Oertrauliche Beilage DerK.C.=Blätter
ITur für K. C.er — Bis Handschrift gedruckt.
1932 Januar TIr. 1
Keilarbeit.
Von Werner Cohn (Bin.),
K. L.-Keilwart.
„K. C.er 8urgite!" ,,Omne8 ad loca so hat man uns zugerufen und mit beredten Worten dargelegt, was zur Belebung des Verbandes nottut. Doch scheint mir dabei ein Gesichtspunkt zu kurz gekommen zu sein, der für jede Reform von ausschlaggebender Wichtigkeit ist und in inniger Wechselbeziehung zu ihr steht: das Keilen! Denn zum Fortbestand des K. C. gehört Nachwuchs, der Leben und Kampfwillen erhält und Träger der Idee ist. Darum einige Anmerkungen zum Problem des „Keilens".
I.
Keilen heißt werben! And werben soll man ebenso mit dem geistigen Gehalt des Gedankens wie mit der menschlichen Atmosphäre der Gemeinschaft/ Das letzte aber wird oft vernachlässigt. Nur wenig habe ich beobachtet, daß dem Keilfuchsen der volle Sinn einer Kameradschaft v w Augen geführt wird, die zunächst unbeschwert von allem Intellektuellen nur auf das Gefühl gestellt ist und das beruhigende Empfinden vermittelt, ein gereiht zu sein in einen Kreis bundesbrüderlichen Wohlwollens. Sich ans Menschen verlassen können, das erst gibt die Sicherheit im täglichen Leben, es schasst die Basis gemeinschaftlichen Erlebens und den Willen zur Mitarbeit. Wie leer wirken, unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, die Offizien so mancher Verbindung, wie wenig an solchen Gehalten vermitteln sie. 'Besonders in den Großstadtver- bindungen hat man den Eindruck, als seien die Bundesbrüder nur gezwungen zum Offizium gekommen, als wären sie viel lieber anderen Interessen nachgegangen. Es wird keineswegs deutlich, daß man sich wohl beieinander fühlt, sich freut, das gleiche Band zu tragen und die Möglichkeit hat, im Kreise Gleichgesinnter persönliche Freunde fürs Leben zu finden.
Schafft dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und zeigt es auch! Jeder
Keilfuchs wird es mitempfinden und bereit sein mitzugehen, wenn auch sonst nicht alles zum besten steht.
II.
Wenn keilen werben heißt, dann gilt auch hier das Wort: „Charity begins at dorne!" Zu gut deutsch:
Werbt auch nach innen!
Noch nie war die Aufgabe, Nachwuchs heranzuziehen, mehr verknüpft mit dem Problem, die Indifferenten des K. C. wieder zu interessieren, als in unseren Zeiten. Man glaubt Euch ja Eure Keilreden gar nicht, wenn die, auf die sie einmal gewirkt haben sollten, so bald im Hintergründe verschwinden. Am der aktiven Generation Resonanz zu verschaffen bei ihrer Arbeit, muß reges Leben in den Altherrenbünden herrschen und lebhafter Konnex zu den Verbindungen vorhanden sein.
Es ist Pflicht und sicher keine undankbare Aufgabe für Altherrenvereinigungen und Landesverbände, sich mit Sorgfalt in die Sphäre ihrer Mitglieder einzufühlen und festzustellen, wo der Grund für die mangelnde Anteilnahme an K. C.-Dingen zu suchen ist. hier werden wirtschaftliche Sorgen das Hindernis bilden, dort gehen vielleicht berufliche Interessen der vielgeschmähten „Vereinsmeierei" vor, woanders genügt vielleicht schon ein mahnendes Wort, um Sünden vergangener Oberflächlichkeit wieder gutzumachen. In allen Fällen muß versucht werden, auch im K. C. zu bieten, was die Kartellbrüder sonst außerhalb suchen, natürlich in weiser Beschränkung und in der Einsicht, daß man in vielem eben nicht konkurrieren kann. Aber wenn, um ein Beispiel zu nennen, auch die Einführung von Fachgruppen in den Landesverbänden nicht die „Medizinische Gesellschaft" oder den „Verein Deutscher Ingenieure" ersetzen kann, so ist doch sicher wieder manche Berührungsfläche gegeben, die zur gegenseitigen Annäherung und Festigung der kartellbrüderlichen Beziehungen verhelfen kann. Die Erfahrungen des Provinzialverband Ä Brandenburgischer K.C.er haben jeden-