fitcratiirlUntt des Orients.

ll.LSg.1

Berichte, Studien und Kritiken

. für

Mische Geschichte und Meratur.

19 ,

Leipzig, den 26 . Februar

1842 .

Biblische Einleitung. lieber die Abfassrmgszeit und den Plan der ^Prophetie Habakuk's. Von Dr. D eIitzsch. Die Legende. Meinungen der Alten. Ansichten -er altern Theologen. Resultate der modernen Kritik. Habakuk nicht unter Ziskia. Septuaginta. Historisch-kritische Studien zur Septuaginta, nebst Beitrage ,i zu den Targumim, von Dr. Frankel. Lite­rarische Ankündigungen.

Biblische Einleitung.

Ueber die Abfafsungszeit und den Plan der Prophetie Habakuk's. ] )

Bon

Franz Delitzsch.

1 .

D i e Legende.

Die älteste, verbreitetste und für die Bestimmung des Zeitalters Habakuk's wichtigste Sage ist uckstreitig die in dem Apokryphen vom Bel und Drachen enthaltene von seiner Ent­rückung zu dem in die Löwengrube geworfenen Daniel. Der a l e x a n d r i n i sch e n Uebersetzung zufolge ist Habakuk selbst der Verzeichner oder wenigstens der Gewährs­mann dieser Geschichte vom Bel und Drachen; sie führt die wunderliche Ueberschrift:E% itQocprjzsias jifißcmovti vlov %]gov £% zrjg cpvlrjg Asvt Die Entrückung des Propheten wird von Clemens Alex., dem Chronikon Paschale, Iusippon, Pftudo-Saadia (zu Daniel) mit der im kanonischen Buche er­zählten Verurteilung Daniels zur Löwengrube unter Dar ins Medus in Verbindung gebracht; aber die apokryphische Er­zählung, von dem alex., chronologisch ordnenden Uebersetzer an das Ende des Buches gestellt, führt auf eine abermalige gleiche Verurteilung Daniels, die eine andere Veranlassung hatte

1) Dieser Aufsatz bildet den zweiten, kritischen Theil zu des Vers. Habilitationsschrift De Kabacuci Pro- phetae vita atque aetate Partie. ). (Lipsiae, Heinh. Beyer 1842. 8.) Der erste Theil ist durchaus Geschichte der synagogalen und kirchlichen Tradition über den,Propheten, und enthält deshalb als Anhang eine Dia- tribe de Pseudo-D orotheo et Pseudo-Epi- phanio, in welcher die für die Jsagogik wichtigen'Schrif­ten Beiderüber das Leben und Lebensende der Propheten" historisch-kritisch beleuchtet werden.

und einer späteren Zeit angehört. T h e o d o t i o n, bei* den alex. Text des Brjl Aqcckoov, wahrscheinlich mit Zu­ziehung eines aramäischen Originals-), überarbeitete, verlegt die Begebenheit in die Zeit, wo nach dem Tode des Astyages Cyrus der Perser die Regierung übernommen hatte. Die jüdische Sage hingegen weis't dem Drachen zu Babel die Zeit Nebukadnezars an. Simon de AlaZistris, der Herausgeber des Daniel secundum' LXX, um das An sehn des Apokryphons zu retten, ohne die Lebenszeit Habakuk's ins Unglaubliche zu verlängern, nimmt, gemäß der jüd. Sage, gleichfalls eine de^ Dan. c. VI. erzählten vorausgegangenc Verurtherlung Daniels zur Löwengrube an, aber nicht unter Nebukadnezar, sondern unter E v i l m e r o d a ch (560 v. Ehr.). Die apokryphische so schwankende Geschichte, obgleich schon von der ältesten Kirche als glaubhafte Thatsache anerkannt, macht dennoch durch und durch den Eindruck einer fabelhaften Volkssage, welche einen indirecten Beweis für die geschichtliche Wahrheit und das hohe Alter des damit auffällig contrasti- renden kanonischen Buches ablegt. Dennoch liefert sie ein wichtiges Moment für die Untersuchung des Zeitalters Haba­kuk's , nämlich dies, daß in den letzten Jahrhunderten vor Christo und den ersten nach Ihm die synagogal-kirchliche Ue- berlieferung darin übereinstimmte, daß Habakuk noch nach der Zerstörung Jerusalems, während des babylonischen Exils, als einer der Zurückgebliebenen im heiligen Lande (2 Kön. 25, 12. 22.) gelebt habe/).

2) Wenn das von R ay m un dus Martini, Pugio Fidei HI, 3, 23., mitgetheilte aramäische Fragment aus Bereschit Rabba (von dem in unfern Ausgaben sich keine Spur findet und welches Sal. Munk in einer Paris. Handschrift aus dem 13. Jahrh. vergeblich suchte) nicht der Peschitho nachco- pirt ist, so besitzen wir noch einen Th eil der Urschrift, die dem Kheodotion Vorlage

3) Hieronymus irrt sich, wenn er meint, daß, wer jenem

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