2 K. C.« Blätter ^ Nachr.-Heft
ihrem Hasten und Jagen widersprach seiner Gesinnungsart, und so kam es, daß er Berlin, wo er ein Semest r zu studieren gedachte, schon nach acht Lagen fluchtartig verließ und lieber eine kleine ruhigere Universitätsstadt aufsuchte. So verstehen wir es sehr gut, daß er sein letztes Jahr in Freiburg verbrachte, wo er mit zwei Bundesbrüdern in diesen Tagen das medizinische Staatsexamen absolvieren wollte.
Die Aelteren erinnern sich mit mir, daß Fritz Mathias von Natur aus ein verschlossener, sehr leicht zu Depressionen neigender Charakter, jedoch mit der klaren und gründlichen Denkungsart eines gereiften Menschen war. Von der Natur nicht mit den Gaben, der Leichtigkeit und der leichteren Lebensauffassung bedacht, neigte er sehr zum Grübeln, das ihm in der letzten Zeit sehr oft die Nacht-, ruhe raubte. Än dieser inneren Anruhe, gegen die er seit langem an- kämpfte und verfolgt von ihr, suchte er seinen letzten Ausweg.
Still, wie er immer war, ohne ein Wort zu hinterlassen, schied er v)n uns.
Schlafe wohl, lieber Bundesbruder!
Curt Weis (Rh.-Sil., Lic.).
Den Jubilaren der alten Madelrra!
Am 18. Januar 1932 feierte Dr. M. Peritz (Breslau) seinen 70. Geburtstag. Er gehört zu den Gründern der Viadrina, die im Jahre 1886 als erste jüdische Verbindung . gegen die Hochflut des Antisemitismus Stöckerscher Prägung gegründet worden ist. Peritz war der erste Fuchsmajor der jungen Verbindung. Er hat den Humor, den er in jungen Jahren bewiesen hat, in das Patriarchenalter hinübergerettet. Nach der Auflösung der 5 Formen, unter denen die Viadrina ihren Kampfesweg zu nehmen gezwungen war, wurde im Jahre 1900 der „Alte Herren-Ver- band Viadrina" ins Leben gerufen, Peritz war sein erster Vorsitzender. Er gehört zu den Charakterfesten und Treuen, die dem Gedanken der Viadrina nicht nur ihre Jugend, sondern ihre ganze Persönlichkeit bis ins Alter hinein gewidmet haben. Nach Sanitätsrat Dr. Leo Ehrenfried, der vor 2 Jahren 70 Jahre wurde — je
doch offiziell dem Kreise nicht mehr angehört — ist Peritz der erste Siebziger der alten Viädrinen. Ihm folgt" als zweiter bzw. dritter Siebziger Sanitäts-- rat Dr. Adolf Wolfs (früher Kreuzburg O.--S., jetzt Breslau), der am 2. Februar 1932 seinen Geburtstag begeht. Auch er einer der Treuen, Festen und Zuverlässigen des alten Kreises.
Wir grüßen die Jubilare und wünschen ihnen einen unbeschwerten Lebensabend, erfüllt von dem Bewußtsein, daß ihr Wirken der heutigen jungen Generation ein nie verlöschendes Vorbild ist!
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ßiefcet: Mainzer, es will's zwar niemand glauben, aber da der Kalender sich selten irrt, wird es wohl stimmen, daß Du 60 Jahre alt wirst!
Wäre das *• Ereignis nicht vor kurzem bei mir selbst auch eingetreten, dann könnte ich mir wirklich nicht vorstellen, wieso es bei Dir möglich ist.
Ausgerechnet Mainzer soll 60 Jahre alt sein!
Mainzer, der ewig junge, der ewig blonde, der ewige Jungbursche! Wie lang ist's denn her, daß wir uns rn Heidelberg kennenlernten?
Sind's wirklich schon bald 40 Jahre, daß wir in Würzburgs Mauern in der alten Strohgasse Tür an Tür wohnten, lebten, und strebten und Du mir — heute sagt man — Deinen „Leistungsindex" kund und zu wissen gabst?
Das alles soll schon so lange hinter uns liegen und Du sollst Dich wie andere und ich der „Senectus" in die Arme stürzen, die wir uns doch der ewigen „Juventus" verschrieben hatten? Nein, das gibt's nicht, am allerwenigsten bei Dir, lieber Mainzer! Wir verfolgen doch alle seit Jahrzehnten jeder Deiner Schritte, Deine ungebrochene und unbeugsame Arbeitskraft tritt uns dauernd, ich möchte sagen, täglich vor Augen. Deine Tatkraft, Derne Willensenergie, Dein Or- ganisationstalent, Dein jungenhaftes Draufgängertum, mit einem' Wort: der ganze Mainzersche Impetus erfüllt uns immer und immer wieder mit solcher Bewunderung und Anerkennung, daß wir uns nur ungern und zögernd entschließen können, sie