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Zeitfdirift der im Kartell - Convent der Verbindungen deuifdier Studenten
Bezug nur gemeinfam mit den K.C.»JIIit- teilungen. Bezugspreis iialbjSiirlich 2,50 Mark zuzgl. 0.50 Mark Postgebühr. Rbonnementsbelteilungeri durch den Perlag und das K. C.-Büro.
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„Die Verbindungen im K. L. stehen auf dem Boden deulschvaterländischer Gesinnung. Sie haben zum Zweck den stampf gegen den Antisemitismus in der deutschen Studentenschaft und die Erziehung ihrer Mitglieder zu selbstbewußten Juden, die im Bewußtsein, daß die deutschen Juden einen durch Geschichte, Kultur- und Rechtsgemeinschast mit dem deutschen Vaterland unlöslich verbundenen volksteil bilden, jederzeit bereit und imstande sind, für die politische und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Juden einzutreten. — Der K.L. lehnt die Bestrebungen zur Lösung der deutschen Judenftage außerhalb Deutschlands ab. — Zu politischen und religiösen Sonderbestrebungen innerhalb des Judentums nehmen die Verbindungen im K. L. keine Stellung, soweit dies nicht durch Absatz \ und 2 bedingt ist."
19. Jahrgang
September — Oktober 1929
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3ur Einleitung.
Die vorliegende Mendelssohn-Nummer der „K. C.-Blätter" bedarf einer Begründung, einer Entschuldigung in dreifacher Hinsicht. Gar viel ist in den letzten Wochen über Mendelssohn geschrieben und gesprochen worden; ist es daher wirklich notwendig, erfüllt es einen irgendwie gearteten Zweck, nun auch noch eineNummer der „K.C - Blätter" dem Mendelssohn-Jubiläum zu widmen? Die Frage liegt nahe, die verneinende Antwort um so mehr, als wohl selten so viel über einen Mann geschrieben worden ist, dessen Werke und Schriften — gestehen wir es doch offen — vielen der Feiernden unbekannt sind.
Wenn wir trotzdem diese verneinende Antwort nicht gegeben haben, wenn wir diese Nummer vorbereiteten, dann geschah es aus der Auffassung., heraus, daß das Werk Mendelssohns sich nicht in seinen Schriften erschöpft. Drei Arten des Wirkens in die Zukunft kennzeichnen die schöpferische Persönlichkeit. Die dauernde Geltung der Schriften und Werke, der Zusammenklang von Wort und Tat, wie z. B. Luther ihn verkörpert, und' schließlich die Wirkung der Persönlichkeit. Sie ist es, die Mendelssohn heute noch heraushebt, ihn zum Symbol einer Periode gemacht hat, die für unser geistiges und körperliches Sein die entscheidendste seit zwei Jahrtausenden geworden ist.
Ist Mendelssohn für die Philosophie der Philosoph der Aufklärung, für die Literatur der Lessingfreund, so ist er für uns der Philosoph der Emanzipation, ihr geistiger Wegbereiter.
Nicht als der ewig Moderne, wie sein Zeitgenosse Kant, sondern als der Mann, der den
deutschen Juden den Weg zur Freiheit zeigte, steht er vor uns und wird er stehen, auch wenn sein „Phaedon" ja selbst sein „Jerusalem" längst vergessen sind.
Darum feiern wir ihn und darum haben wir geglaubt, mit einem Heft der „K. C.-Blätter" dieses Tages gedenken zu sollen, an dem vor 200 Jahren dieser erste „selbstbewußte Jude, der in dem Bewußtsein, daß die deutschen Juden einen durch Geschichte, Kultur und Rechtsgemeinschast mit dem deutschen Volke unlöslich verbundenen Volksteil bilden, jederzeit bereit und imstande war, für die Gleichberechtigung der Juden einzutreten,"
das Licht der Welt erblickte. And darum auch, weil es nicht auf das Werk, sondern auf das Wirken dieses Mannes ankommt, haben wir weiter geglaubt, nicht den vielen Jubiläumsartik?ln einige weitere anfügen zu sollen, sondern Themen sprechen zu lassen, die die Fortentwicklung seiner Gedanken, seiner Arbeit und seiner Persönlichkeit aufzeigen, die ihn hineinstellen in den Zusammenhang der heutigen Gedanken, des modernen Geschehens.
And wenn wir schließlich das Heft erst kurze Zeit nach dem Gewirr der Mendelssohn-Blätter erscheinen lassen, so hängt auch das zum Teil mit dieser Grundeinstellung zusammen, nicht noch ein Jubiläumsblatt dem Sttauß der-übrigen anzufügen, zum Teil allerdings leitete uns die Absicht, gerade mit diesem Heft das neue Semester zu eröffnen, es Auftakt sein zu lassen für die Arbeit des kommenden Winters.
H. B.