K. C.-Blätter

Nachr.-Heft

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Wer Rudi Adler nicht kannte, wird schwer ermessen können, welchen Ver­lust auch der K. C- mit seinem Hin­scheiden erleidet. Für alle, die mit ihm zusammen aktiv waren, und be­sonders für diejenigen, die mit ihm sein Erstchargiertensemester bei der Sprevia verbringen dursten, war der NameRudi Adler" ein Begriff. Un­vergeßlich seine Lendenzreden, meister­haft in Form und Inhalt, mit denen er für die Ziele unseres Verbandes zu werben und zu begeistern wußte. Eine angeborene Rednergabe, fähig, jedem Gedanken aus dem Stegreif die vollendetste und ihm angemessenste Form zu geben, verhalf einem klar denkenden, geistvollen Kopf zu einer mitreißenden Entwicklung seiner An­sichten und Programme. Lin durch und durch fortschrittlicher Mensch, jedem neuen Gedanken aufgeschlossen, war er ein unermüdlicher Verfechter jeder von ihm als richtig erkannten Reformidee auch innerhalb unseres Verbandes, berufen vielleicht, als einen seiner Führer später einmal diese Ideen in die Lat umzusetzen.

Auch diese Hoffnung haben wir, seine Freunde und Bundesbrüder, mit ihm zu Grabe tragen müssen. Was uns bleibt, ist wenig, zu wenig, um die Bitterkeit über diesen Widersinn menschlichen Schicksals in uns be­täuben zu können: die Erinnerung an einen edlen und vollkommenen Menschen, an einen treuen und auf­opfernden Freund. Eine Freundschaft fürs Leben wollten wir uns schaffen, so dachten wir uns beide unser Leib­verhältnis ; es ist eine Freundschaft fürs Leben geworden, aber konn­ten wir ahnen, daß dieses Leben für einen von uns so kurz bemessen sein würde? Dann erscheinen vier Jahre einer Freundschaft gering; und doch müßte man eigentlich dankbar dafür sein, daß man sie erleben durfte.

Was an unserem Rudi sterblich war, sein armer schmerzgeplagter Körper, ruht jetzt von einer schmalen Urne umschlossen im Schoß der Erde. Sein großes unsterbliches Wollen wird weiterwirken, seine Gedanken werden in unser aller Herzen nachklingen, bis wir sie einmal erfüllen können. In­dem wir in seinem Geiste handeln, werden wir sein Andenken ehren. Karl Meyer (Rhen.-Pal., Sprev.).

Offener Geburtstagsbrief an unfern lieben Bbr. Zulins Heilbronner.

Lieber Nepomuk!

Wenn je einer unserer Bundes­brüder darauf Anspruch hat, daß man in Dankbarkeit seiner gedenkt, so bist Du es, lieber Nepomuk.

Wir können und wollen daher Deinen 6V. Geburtstag nicht in aller Stille vorübergehen lassen, selbst, wenn Du in Deiner bekannten übergroßen Bescheidenheit die Schale Deines Zornes über uns ausgießen und uns gehörig spinnen lassen solltest.

Als unsere lb. Licaria am 7. 11. 95 in derLeberwurst" gegründet wurde, warst Du schon wohlbestallter bayer. Rechtspraktikant. Aber trotzdem hast Du Dich, in Deiner Eigenschaft als beurlaubter Badens, an allen Vor­bereitungsarbeiten eifrigst beteiligt und bist dann, schon immer ein Feind von Halbheiten, am 7. 1. 96 definitiv in die Verbindung .eingetreten. Seit dieser langen, langen Zeit gehörst Du als bodenständiger A. H. der Licaria an.

Durch 73 Semester betreust Du nun unsere lb. Verbindung und hast mit sorgendem Auge durch all' die Dezen­nien über ihr gewacht. Die ganze Verbindungsgeschichte hast Du mit- erlebt und mitgestaltet, und oft das schwankende Schifflein der Licaria mit starker Hand durch manche Brandung gesteuert. Es wird uns immer eine Genugtuung bleiben, daß wir Dich dabei nach Kräften unterstützen durften.

Aus voller Ueberzeugung demK.E- Gedanken ergeben, hast Du, lb. Bundesbruder, Dir all' die Ideale bewahrt, denen Du einst in Heidel­berg Treue schwurst. Von rücksichts­loser Strenge gegen Dich selbst, opfer­freudig für andere und pflichtgetreu bis zum äußersten, so stehst Du vor uns. Dank Deines großen Wissens, Deiner reichen Erfahrung, der scharfen Logik und Deines bedächtigen Urteils warst Du uns immer der beste Be­rater in allen Nöten. Du bist für unsAutorität", die erwachsen ist aus der Vornehmheit Deines Wesens und aus Deiner fast übertriebenen Ob­jektivität, die abfällige Urteile über andere, selbst wenn sie berechtigt sind, nur mit Widerstreben anhören kann.