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Nr. 009. — Wien, Freitag, 20. November 1987.
sittlichen Werte ebenso verkümmern ließ, wie Gefühl und Interesse dafür.
Der Zionismus bedeutet nun eine gewaltige Reaktion gegen diese Verfallserscheinung. Gleich dem ersten Kongreß entrang sich die Formulierung des Problems: Zionismus als Heimkehr zum Judentum noch vor der Rückkehr ins Judenland. Selbstbesinnung war darum die erste Forderung, Besinnung auf die Werte des Judentums. Und da es galt, die Entfremdeten behutsam zurückzuführen, erwies sich gerade das Cha- nukkahfest als besonders geeignetes Mittel hiezu. In die nationale Sphäre transponiert, doch immer noch durchglüht von seiner religiösen Wärme, konnte es zum populärsten unserer
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Ohne Herzl keine Balf our-Deklaration!
Oberinspektor MorizWo'f
Jconz. Reailtätenkanzlei, VTL, Seidengasse 4 TeL B 35-6-49 «mpftehtt »Ich für
Der Testamentsvollstrecker Theodor i tive der Zionistischen Organisation, liegt im Herzls, Herr Direktor Moritz E e i- Archiv des Auswärtigen Amtes in London
c h e n f e 1 d, schreibt uns: und ebenso j m Archiv der Zonistischen _ _ ...
In der Nummer der „Stimme“ vom 6. No-' Organisation, respektive der Jewish Agency! HMUClff 0 > l l lif3llBt881lfld'l ■ember a. c. ist ein Aufsatz, „Zwanzig! in Jerusalem. Eines Tages werden diese 1 ®
Jahre Balf our-Deklaration“ von Dr. Hugo Archive freigegeben werden, man wird die Hermann. Dort heißt es: „Herzl gelang es Akten prüfen und veröffentlichen können, nicht, sein Ziel su erreichen“, und dann Es werden darüber wahrseheinUoh noch später noch drastischer: „Bis zur Balfour- Jahrzehnte vergehen, denn es ist englische
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Feste werden, zum Makkabäerfest; bringt es doch so vieles, daß es jedem etwas bringt, der nur guten Willens ist, dem nationalen Juden das beispielgebende historische Ereignis, dem religiösen Juden das holde Erlebnis des Wunde allen eine tiefe, hinreißende Symbolik.
Die historische Fundierung unsei Festes hat davon auszugehen, daß der Alexanderzug der damaligen Welt ein völlig verändertes geistiges Antlitz einprägte, indem sich das Griechentum in seiner zivilisatorischen Form als Hellenismus das Mittelmeer und Vorderasien eroberte. Seinen glänzenden äußeren Lebensformen ebenso wie der heiteren und freien Lebensauffassung erschloß sich die Welt leicht. Griechisch wurde ihr Denken und Fühlen, griechisch die Sprache der Welt. Und in diesem Meere des Griechentums gab es nur eine kleine andersgeartete Insel — das jüdische Land. Unter der toleranten Regierung der Ptolemäer eine Provinz Ägyptens,
PARFÜMERIE
HERMANN STARER
I., SEILERSTÄTTE 20
wurde es 203 v. Chr. die Siegesbeute des syrischen Königs Antiochus des Großen. 1*75 kommt Antiochus IV. Epiphanes auf den Thron, ein Herrscher, der nach den Zeugnissen der antiken Welt seine Qualitäten hatte, ein Förderer von Kunst und Wissenschaft, begabter Feldherr und von großer persönlicher Tapferkeit. Aber er hatte sein Regierungsprogramm und suchte es mit Konsequenz und jener Grausamkeit durchzusetzen, die keineswegs ein Privileg des Altertums geblieben ist. Das Makkabäerbuch hat das Wesentliche an diesem Programm erkannt und herausgearbeitet:
„Und Antiochus ließ ein Gebot aus- gehn durch sein ganzes Reich, daß alle Völker einerlei Gottesdienst halten sollten, und da verließen alle Völker ihre Gesetze und willigten ein.“
Zu diesem äußeren Druck auf das jüdische Land gesellten sich innere Wirren. Das Griechentum fand auch hier seine Freunde. Besonders die höheren Stände gefielen sich in den modern gewordenen Formen der griechischen Welt. Politik und Selbstsucht der herrschenden Kreise taten das ihre und verursachten jene Kämpfe und Zusammenstöße, die Antiochus 169 willkommenen Anlaß
p der Zionismus eine von
getragene Bewe-
Deklaration
tp
guag.“
Nun hat man Herzl in England schön im Jahre 1901 als Machtfaktor anerkannt und das Foreign Office in London verhandelte mit Herzl als dem Führer einer großen jüdischen Bewegung. Es gibt zahlreiche offizielle Aktenstücke des Foreign Office und des Kolonialamtes in London, die hinreichend beweisen, daß man der sogenannten Privatperson Ei Arish und später Uganda anbot Es taten dies Joe Chamberlain, Marquis Landsdowne und später andere große englische Staatsmänner, wie Balfour und Lloyd George.
Diese Korrespondenz mit Herzl, respek-
Tradition und auch teilweise Gesetz, diplomatische Akten erst dann bekanntzugeben, wenn diese ganz objektiv behandelt werden können. Auch das Archiv ln Jerusalem wird nur spät und langsam zur Aufklärung belohne Herzls Tätigkeit im Foreign Office und auf der Basler und Londoner Tribüne bei den sechs von ihm geleiteten Kongressen wäre es nie zur Balfour-Deklaration gekommen; denn Herzl war es, der die Judenfrage vor das europäische Forum gebracht hatte. Herzls Wirken ist so groß, daß erst spätere Jahrhunderte diese Prophetenarbeit voll würdigen werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
M. Reichenfeld m. p.
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Wieder ein gefälschtes Geständnis
Die jüdische Weltherrschaft ist kein ; sei ein Artikel erschienen, worin ausgeführt Märchen, das hat, wie man auch in öster- \ wurde, daß es nur zwei Weltmächte gebe: reichischen antisemitischen Zeitungen lesen j England und die Juden, so wie es im Aberkennte, jüngst wieder ein ungarisches j tum nur zwei Weltmächte gegeben habe, Blatt endgültig dokumentarisch festge-j nämlich Rom und die Juden. Allerdings stellt. In einer Budapester zionistischen unterschieden sich die beiden darin, daß Zeitung, die „Orszdgos Egyetörtes“ heißt, | des englische Weltreich im Raum und das
griechisch geworden. Die wenigen Patrioten sind in die Wüsten und in die Berge entflohen. Da entfaltet in höchster Not das Geschlecht der Hasmonäer die Fahne des Aufruhrs gegen den griechischen Geist. Und nun beginnt das Hohelied jenes Heldentums, das unserem Feste seine unversiegte Anziehungskraft verliehen Jiat, jepes Heldentum^, d$|
vor uns zu dem Geschlechte bekennen, das aus dem Dunkel in das Helle strebt. Und erst das Symbol des brennenden Lichtes, das wir mit aller Menschheit teilen, das wiederkehrt in den Mythen, Kulten, Sagen, Märchen aller Völker! Tief in die Urzeit reicht dieses innere Wissen vom Lichte, bis ein Erleuchteter, -t— r—eüvJjjehnr in seiner höchsten Inspiration- nach Carlyle in tiefer Berührung mit den I dieses Gesicht schauen und in Worte verborgenen Triebfedern des mensch-! formen konnte, heitlichen Wesens und den wichtigsten Gott sprach: Es werde Licht! Lebensfragen in dieser Welt steht. Ein | Wie aber wird uns, da die Gelehrten Heer nach dem anderen entsendet der j unseres Jahrhunderts, die daran gegan- Syrerkönig, immer mächtiger werden die! gen sind, der Natur mit Hebeln und Aufgebote, immer klangvoller die Namen Schrauben ihr Geheimnis abzuzwingen, der Führer, aber nicht Feldherrnkunst nun als letzte Weisheit verkünden, daß noch Kriegserfahrung der Syrer kann das Licht die Urmaterie darstellt? gegen die übermenschliche Kraft der j Vom Sinnbild des göttlichen Geistes, Überzeugung aufkommen, die sich Sieg vom Licht des Altars sind die Lichter um Sieg erringt, bis 164 Juda Makkabi unseres Festes entnommen und uns fiir das Heiligtum wieder seiner Bestimmung alle Zeiten mitgegeben, aber sie ent- zuführen kann. sprechen auch in undefinierbarer Weise
Daß unser Völkchen als einziges unserem Mensch-Gefühle. Es ist wohl das gegenüber den Verlockungen einer glän- Gefühl um eine Verwandtschaft, da doch zenden Welt seine sittenstrenge Eigen- der Lebensprozeß physiologisch nichts art wahren, daß ein kleines Häuflein anderes ist als der eines abbrennenden Entschlossener einer Weltmacht siegreich Lichtes. Darum hat es seinen bedeu- trotzen konnte, das muß selbst den Histo- tungsvollen Sinn, wenn — wieder in riker in der Kühle seiner Wissenschaft- aller Welt — das brennende Licht die liehkeit wie ein Wunder anmuten; und menschliche Seele symbolisieren will, so die fromme Legende umbrämt das histo- in ihrer Verklärung, wie jede Großtat rische Geschehen, das so ganz allen Ge- des Geistes, jeder Flug der Gedanken, setzen menschlicher Voraussicht wider- jede Leidenschaft in die Bilder des Lich- sprlcht, mit der Poesie jenes Wunders, tes gekleidet werden kann, der Erleuch- das die Seele hier ersehnt. Als man das tung, der Entflammung, ewige Licht im Heiligtum entzünden Und wie die Finsternis das Zeichen wollte, fand sich nach der Erzählung des des Chaos, wie sie die furchtbare Plage Midrasch nur ein Krüglein, das mit dem Ägyptens war, so wollen wir darum Siegel des Hohenpriesters versehen war, überall Licht verbreiten, besonders dort, aber es war darin nicht mehr, als um die wo Freude und Feierstimmung herrschen Lichter eines Tages zu entzünden. Sie sollen. Diese Lichtlein unseres Festes
üdische in dar Zeit liege. Englands lacht ruh« auf seinen Diplomaten, seinen Festungen, seiner Flotte, eelnem materiellen Reichtum, die Macht der Juden auf ihren Jesehiwot, ihren Rabbinern und Gaonim. Aber eben darum könnte da« britische Weltreich eines Tages doch vernichtet werden, während aas jüdische unangreifbar und darum unbesiegbar sei. Gegen den Geist, gegen die Idee seien Kanonen machtlos... Wiener und provinzielle nationalbetonte Blätter braohten von einer Zentralstelle verfaßte Auszüge aus dem Artikel, der als „jüdisches Geständnis“ charakterisiert wurde. Wir sind der Angelegenheit naehgegangen — nicht als ob wir uns etwa wegen des Artikels irgend jemandes zu rechtfertigen hätten — und gar vor dieser Presse! — sondern, wir gestehen es,
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eigentlich sozusagen sportmäßig, neugierig, wo nun in diesem Fall wieder die antisemitische Fälschung stecken mag. Wir haben folgendes featgestellt:
Im „Orszdgos EgyeWrtös“ ist am 18. November 1931 unter dem Titel „England und Israel: Zwei Großmächte“ aus der Feder von Max Pintdr ein Artikel erschienen, der tatsächlich von einem Vergleich der materiellen Großmacht England mit dem geistigen jüdischen „Imperium“ ausging und tatsächlich darlegte, daß Gemeinschaften, die auf einer Idee beruhen, unausrottbar sind, denn wenn man die Träger der Idee zu Zehntausenden ausrotte, die Idee bleibe, denn, ihp Leben hängt pi$ht Ton,, der Quan-, tität Ihrer augenblicklichen Bekenner ab. Die Konklusion Pintörs aber war, daß die Juden nun auch ihr physisches Reich haben wollen, dessen Eroberung im Gange sei: Sie schickten sich an, auch im Raum Herren werden, Herren über wirkliches Laad, sie durch Arbeit in Besitz nehmen, um es mit Arbeit zu beherrschen... Also: Im
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_ entzündeten aber mit diesem Öl alle aber mit ihrem milden Schimmer übergaben, in Jerusalem einzumarschieren Lichter der Menorah acht Tage lang, bis strahlen alle Beleuchtungskünste moder- und — den Tempelschatz zu plündern.! man Oliven gestoßen und daraus reines ner Technik, denn sie verklären Herz
Jetzt ist die Gelegenheit da, diese aufrührerische Nation zur Vernunft zu bringen, und da er ihre Verankerung in der religiösen Idee erkennt, greift er folgerichtig hier ein und verbietet bei Todesstrafe die Beobachtung der religiösen rsc-hriften. Dafür werden überall im
öl hergestellt hatte. und Haus mit dem unbeschreiblichen
Für das historische Geschehen wie für Zauber des Transzendenten. Darum das Wunder des Gläubigen hat unser konnte die fromme Weisheit der Chassi- Fest nun eine Symbolik gefunden, die dim in ihnen jenes Mystikum erschauen, ( erst recht Weihe und Glanz, ja Mystik das hinttberleitet aus dieser unserer wild-1 darüber ergießt, da sie die ganze Spann- 1 bewegten Welt in ein Idealbild von Welt 1 weite der Welt und des Menschen er-! und Menschheit: |
Lande die Altäre der griechischen Götter j fassen kann. Schon der Leuchter, nach- An jedem Chanukkah, zu der Stunde, errichtet. 167 wird im Tempel zu Jeru- jgeformt seinem Urbild im Tempel zu Ida man die Lichter entzündet, wird das) salem der Staatskult durch Aufstellung Jerusalem, ist zum Symbol unseres; verborgene Licht offenbar, und dieses ist einer Zeusstatue eingeführt. Alles ist Volkes geworden und will künden, daß das Lieht des Königs Messias. '
Jahre 1931 hat ein Jude in einer ungarischen zionistischen Zeitung einen Artikel geschrieben. Darin hat er über Imperien des Raumes, der Materie einerseits und Imperien der Zeit und des Geistes anderseits philosophiert, um schließlich zionistische Forderungen zu formulieren. An und für sich geht es „die Juden“ nichts an, wenn „ein Jude“ schreibt, was er will, ebensowenig wie man jeden einzelnen Artikel, der in einer deutschen Zeitung über deutsche Probleme erschienen Ist, als Ausdruck des Willens und der Bestrebungen „der Deutschen“ werten kann — auch dann nicht, wenn der Schreiber, wie Pinter, Chefredakteur war. Aber gerade an diesem Artikel ist wirklich gar nicht« von jüdischem „Geständnis“ enthalten, er enthält, so gut er geschrieben ist, wirklich nichts Neues und Aufregendes. Bös sind die Verlegenheiten des Antisemitismus, daß er im Jahre 1937 auf einen Artikel des Jahres 1931 zurückgreifen und diesen Artikel noch dazu auszugsweise entstellen muß, um unsere Verworfenheit und Gefährlichkeit zu beweisen. Wir hätten gedacht, daß der Talmud und die Zionsprotokolle die bösen Absichten der
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Dauer: Bis 5. Dezember 1937
Besuchszeit: An Sonntagen von 10 bis 1 Uhr mittags und 3 bis 9 Uhr abends, Montag bis Donnerstag von 3 bis 9 Uhr abend
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