Die familiengeschichtlichen Quellen des Archivs der Breslauer Synagogengemeinde.

Zum 10jährigen Bestehen des Archivs der Synagogengemeinde Breslau.

Von Bernhard Brilling, Breslau. (Schiuß.>

III.

Die wichtigsten familiengeschichtlichen Quellen sind wie überall auch hier Judenlisten und Personenaufnahmen. Es ist leider festzustellen, daß die ältesten Verzeichnisse der Breslauer Juden sich nicht im Gemeindearchiv, sondern ebenso wie die Staatsbürgerlisten vom Jahre 1812 sich in den staatlichen und städtischen Breslauer Archiven befinden. Die älteste im Original erhaltene? Judenliste des Breslauer Gemeindearchivs stammt aus dem Jahre 1776. Die Zahl der Juden betrug damals 2254 Personen, unter denen Sich allein 1069 so­genannte Famulizjuden befanden. Diese gesamte jüdische Bevölkerung ist in demVerzeichnis der Gemeinde-Mitglieder (Einwohnerliste) aus dem Jahre 1776" eingetragen. Dieses Register 1 ) ist in Buchform gebunden und zählt 218 Selten, die so eingerichtet sind, daß von 2 Blättern die Seite mit der geraden Ziffer die aufenthaltsberechtigten Juden anführt, die Seite mit der ungeraden Ziffer die zu diesen gehörigen Famulizpersonen, die sowohl Dienstpersonal,. Angestellte, Verwandte als auch solche umfassen, die sich, um das Breslauer Aufenthaltsrecht zu genießen, der Behörde gegenüber als Famulizperson dekla­rierten. DiesesSeelen-Register der Breslauischen Judenschaft nach derselben Anzahl, Geburts-Ort, Alter, Gewerbe und Geschlecht aufgenommen", ist nach der Zählung angefertigt, die die Breslauer Judenkommission in der Zeit vom 5. September bis 2. Oktober 1776 in Breslau diurchführte. Zu den Angaben, 4fß jeder Prinzipal über sich, seine Angehörigen und seine Famulizpersonen machte, wozu auch das Datum seiner Privilegierung in Breslau gehörte, machte die Judenkommission in einer besonderen Spalte (äußerste Spalte rechts) kriti­sche Bemerkungen, die meist die Glaubwürdigkeit des Gewerbes der Famuliz­personen betreffen. Daneben finden rieh in dieser Spalte der Urschrift vereinzelt: noch kurze Randbemerkungen aus der Hand des schlesischen Kabinettsministers von Hoym, die sich meist auf Ausweisungen von Famulizpersonen beziehen 2 ).

Dieses Verzeichnis gibt dem Genealogen und Statistiker wohl das reich­haltigste Material zur Hand, da es wohl die genaueste Breslauer Judenliste ist,, die wir aus der. Zeit Friedrichs des Großen besitzen. Uber folgendes gehen die> Spalten dieses Buches Auskunft: Privilegierungsdatum, Namen, Alters Ge­werbe und Geburtsort (Herkunftsort) aller Juden einschl. der Famulizpersonen.. Die jüdische Gemeinde zählte damals 17 Generalprivilegierte mit 55 Familien­mitgliedern und einem Famulizpersonal von 410 Köpfen, 19 Privilegierte (103

) Ober dieses Register s. auch M. B r a n n, Die schlesische Judenheit vor und nach: dem Edikt vom 11. März 1812, Breslau 1913, S. 11 Anm. 6. Brann benutzte dieses Register' auch für seineGesch. d. Gesellsch. d. Brüder (Breslau 1880 S. 7 ff. Neudruck: Breslau' 1925, S. 9 ff.).

*) Eine Probe aus diesem Verzeichnis s. bei M. Brann: Die schlesische Judenheit vor und nach dem Edikt vom 11. März 1812 auf S. 3544, aber leider nicht in der) Tabellenform der Urschrift. Die weiter unten angeführten Ziffern enthalten einige Ab­weichungen von den bei B r a n n a. a. O. S. 11 Anm. 1 angegebenen Ziffern. ^

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