die Speisegesetze gehalten und -och ihr Ziel glücklich erreicht haben, daß Hirse Schwierigkeit nur in persönlichen Unbequemlichkeiten, nicht in Hindernissen eines ordentlichen, thatigen, redlichen Erwerbs bestehen, wahrend es eine bekannte Thatsache ist, die jeder jüdische Familienvater bestätigen wird, daß es heutzutage an sehr vielen Orten außerordentlich schwer, ja in vielen Fallen durchaus unmöglich ist, einen Knaben als Lehrling in einem Handlungshause unterzubringen, ohne daß er sich verpflichte, am Sabbath zu. arbeiten. Dazu kommt noch, daß gerade der Handelsverkehr manche auf gegenseitiger Uebereinkunst bemhende, durch die Gesetzgebung sanktionirte, vom gemeinen Rechte abweichende Bestimmungen in Bezug auf die Sabbathfeier nöthig gemacht hat, wie sie bei der Betreibung von Handwerken durchaus nicht nöthig sein würde. So ist es z. B. in Hamburg den jüdischen Kaufleuten gestattet, ihre am Sabbath fälligen Wechselzahlungen erst später zu machen, auch die Erklärung über die Acceptation eines Wechsels am Sabbath zu verweigern. Wer die Strenge des Wechselrechts,' wer die so wesentliche Pünktlichkeit in der Erfüllung kaufmännischer Verpflichtungen in Handelsstädten kennt, der wird die Bedeutung eines solchen Privilegiums, begreifen; der wird sich leicht überzeugen, daß, wenn den Juden die Betreibnng des Wechselgeschäfts, anstatt daß sie ihm in Folge besonderer Verhältnisse seit Jahrhunderten neben ihren christlichen Mitbürgern obgelegen, erst jetzt eingeräumt werden sollte, man in jenem Umstande eine unüberwindliche Schwierigkeit finden, und anstatt eines Privilegiums die entschiedenste Ausschließung darauf bauen würde. Die Erfahrung zeigt aber, daß jener Umstand weder dem ordentlichen Geschäftsgänge, noch dem Vertrauen, welches bei der Weise, wie das Wechselgeschäft gerade in Hamburg betrieben wird, so vielfach erforderlich ist, den allermindesten Abbruch thut: ein deutlicher Beweis, wie leicht Noch- Wendigkeit und guter Wille im thätigen Leben Schwierigkeiten ausgleichen, die in den Hypothesen einer möglichen Spekulation als sehr erheblich erscheinen. Eine ähnliche Bewandniß hat es mit dem Kerns des Arztes. Auch dieser muß sich, wenn er sich an das Ceremonial-Gesetz, insbesondere an die Sitte, am Sabbath nicht zu schreiben,
nicht zu fahren, halt, manchen Unbequemlichkeiten und Mühseligkeiten unterwerfen, wobei es sich von selbst versteht, daß die Beobachtung jener Vorschriften im Kollisionsfalle mit einer Gefahr für den Patienten nach einer allgemein angenommenen Ansicht y weichen müsse» und doch sehen wir durch das ganze Mittelalter bis auf die neueren Zeiten herab jüdische Aerzte, die den alten Gebräuchen aufs strengste an- hängen, ihrem Berufe mit Tüchtigkeit obliegen, und sehr häufig auch des Vertrauens ihrer christlichen Mitbürger genießen. Ich ziehe aus diesen Bemerkungen folgende einfache Folgerungen, deren Fest- Haltung, wenn sie nicht auf falschen Prämissen beruhen sollten, mir nicht unwichtig scheint zur Vermeidung verfehlter Bestrebungen, getäuschter Erwartungen, die gerade auf manche unserer Sache Wohlwollende einen sehr üblen Eindruck machen, könnten. Die Beobachtung vieler unter den Juden üblichen religiösen Gebräuche, insbesondre die strenge Feier des Sabbaths am siebenten Wochentage ist allerdings mit manchen Unbequemlichkeiten und Entbehrungen verbunden, und zwar wird die letztere so lange damit verbunden bleiben, als die Feier des Sonntags, welche als eine der christlichen Kirche angehörige Feier betrachtet werden sollte, den konsequenten Grundsätzen voller Gewissensfreiheit und gänzlicher Trennung zwischen kirchlicher und politischer Gewalt zuwider, wie eine vom Staate angesetzte Feier betrachtet wird. Aber jene Beschwerden finden für alle bürgerliche Beschäftigungen auf gleiche Weise Statt; ihre Beseitigung würde dem Handeltreibenden nicht mindere Erleichterungen als dem Handwerker verschaffen. Es befreie sich daher Jeder von jenen Beschwerden, der es mit seinem Gewissen vereinigen kann. Es wirke Derjenige, der es für thunlich und billig hält, daß das religiöse System der Bequemlichkeit Konzessionen mache, offen und redlich auf dieses Ziel hin; aber es enthalte sich Jeder irriger Argumente, trügerischer Hoffnungen; es hüte ein Jeder sich selbst, noch mehr, die gesetzgebende Gewalt mit der Erwartung zu täuschen, daß durch diese Mittel der Handel sein Uebergewicht unter den bürgerlichen Beschäftigungen der Juden verlieren würde. (Die Fortsetzung folgt.)