MtttwocQ - Jtusgabe 9k Dieses Blatt Ist ab 4 Uhr nachmittags bei 4ea Kolporteuren erhältlich V . b . b . 15 fl ! ‘ Stimme Nr . 74 * JÜDISCHE ZEITUNG Wien , Mittwoch , 9 . März X93S e * . Adern . 909 « XX . Jahrgang Möbeltransporte Möbeleinlagening Übersiedlungen u « b dem genmien In - und Aoelend . F « chgem » Se , ■ oigtUHge Bedienung . Veitrauenevolle Beratung . Spealalabtetlung für Möbeltransporte . Gottlieb Kantor Wien , I . , Helferstorferstr 4 , Tel . U27 - 5 - 35Serie Gesetzlichkeit und Autorität Wir haben schon mitgeteilt , welche Weisungen der Innenminister in seiner Linker öffentlichen Rede den national¬ sozialistischen Führern überbracht hat . Sie besagen im . Kern , daß die Illegalität nunmehr durch staatliche Anerkennung beseitigt ist und daß die bisher illegalen Nationalsozialisten einerseits der Vater¬ ländischen Front eingegliedert werden , anderseits in einer eigenen „ Volks¬ deutschen Arbeitsstelle “ außerhalb der Front ihre Organisation in neuer Form aüsbauen . Der Staat hat somit sehr tief¬ gehende Reformen zugestanden . Der Weltansohauungskampf ist über Nacht in die einzelnen Gliederungen der Vater¬ ländischen Front hineinverlegt worden , ihm di diese nach wie vor gemäß dem " FToiregesetz ' der einzige politische Wil¬ lensträger bleibt , neben sich äber eine Volksdeutsche Arbeitsstelle hat , so kann man die kommenden Konflikte schon jetzt vorausahnen . Unter politischem Willen kann jeder etwas anderes ver¬ stehen , wobei jeder sich auch noch als guter , ja als bester Österreicher bezeich¬ nen kann . Daß aber diese Reformen nicht auf den abgesteckten Bezirk beschränkt bleiben können , ist im ersten Jubel über die Befriedung übersehen worden . Die Arbeiterschaft hat sich angemeldet . Wenn Gleichberechtigung für die Völkischen und Nationalsozialisten , dann auch Gleichberechtigung für die bisher gleich¬ falls „ illegal “ gesetzten Organisationen und Vereine anderer Richtung . Auch diese streben darnach , ihre Weltanschau¬ ung in irgend einer Form im Rahmen der Front zur Geltung zu bringen , und die¬ ses Verlangen hat auch der Wiener Bür¬ germeister öffentlich als berechtigt an¬ erkannt . Daß nun auch die alten - f ge¬ lösten ohristlichsozialen Verbände ihre Wunschliste Vorbringen werden , steht zu erwarten . Es ist nunmehr jede Gesin¬ nung und jede Weltanschauung gleich¬ berechtigt . Das ist die Auffassung aller , ob sie nun rechts oder links von den Nationalsozialisten stehen , und diese alle sind , wie sich bereits herausgestellt hat , die übergroße Mehrheit der öster¬ reichischen Bevölkerung . Die jüdische Einwohnerschaft Öster¬ reichs , die den Staat vorbehaltlos bejaht und von der Regierung nichts als die Einhaltung der Verfassung und der be¬ stehenden Gesetze verlangt , steht diesen Verhältnissen abwartend gegenüber . Sie weiß , daß , wenn es so paßt , über zuviel Juden geschrien w ' " 1 ' - wenn • anders paßt , so sind die Juden überhaupt nicht vorhanden . Der Bundeskanzler hat die Gleichberechtigung ausdrücklich als Punkt seines Progrm s genannt und die Judenschaft in Österreich und drau¬ ßen in der Welt hat dies mit Dank ver¬ nommen - Aber diese Worte müssen auch allen nachgeordneten Dienststellen des Staates von oben bis hinunter ins Be¬ wußtsein dringen und den Anlaß bieten , zugefügtes Unrecht wiedergutzu - maeben . E « ist eine Aktion „ Christen , Die Londoner Tagung Pie Sitzung de * Aktionskomitees , London , 8 . März . ( JTA . ) Die Tagung des ; mit der politischen Lage und mit Fragen der Zionistischen Aktionskomitees hat heute ia Palästina - Einwanderung auch mit einer London im Beisein fast sämtlicher Mitglieder Reihe organisatorischer Pro - des A . - K . begönnern Im Laufe des Montag bleme befassen wird , die der XX . Zioni - waren die palästinensische Delegation mit stenkongreß dem A . - K . zur Behandlung zu¬ dem Vorsitzenden des A . - K . , M . M . U s - gewiesen hatte . Von größter Bedeutung sischkin , an der Spitze , und die polni - sind dabei die Vorschläge des Organisations - cshen A . - K . - Mitglieder in London ein - ; ausschusses des Kongresses , den Preis getroffen . Die meisten amerikanischen Mit - des Schekels ln einer Reihe osteuro¬ glieder waren bereits früher in London . Der päischer Länder herabzusetzen und in allen Schatzmeister der Zionistischen Exekutive , Ländern Nationale Zionistenräte Elieser Kaplan , wird für Mittwoch oder , zu bilden , welche die Tätigkeit der verschie - Donnerstag aus Südafrika erwartet I denen zionistischen Parteien und Gruppen Es verlautet , daß sich die Tagung außer i koordinieren sollen . MacMichaels erster Regierungsakt Rundfunkaufruf an Palästina Jerusalem , 7 . März . ( Palcor . ) Der neue High Commissioner , Sir Harold MacMichael , richtete am Abend des 4 . März seine erste Ansprache in einer Rund¬ funkübertragung an die Bevölkerung von Palästina . In der Ansprache , die zwölf Mi¬ nuten dauerte , gab Sir Harold in großen Zügen die Richtlinien seiner Regierung an und rief die FeVölRerüng auf , ihm bei Mner 1 schweren Aufgabe Hilfe zu leisten . Achtung vor Gesetz und Ordnung Sir Harold erklärte , seine Pflicht würde sein , die Autorität des Königs aufrechtzuer¬ halten und den Respekt vor Gesetz und Ordnung wiederberzustellen . Dies sei nicht nur eino Befolgung des Mandates , sondern liege im größten Interesse der Einwohner von Palästina , des British Empire , des Wohl¬ ergehens des Landes und der gesamten Welt , die auf das Heilige Land mit Ehrfurcht blicke . Sir Harold sprach den Militärbehörden « eine Anerkennung aus und sicherte ihnen seine vollste Unterstützung zu und wies darauf hin . daß ee viele von jedem Glaubens¬ bekenntnis und Nationalität, - geben müßte , die im Grunde ihres Herzens den gegenwär¬ tigen Zustand , der dem Lande Schande antäte , tief beklagten . Ob jedoch die Anzahl dieser Menschen groß oder klein sei , alle diejenigen , die auf der Seite des Friedens sind , verdienten jede mögliche Hilfe , und diese Menschen seien es , auf die man für die Reinigung der öffentlichen Mei¬ nung blicken müßte , die die allgemeine Wiederherstellung einer Perspektive von Gesundheit und die Schaffung einer Atmosphäre für eine Versöhnung ermöglichte , in der sich dann alle wieder zu einem gesicherten und geordneten Leben niederlassen könnten . Sir Harold fuhr fort , er würde in seinen Anstrengungen , die Entwicklung des Landes zu fördern , nicht nachlassen . Es sei jedoch augenscheinlich , daß der Gang des Fort¬ schrittes gehemmt sei und infolge des Man¬ gels an Sicherheit und gutem Willen auch weiterhin aufgehalten würde . Palästina könne jedoch nicht durch rein wirtschaft¬ liche Maßnahmen und die Wiederherstellung normaler Zustände gerettet werden , sondern es müßten Mittel und Wege gefunden wer¬ den , die Bevölkerung Ja,zn m zu briggen ^ . . . das Schwort mit dem Pflug au vertauschen , indem man den Amen und Unglücklichen im Lande zu einem höheren Lebensstandard verhilft Die Unsicherheit habe eine fatale Auswirkung auf die Wirtschaft . Die Not¬ wendigkeit , große Summen für den Schutz von Leben und Eigentum auszugeben , muß vermindert werden , damit solche Gelder für andere Zwecke verwendet werden könnten . Bei der Diskussion über Mittel und Wege solle aber die Tatsache nicht übersehen werden , daß ohne Großbritannien keine der strei¬ tenden Parteien irgend eine Chance habe , auch nur einen Bruchteil dessen , was sie wünscht , zu erhalten . Er wolle sich nicht in Spekulationen er¬ gehen , waB das endgültige Resultat für die Juden oder die Araber sein würde . Jeder könne sich jedoch gut vorstellen , was pas¬ sieren würde , wenn nicht eine starke Macht ohne jedes Streben nach Vergrößerung hin¬ ter Palästina stehen würde . Das British Empire sei stark und in der Lage , sowohl sich selbst als auch diejeni¬ gen zu verteidigen , denen es seinen Schutz anbietet . Großbritannien sei nicht auf Er¬ oberungen aus und nicht von irgend wel¬ chen Gefühlen des Neides oder von Ver¬ größerungsabsichten getrieben ; sein ein¬ ziger 1 Wunsch sei Frieden und Sicherheit Die Interessen Gro߬ britanniens sind dieselben wie die der Be¬ wohner Palästinas , und die Wahrung dieser Interessen ist für beide Parteien in diesem Lande gleich wichtig . kauft bei Christen “ mit klar eingestande¬ ner Richtung gegen die jüdischen Ge¬ schäftsleute ( und Steuerzahler ) durchge¬ führt worden . Es ist eine maßlose Boykottagitation betrieben worden , die den Ruin zahlloser jüdischer Kaufleute verschuldet hat . Gegen das gesamte Judentum und gegen einzelne Juden wird Rufmord gepredigt . Die jüdische Bevölkerung ist in der Hoheitsverwal¬ tung . im Wiener Magistrat , überhaupt nicht , in den ständischen Führungen kaum vertreten . Jüdische Ärzte sind ohne Anlaß aus der Kassenpraxis entfernt worden , aus öffentlichen Heilanstalten fast schon zur Gänze ausgeschlossen . Die Ziffern der Wiener Kultusgemeinde zei¬ gen , wie sehr Not und Elend zugenom¬ men haben , und es läßt sich unschwer erkennen , was an diesem Verfall dem antijüdischen Treiben zuzuschreiben ist . Man muß es auch würdigen , wieviel die Berichterstattung , die jüdische Beschul¬ digte mit vollem Namen und Herkunfts - bezeiohnung an den Pranger stellt , die analogen „ arischen “ Fälle aber milde verschweigt , zu der Verbitterung bei¬ getragen hat , die in den jüdischen Krei¬ sen herrscht . Wir sind die ersten Opfer einer Durch¬ löcherung des Rechtsempfindens gewor¬ den . Aber es muß jedem klar sein , der die Ereignisse der letzten Tage in den Straßen beobachtet hat , daß diese Zu - Zrm Abschluß sagte Sir Harold , er sei von voÖstem Vertrauen erfüllt und mit aufrich¬ tigem Bestreben , alles für das Beste des Landes zu tun und vollkommen unparteiisch zu sein . Er hoffte , daß ihm alle bei der Aus¬ führung seiner großen Aufgabe für den Frie¬ den des Landes helfen würden . Sir Harold zitierte bei seiner Ansprach « lange Absätze aus dem Bericht der Mandats¬ kommission vom Jahre 1937 . Er erinnerte die Juden daran , daß es in Großbritannien keine Judenverfolgungen gäbe , während er den Arabern ins Gedächtnis rief , daß sie großen Nutzen aus britischer Freundschaft gezogen hätten und daß es ohne Großbritan¬ nien heute keine unabhängige arabische Staaten gäbe . Seine Zuhörer sollten er¬ wägen , welchen denkbaren Vorteil die eine oder andere Partei im Lande haben könne , W6nD die gefährliche Spannung fortwähren würde . Ein solcher Zustand könne dem Lande die Sympathie aller Völ¬ ker verscherzen , die ihm praktische und un¬ widerlegbare Beweise eines beständigen Wohlwollens gegeben haben . Sb Harold er¬ klärte , er sei frei von Vorurteilen irgendwelcher Art und schloß seine Ansprache mR den Worten , für ihn existiere keine Frage von Parteilichkeit in den gegen¬ wärtigen Schwierigkeiten , da er über das gesamte Problem keine , vor - gefaßten Ideen oder irgend eine Voreingenommenheit habe . Ungefähr eine halbe Stunde nach dem Abschluß der Rundfunkrede des High Coni - missioners wurden im Norden von Talpioth , in nächster Nähe des Regierungspalais , in - dem Sir Harold MacMichael seine Ansprache hielt , Schüsse abgegeben . „ Der Mann mit Ren eisernen Nerven “ „ Great Britain and the East “ bezeichnet in einem Leitartikel den neuen High Com - missioner Sir Harold Mac - Michael als „ Mann mit eisernen Nerven “ . Das Blatt hebt beson¬ ders die große Erfahrung Sir Harolds und seine Energie in der Unterdrückung von Unruhen hervor . Palästina bekomme zum ersten Maie einen High Commissioner , der sich mit der Mehrzahl der Bewohner des Landes in ihrer eigenen Sprache verständigen kann . Sir Harold werde in einigen Monaten die Stimmungen der Pa - I lästinenser genau kennen . Dies werde ihm bei der Formulierung seiner Politik bebilf - I lieh sein . Die Augen der Welt seien jetzt { auf dfin . nauÄo High Conämisaioner . geri # hrttj . — sie werde nicht enttäuscht werden . Die Schlacht bei Jenin j Jerusalem , 7 . März . ( JTA . ) Der erste Tag ' des Amtsantritts des neuen High Commissio¬ ner Sir Harold A . MacMichael stand im Zeichen einer verstärkten arabischen Ter¬ rortätigkeit . Die Schlacht zwischen engli¬ schen Truppen und arabischen Terrorbanden im Jenin - Distrikt ist die größte in der - bisherigen Geschichte des arabi - | sehen Terrors in Palästina . Nach einem vor - ' her ausgearbeiteten taktischen Plan war eine fünfhundertköpfige arabische Terrorbande , die sich in der Nähe des Dorfes Um e 1 | F a h m konzentriert hatte , von Militär um - [ zingelt worden . Am Freitag kam es zum ersten Zusammenstoß , wobei die Terroristen die Angreifenden waren . Sie begannen da¬ mit , daß sie Militärauto « des zweiten Borde - rerregiments bsohossen . Sogleich trafen mili¬ tärische Verstärkungen ein , sowie nenn Militärflugzeuge , die in die Kämpfe eingriffen und die Terro¬ risten aus Maschinengewehren beschossen . Bei diesem ersten Zusammenstoß wurde ein britischer Soldat getötet , ein Offizier wurde verwundet . Auf arabischer Seite wurden 45 Terroristen getötet , 14 ge - fangengenommen ; sie werden am Dienstag vor das Militärgericht in Haifa gestellt werden . Fünf der Getöteten wurden von den Truppen mitgenommen , 40 blieben auf dem Kampfplatz . 36 Gewehre und 2000 Patronen fielen den Truppen in die Hände . I Unter den getöteten Terroristen befindet sich stände eben aus dem Umstande erwach¬ sen sind , daß den Juden gegenüber jede Loyalität geschwunden ist und daß der Knabe , der seine völkische Erziehung früher den Juden gegenüber ausleben konnte , jetzt nicht mehr bei ihnen stehen bleibt . Die „ Reichspost “ erzählt bereite von einer Hetze „ Fort mit den Schwar¬ zen ! . . . “ Es ist zu erhoffen , daß die Staate¬ autorität zum Rechten schaut , und daß die Zusage des Bundeskanzlers von der Gleichberechtigung auch für die Juden von der Rede zur Tat gelangt . Die Ge¬ setze reichen aus , um die friedliche Ar¬ beit und die Ordnung zu sichern . Sie müssen nur an gewendet werden . |