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Literarische Ztnalekten. Handschriften des Talmud.

Sakkai wird nachgerühmt, daß er diese Art Fabeln verfaßt?. Wörtlich heißt der AusdruckWäscher-Fabeln" b. h. Fabeln, in welchen ein Wäscher stets eine Rolle spielt, wie etwa bei uns der Lalenburger, Schildeburger,* ohne daß da­rum diese Gattung von Fabeln Schnurren und Schwänke zu sein brauchen. Ein Wäscher oder eine stereotype Figur von Einfaltspinsel! war höchst wahrscheinlich der Mittelpunkt einer singirten oder erdichteten Erzählung, um in dieser unterhal­tenden Form Lebensklugheit und moralische Lehren zu ver­breiten? Auch mögen die Talmud-Ausleger Recht haben, daß diese Art Fabeln beim Unterrichte angewandt wurden, da man in der That Fabeln beim Unterrichte anwandte.

v.

Das Buch ton Nttiött*.

Das kabbalistische Buch Schimmuscha Rabba wird ge­wöhnlich den Gaonim zugeschrieben und zwar so schon bei den Tosasisien^); aber die Geonim sollen es von den Talmu- disten überkommen haben, wie der Kritiker Abraham b. Da­vid (RABD.), meint.^ Nach Andern rührt es von den Saboräern her?, und einiges aus der ersten Redaktion des Asches indem in der ersten Recenston des Talmuds Manches besser erläutert sein soll, als in der "zweiten.

VI.

Die talmudische Ethnographie, Geographie.

Wie die nachtalmudische Periode in Deutung der Pirke Abot die Summe der ethischen Anschauung der Juden nieder- gelegt, ebenso hat die talmudische Periode ihre Gesammtan- schauung der Ethnographie in der Ausdeutung der ethnogra­phischen Tafel der Genesis vorgelegt. Wie in der biblischen

.1) Sukka 28 a 5 Baba Batra 134 a.

') Dukes, rabb. Blumenlese S. 11 Anm. Diese Er­klärung des Wortes pDÜO hat ihre Bestätigung in einem al­ten Spruche, der da lautet: üb)oh 'TlDn rby' CN

pDSDl njn (Wenn der Esel auf eine Leiter st-eigen wird, so wirst du Einsicht bei den Wäschern finden), wo offenbar unfern Lalenburgern entspricht. Dieser Spruch wird schon aus einer Hagada von Nissim b. Reub e n (Chidduschin über Ehullin p. 104) angeführt. Siehe Dukes, zur Kenntniß rc. p. 139.

2) Raschi zu Sukka l. 0 . faßt ebenfalls den Inhalt die­ser Fabeln in solcher Weise. Der Einfall Zunz's (GV. S. 106 Anm. a), das Wort DDD hier von nd:d (Zweig) Makkot 8 a abzuleiten, ist gegen den Sprachgebrauch und den Zusam­menhang, und Dukes fEhrensa'ulen rc. S. 2 Anm.) hat diese Erklärung mit Reche abgewiesen.

1) Berach. 60b Tos.

2) Temim Denn §.79. Die Stelle heißt: #y)

NnDjin D2NsdNDp iri>.apm-

3) Men. '2Cf. -öi Fano GA. §. 107.

41 11). ib.

Literatur die ethnographische Tafel der Genesis das älteste historische Dokument der alten Welt ist und ein großes Inte­resse für die Kunde des Alterrhums darbietet) ebenso ist die talmudische Deutung dieser Tafel für die talmudische Zeit ein bedeutsames ethnographisches Denkmal der talmudischen Zeit und in der Geschichte der Ethnographie von hoher Bedeutung.

Die talmudische Deutung ist nicht als eine Ermittelung der Gedanken der Urkunde, sondern eigne ethnographische'Jdee der Zeit, angelehnt an die biblische Urkunde, so daß nicht der alte, sondern der?neue Ethnograph betrachtet werden muß, da er eigentlich nur die Idee seiner Zeit über Völkerabstammung und Völkerzusamchenhang giebt.

Die bewohnte Erde zerfällt in drei Gebiete:

I. Cham d. h. das Land der Hitze oder der Dunkelfar­

bigen. Es entspricht so ziemlich Afrika, wenn man dies von cc cpQUr] (ohne Kälte), oder Libyen, wenn es von (das Land der Gluthen) abgeleitet ist.

II. Schem d. h. das Hochland.

III. Taset. Diese Deutung der ethnographischen Tafel steht an der Spitze der geograph. Studien welche zerfällt in:

a) allgemeine 1

> Geographie

b) . besondere j

Die besondere erstreckt sich 1) auf Palästina und Sy­rien; 2) auf Babylon ien; 4 ) auf Asien überhaupt;

4) auf Eur opa und A frika.

VII.

Handschriften des Talmud.

Die älteste Handschrift des Talmud's der Babylonier, kaum 150 Jahre nach Abschluß dieses Riesenwerkes an gefertigt, war aus dem Jahre 640 n. Chr. Maimüni erzählt in seinem großen Werke Jad ha-Chasaka^ daß er in Egypten das Stuck einer alten Gernara - Handschrift, auf Pergament- Rollen geschrieben, in Händen bekommen, das ungefähr 50V Jahre alt war * 2 3 , er hat also mithin die älteste Talmud-Hand­schrift gesehen, von der wir Kunde erhalten haben? Der be­rühmte Me'ir b. Todros ha-Lewi Abu'llasia aus Toledo (ca. 1244), der Zeitgenosse Nachm an i's, spricht von uralten korrekten Lesarten des Talmud's, welche die alten Meister ge­kannt^, und, wie es scheint, hat er die von Maimüni er­wähnte Handschrift oder eine ähnliche alte im Sinne, zumal seine und Maimüni's korrekte Lesarten übereinstimmen.''

1 ) Hil. Malweh e. 11: §.2.

2) Wörtlich lauten die Worte: r&p!D DnäQ3

nin pno iw D^un by nmro nw nioj

DJlBSf n)NQ snps. Dem Ausdrucke Maimüni's zu­

folge scheint ein eigentliches Datum in der Handschrift nicht gestanden zu haben.

3) s. Asutak, Schem II. Gimel §. 2 .

4) wörtlich wipp NrwDVJ tidji yr\y 'NO1 Maggid Mischne zu hil. Malweh I. e.

5) Siehe Asulai's Schaar Josef (Livorno, 1766, 8 ) p.13o.