, kann nur von der Gemeinde, der legitimen Vertretung des Geeamtjudentuma. geführt werden. Jedenfalls hat die „Union“, wie ihr Herr Kresse versicherte, erreicht: „Nun werden wir die von der Ortsgruppe Alsergrund geplante Weihnachtsschau nicht nur durchführen, sondern sie in besonderem Maße fördern!“
Diese Äußerung, die sich nicht in dem offiziellen Bericht findet, sondern in dem Referat in dem „Kleinen Volksblatt“, halten wir zum Gedächtnis fest. Sie zeigt, wie gering hierzulande das Verständnis für Loyalität und das Verständnis für die Interessen der Wirtschaft geworden ist. Herr Kresse bezeichnet den Widerstand der jüdischen Kreise als Provokation, über die er seine Empörung ausspricht und gegen die er das folgende zu sagen für gut findet: „Wenn unsere Mahnung, die wir heute einmütig an die richten, die es angeht, ungehört bleiben sollte, dann werden wir zeigen, daß der Gewerbebund bereit ist, die Interessen der schwer um ihr Brot ringenden Gewerbetreibenden zu verteidigen und in treuer Kameradschaft sich seiner bedrängten Mitglieder anzunehmen. Wir wollen in Frieden und Eintracht leben,, aber wir können auch mit unerbittlicher Härte kämpfen, wenn man uns herausfordert.“
Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß die Vorgänge dieser Art nicht, nur in Österreich bekannt werden, sondern daß auch das Ausland sie zur Kenntnis nimmt. Das Judentum insbesondere in den angelsächsischen Ländern, verfolgt die Meldungen mit immer steigender Erbitterung. Draußen in England z. B. wäre eine solche „arische Weihnachtsausstellung“ eine unvorstellbare Angelegenheit. und es ist nur selbstverständlich, daß sich die Stimmung der jüdischen Kreise des Auslandes durch Drohungen und Beleidigungen nicht bessern wird.
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Englands und Frankreichs Mandatspolitik
London, 18. November. (JTA.) Eine Interpellation im Unterhaus, ob in den zwei letzten Jahren die britische und die französische Regierung über die Politik in P a 1 ä- s t in a, beziehungsweise in Syrien ein Einvernehmen gepflogen haben, beantwortete Lord Cranborne dahin, beide Regierungen hätten einander gegenseitig informiert und würden diese Praxis auch weiterhin fortsetzen; es bestehe jedoch keine Verpflichtung zur Konsultation, da eine jede Mandatsmacht nur dem Völkerbund verantwortlich sei.
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Das geschlossene Tor
Die Einwanderungaverordnung der Palästina-Regierung ist jetzt erschienen. Sie legalisiert die bereit# seit Jahresbeginn beobachtete Durchführung des „politischen Maximums“, so wie es die Peel-Kommission als Übergangsmaßnahme für den Fall des Mißlingens der Teilungsverhandlungen empfohlen hatte. Die Intervention der Jewish Agency gegen den erstveröffentlichten Entwurf hatte den Erfolg, daß die von den Beamten versuchte Diskriminierung der jüdischen Einwanderer als „Ausländer jüdischer Rasse“ gestrichen wurde. Die Höchstziffer ist mit 8000 festgesetzt worden. Die Fristbestimmung ist in Kautschuk gelegt. Die Ziffer kann bis 31. März, aber auch bis zu einem später festzusetzenden Zeitpunkt in Geltung stehen. Immerhin ist der Charakter als Provisorium in die Verordnung aufgenommen worden. Freilich haben Provisorien in Unruhezeiten gerne die Neigung, sich in Definitiva zu wandeln und es wird der Bureaukratie nicht schwer fallen, daß die Übergangszeit andauem muß, solange die in Aussicht gestellte neue Kommission ihre Arbeiten nicht abgeschlossen hat.
Es besteht auch aller Grand zur Annahme, daß sie bei der Einwanderung nicht stehen bleibt. Eine arabische Zeitung kündigt bereits ein Bodenverkaufsverbot an, das gegenseitig in dem arabischen und jüdischen Gebiet gelten soll. Die Nachricht ist einstweilen noch nicht bestätigt, aber es ist glaubhaft, daß die Verwaltung den militärischen Ausnahmszustand benützt, um ihre alte Gegnerschaft gegen die jüdischen Forderungen in rascher Folge äbzureagieren. Ein Erfolg für die Herstellung normaler Zustände ist nicht zu erwarten, im Gegenteil, alle arabischen Bandenführer schöpfen aus Verfügungen, wie Drosselung der jüdischen Einwanderung neue Ermunterung, während andererseits die gemäßigten Araber, die sich nach Kufie' und einem Modus vivendi sehnen und sich bereits vom Mufti loszusagen beginnen, abgeschreckt werden.
Die neue Verfügung ist ganz in dem Geiste gehalten, gegen den der vor wenigen Tagen verstorbene Ramsay MacDonald — dessen das jüdische Volk stets in Treue und Ehren denken wird — hat auftreten müssen. Das Weißbuch des Lord Passfield, des in den Adelsstand erhobenen Arbeiterpolitikers Snowden, hatte sich bemüht, den politischen Sinn der Balfour-Erklfirung und des Mandats hinwegzuinterpretieren. MacDonald schrieb dann den bekannten Brief an Dr. Weizmann, in dem er wenigstens zu einem Teil den jüdischen Standpunkt anerkannte. Aber die Verwaltung folgte auch diesen Leitlinien nicht und blieb bei ihrer Obstruktion. Es wird immer und gewiß mit Recht hervorgehoben, daß ohne England und seine Macht nicht eine halbe Million Juden in Palästina wäre. Aber wenn England seine Organe klarer über den Zusammenhang zwischen dem Mandat und seinen Weltinteressen instruiert hätte, so hielte heute das jüdische Volk viel weiter, und es stünde besser um Palästina und den ganzen Orient, besser auch um die englische Position. Eine starke jüdische Siedlung in Palästina bedeutet die unbedingte Sicherung des Friedens wenigstens auf dieser Seite des Mittelmeerbeckens. Die Verhinderung der jüdischen Landnahme war zugleich eine fortschreitende Stärkung der antiengiischen Tendenzen, und heute ist es so weit, daß die von einigen Geschäftsagitatoren vorgetäuschte panarabi- sche Bewegung in den Rahmen der gegen England sich bildenden Konstellation emgespannt werden konnte. Der Mufti, dessen Aspirationen die Juden schon vor Jahren erkannt hatten, konnte im Sonnenglanz englischer Gunst seine Ränke spinnen und ein Agitationsnetz schaffen,
das zu entwirren England und Frankreich nunmehr ihre ganze Macht aufbieten müssen.
ln Palästina ist unter den Auge® der Mandatsbehörden der Brand vorbereitet worden, der beute bis nach Marokko übergegriffen hat, und die Freundlichkeit der bekannten europäischen Staaten sorgt in Schrift und Bild und Rundfunk dafür, daß Judentum, England und Frankreich gleichgehaßte Ziele der mit viel Geld aufgefütterten Belegung bleiben. Palästina ist Orient und im Orient kann nicht mit den normalen Mitteln der europäischen Demokratie gearbeitet werden. Dort imponiert nur die Macht und der unbeirrbare Willen, sie anzuwenden. Gerade jetzt
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Milde Richter für Szalasi
wäre es am Platze gewesen, den Auftrag des Völkerbundes im weitesten Umfang zu erfüllen und eine ausgiebige Einwanderung der jüdischen Jugend durchzuführen, die in den Kerkerländern Europas mit brennender Ungeduld auf den Augenblick der Erfüllung ihrer Sehnsucht wartet. Aber die Bürokraten sperren just jetzt das Tor zu. Hunderttausend« stehen bereit, 8000 sollen ©ingelassen werden...
Aus aller Welt
Rassenhaß und Christentum
Was Stärke ist, das deutet der Rassismus als Schwäche. Am liebsten möchte er Christus selbst zum strahlenden Sonnen- und Kriegsgott umdichten, den das finstere Prinzip -— Juda — niederzuringen versucht. Rauben möchte der Rassismus der Menschheit ihre tiefste und erschütterndste Erfahrung: die Erfahrung des Gottes in demütig leidender Menschengestalt: den gekreuzigten Gott. Kein Zufall ist es, daß der Rassismus das Glaubensdagma des reaktionärsten Regimes der Gegenwart ist. Denn er bedeutet auch weltanschaulich ein Zurück in die schon seit zwei Jahrtausenden überwundenen Regionen einer flachen und primitiven Geistigkeit. I
(„Wiener Stadt-Stimmen“.) Aus der grünen Steiermark
Heute fordert Welt-Geld'-.Juda Frankreichs Vernegerung! Heute predigt der Sendling Frankreichs, C. Kalergi, den „paneuropäiseh- kegroid-asiatischen t Mischling“, als idemvZu-,' kunftsmeasehea! Heute wird von einer völlig rückgratlosen Afterpresse immer wieder Frankreich gegen das neuerstarkte Deutschland ausgespielt, das seinen Friedenswillen nicht oft und laut genug vernehmbar machen kann. Aber wehe den Hetzern! „Der Kampf gegen die Fremden könnte eines Tages das Schlagwort einer großen französischen Rechtsbewegung sein. Er wird in jedem Falle in Frankreich das sein, was der Antisemitismus in Deutschland ist —“ (wie Konrad Heiden auf Seite 332 seine« Pamphlets die Larve lüftet). Diesen Tagen gehen wir entgegen.
(Alpenländ. Wochenschau, Mürzzuschlag)
Tirol verludet?
Es ist schon an und für sich ein erschreckender Umstand, daß die jüdischen Kreise in Tirol so viel Einfluß haben, daß sich Männer dazu hergeben, die jüdischen Intereseen gegen ihre eigenen Volfezugehö- rigen zu vertreten, und zwar sofort so radikal. Der vorliegende Tatbestand allein beweist, wie dringend es wäre, auch in der Provinz die Judenfrage aufzuwerfen. Wir sind völlig überzeugt, daß das Verbot der Antisemitenbundversammlung in Innsbruck beim christlich-deutschen Volk Tirols aber schon gar kein Verständnis gefunden hat. („österreichische Volkspresse“)
Budapest, 19. November, (Priv.) Die Königliche Tafel als zweite Instanz beschäftigte sich heute mit zwei Prozessen, in denen der Major Franz Szalasi in der ersten Instanz verurteilt worden ist. Szalasi hat bekanntlich eine Partei unter dem Titel „P a r- tei des Nationalen Willens“ gegründet und eine große Anzahl von Flugschriften herausgegeben, deren Inhalt von der Staatsanwaltschaft inkriminiert worden war. In dem Strafprozeß wurde Szalasi in erster Instanz zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Die zweite Instanz setzte heute diese Strafe auf zwei Monate herab, jedoch mit Bewährungsfrist.
In einem andern Prozeß lautete die Anklage auf konfessionelle Aufreizung. Der Angeklagte wurde von der I. Instanz zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die H Instanz annul-
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1 i e r t e dieses Urteil aus formalen Gründen und wies die erste Instanz an, ein neues Urteil zu fällen. In der Begründung des ersterwähnten Urteils wird dargelegt, Szalasi müsse verurteilt werden, weil seine Feststellung, daß Ungarn ein Judenstaat sei, eine schwere Aufwiegelung bedeute. Dagegen könne fest- gestellt werden, daß er den Ausdruck „Jude“ nur in einem streng umschriebenen Rahmen gebrauchte, indem er die Ausdrücke auf einzelne Führer der sozialdemokratischen Organisationen und auf einzelne Wirtschaftsfaktoren gemünzt hat.
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Oie Meldungen
Uber Ibn Sand
Kairo, 18. November. (JTA.) Die Zeitung „Ahram“ meldet aus Riadh, daß König Ihn Saud seine beabsichtigte Reise nach Mekka abgesagt hat und in kurzer Zeit eine Erklärung zur Palästinafrage veröffentlichen werde.
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Wehrerziehung bei Makkabi
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Der Hakkabi-Verband in der Tschechoslowakei hält vom 31. Oktober bis 1. November in Lundenburg seine außerordentliche Vollversammlung ab, die ein Sonderreferat Über die Wehrerziehung der Jugend umfaßt. Anläßlich der Vollversammlung wird auch ein eintägiger Wehrerziehungskurs für die Trainer des Makkabi veranstaltet werden, dessen Leitung Oberstleutnant Wiedermann vom Nationalverteidigungsministerium übernommen hat. (Tschechoslowakisches Preßbüro)
Wieder Selbstmord eines jüdischen Studenten
Der 20jährige jüdische Student der Medizin Peter Hecht in Wien hat. Selbstmord verübt. Die Ursache ist die Aussichtslosigkeit, als Jude den medizinischen Beruf später auezuttben. Ee ist dies bereits der vierte Selbstmord jüdischer Mediziner in der letzten Zeit.
Die Wiederwahl La Guardias
Die Wiederwahl La Guardias setzt weiter nicht in Erstaunen, da bekanntlich New- York zu einem Drittel aus Juden besteht, die selbstverständlich ihren Schützling auch in geeigneter Form „unterstützt“ haben.
(„Leipziger Neueste Nachrichten“.)
Schenket Bücher zu Chanukkah. Unter dieser Devise veranstaltet die Buchhandlung R. Löwit eine große Verkaufsausstellung, die sämtliche modernen jüdischen Bücher für jung und alt zeigt. Wir machen unsere Leser nachdrück- 1 lohst auf diese BUcherscbau aufmerksam. Chanukkah soll das Fest des jüdischen Buches werden!
Oberrabbiner Chajes-Gedenkausstellung 1 -ai*
Eröffnung: Sonntag, 2t. November 1937, 11 Uhr vorm. DftiMrS Vom 21. November bis 5. Dezember 1937
Besuchszeit: An Sonntagen von 10 bis 1 Uhr mittags und 3 bis 8 Uhr abends, Montag bis Donnerstag von 3 bis 9 Uhr abends