Jung Juda.

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Hauptes und Gemütes begibt sie sich auf ihren Platz. Der' dritte und letzte Teil, die Preisverteilung, folgt. Hanna Stern, Elsa Braun . werden aus der Bank herausgerufen; ihnen werden als Anerken­nung ihres Fleißes und Wohlverhaltens die Preise übergeben. Außer­dem .erhalten noch drei Schülerinnen Lobkarten. Liesel ist wie be­täubt. Bon der Rede des Herrn Dr. Weiß vernimmt sie kein Wort. Mechanisch entfernt sie sich mit den anderen. Auf der Straße erst - kommt ihr das Furchbare zum Bewußtsein. Herr Kohn sieht dem Kinde mitleidig nach. Er kennt es und weiß, daß aus dem Leide ihm Heil erstehen wird. Die Genossinnen drängen sich teilnahmsvoll um Liesel. Bemerkungen, wieUngerechtigkeit",sich beschweren", werden laut. Liesel spricht kein Wort. -Die brave Hann» kann sich ihres Glückes nicht so recht freuen. Sie versteckt das schöne Büch - Ghettogeschichten" in der Kleidsalte. Schweigend gehen sie ausein­ander. Die Geschwister stehen erwartungsvoll vor dem Hause.- So- - fort merken sie, was die Glocke geschlagen hat. Die zartfühlende Schwester, erkundigt sich, ob der Knicks regelrecht ausgefallen sei, aber der lose Gymnasiast kann nicht unterlassen zu summen:Sie ließen die Köpfe hangen."

-Ein Martyrium beginnt für Liesel. Von allen Seiten wird sie nach der Prämie gefragt. Zu ihrer Beschämung muß sie immer wieder gestehen, daß sie keine-erhalten hat. Der Bruder erspart ihr keine Demütigung. Ausführlich t erzählt er ihr von den beiden Jägern, die das Fell des Bären' verkaufen, bevor sie ihn noch ge­fangen-haben. Die sonst so schönen Osterferien werden ihr zur Qual.- Der Verkehr mit Harum stockt. Zwischen den Kindern steht 9 das Gespenst der Prämie. Mit Eifer gibt sich Liesel den häuslichen « Beschäftigungen hin, zu welchen die Mutter das Töchterchen heran« 4 zieht. Lob und freundlicher Zuspruch muntern das niedergeschlagene Kind aus. Aber es graut ihm vor dem ersten Schultage und be­sonders > vor derjüdischen Stunde". Letztere verläuft über Er­warten gut. Lisels verdoppelte Aufmerksamkeit wird anerkannt.

Als Herr Kohn bedauert, daß sie die ihr längst zugedachte Prämie sich verscherzt habe, gelobt sie weinend ernstliche Besserung. Der gütige Lehrer macht sie glücklich durch die Worte:Ich vertraue deinem Versprechen, mein Kind."

Die gutmütigen Mitschülerinnen, allen voran Hanna, bemühen - sich mehr als sonst um Liesel ; sie soll wie bisher ihre Spiele an- sühren. Davon aber will sie nichts wissen. Heiter spielt sie mit; der frühere Übermut aber ist von ihr gewichen. Sie hat die Krisis . in ihrem Charakter überstanden. Als der Prüfungstag wieder da ist, steht er ein glückstrahlendes, dankbares Kind, das. ein Prachtwerk entzückt bewundert. Elsa Braun deklamiert.. Im nächsten Jahre fällt die Wahl wieder auf Liesel. Sie fürchtet sich, sie anrunehmen.