K. C.-Blätter
Zeitschrift des Kartell- Convents d. Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens
„Die Verbindungen im K. C. stehen auf dem Boden deutschvaterländischer Gesinnung. Sie haben zum Zweck den Kampf gegen den Antisemitismus in der deutschen Studentenschaft und die Erziehung ihrer Mitglieder zu selbstbewußten Juden, die im Bewußtsein, daß die deutschen Juden einen durch Geschichte, Kultur- und Rechtsgemeinschaft mit dem deutschen Vaterland unlöslich verbundenen Volksteil bilden, jederzeit bereit und imstande sind, für die politische und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Juden einzutreten. — Der K. C. lehnt die Bestrebungen zur Lösung der deutschen Iudensrage außerhalb Deutschlands ab. — Zu politischen und religiösen Sonderbeftrebungen innerhalb des Judentums nehmen die Verbindungen im K. C. kerne Stellung, soweit dies nicht drrrch Absatz l und 2 bedingt ist."
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22. Jahrgang
Nachrichtenheft Nr. 2
April/Mai 1932
Nachdruck unserer Aufsätze, mit Ausnahme der durch einen besonderen Vermerk gegen Nachdruck geschützten, unter Quellenangabe gestattet.
* Rudi Adlee f. S. 25 — Offener Geburistagsbrief an unfern lieben Bbr. Julius Leil-
'r. - i. _! bronner. S. 26 — Felix Goldmann. — Umschau. S. 28 — Die Deutsche Studentenschaft
am Ende? S. 3^ — Die Freiburger Studentenschaft verläßt die D.St. — Rückschau «.Ausblick. S.31 — Kindereien. — Wieder ein Loch'chulskandal. — Die preuß. Lochschulgebühren. — Der Salzburger Fürstbischof befürwortet das vsterr. Studentenrecht. S. 32 - Der Erzbischof von Köln für inneren Frieden. — Nachklänge zu den Berliner Lochschulkrawallen. S.33 — Die Berliner Reichsjugendkonferenz des C.V. S. 34 - Lauptversammlung d. Gesellsch.z. Förderung d. Wiffenschaft d. Judentums E. V. S. 35 - Jeder Student einmal im deutschen Osten! S.36 — Erinnerung smarten. — Blätterichau. S.37 — Lilfskasi e. — Stellennachweise S. 52 — Personalnachrichten — Adreffenveränder. — Verbandsnachrichten. S 13.
Rudi Adler f (aktiv 1926-28).
Der Kampf zweier qualvoller Jahre ist zuende. Von Anbeginn war es ein ungleiches Ringen. Ratlos stand ärztliche Kunst und Wissenschaft einer rätselhaften, später als unheilbar erkannten Krankheit gegenüber, alle Sorgfalt und Aufopferung der Angehörigen und Freunde vermochte nichts gegen ihr sinnloses Wüten. Sie schritt hinweg über einen bis zur letzten Stunde mächtigen Willen zum Leben, über den Glauben, daß es einen Sinn gebe im menschlichen Leben und Sterben. Am 7. Februar 1932 folgte unser Rudi seiner geliebten Mutter, die selbst, die Gewißheit des nahen Endes im Herzen tragend, den Tod des Sohnes nicht mehr hatte zu erleben brauchen.
Wir, die wir uns zu seinen näheren Freunden zählen durften, wußten, was wir mit ihm verlieren würden. Aber der ganzen Größe dieses Verlustes bewußt geworden sind wir uns doch erst, seitdem er nicht mehr ist. War er doch mit seinem ganzen Denken und Fühlen noch bis in die letzten
Wochen hinein mit uns verbunden. Mit welchem Interesse verfolgte er von seinem Krankenlager aus das Schicksal jedes einzelnen von uns, neidlos sah er uns unsere Examina bestehen und mit der praktischen Arbeit beginnen, obwohl es ihm manches Mal doch recht weh ums Herz sein mußte, wenn er an sein eigenes Referendarexamen dachte, ein Examen, das die Berliner Prüfungskommission mit dem seltenen Prädikat „recht gut" ausgezeichnet hatte, und dessen Früchte zu ernten ihm durch ein dunkles Geschick verwehrt war. And wie anregend und interessant konnten die Stunden sein, die wir an seinem Lager verbringen durften, wenn er, der Kranke, geschickt über seinen Zustand hinwegtäuschend, mit unverminderter geistiger Schärfe in den Gang der Unterhaltung eingriff und über die Dinge der Außenwelt, die er nur noch aus unseren Berichten kannte, über politische und wirtschaftliche Zusammenhänge mit einer Sicherheit urteilte, die immer wieder in Erstaunen versetzte und für Augenblicke die ganze Furchtbarkeit dieses Schicksals vergessen ließ.