Durchaus nicht alle Priesterfamilien sind als solche durch ihre. Zunameh kenntlich. Namen halben wie Menschen ihre Schicksale. Da wäre die Frankfurter Familie S chif f zu nennen. Sie ist ein Zweig einer seit .1505 in Frankfurt nachweisbaren Priesterfamilie, die sich „Kohn“ oder „Kahn an der- Pforten“ nannte und einen. Kahn im Hausschilde führte, indes der Volksmiund erst das Gebäude und dann seine Bewohner „Schiff“ nannte. Noch 1750 Unterzeichnete der Eigentümer mit beiden Namen: „Benedikt, Sohn des Aberle Schiff Kahn“ 2 ). Ein anderer Zweig der gleichen Priesterfamilie sind die Spanier, Spajnjer. Der Name taucht in Frankfurt gegen 1600 auf und geht der Überlieferung nach auf eine Deputation zurück, die die Frankfurter Juden zur Wahrung ihrer Rechte an Kaiser Karl V. nach Spanien gesandt hatten. Vor 1600 hießen die Spanier „Kahn“ und „Katz“ 3 ).
Manche Priesterfamilien zeichnen sich durch die Lückenlosigkeit ihrer weit zurückgehenden Ahnentafeln aus, so das Geschlecht der Rapo- port, Rappaport — ein unter den mittel- und osteuropäischen Juden weit verbreiteter Name. Unter den am 29. 10. 1462 aus..Mainz’ ausgewiesenen Juden befand sich auch die Priesterfatmilie „Rappe“, „Rape“ oder „Rabe“, deren erster bekannter Namensträger „Meschullam Jekutiel Rape ha-Kohen Zedek“’ war. Sie ließ sich in Porto bei Mantua in Oberitalien nieder, wo durch Heirat eine Verbindung mit einer dortigen Familie erfolgt und so der Zunaime „Rape-Porto“ entstanden sein soll. Der nachweisbare Stammvater ist „Rabbi Menadhem ben Jaakow ha-Kohen“ in Porto, der als Arzt (habr. „rofe“) seinem Namenszug hinzufügte: „Rofe Porto“ („Arzt in Porto“); er starb am 30. 12. 1596 in Porto 4 ).
Eine ebenfalls durch Alter und angesehene Vertreter bekannte Priesterfamilie sind die Munk. Da dieser Beiname zuerst in Prag um 1500 als „Munka“ in nichtjüdischen Urkunden erwähnt wind, so wird angenommen, daß er mit dem slaw. „monk“ = „Mönch“ identisch ist, also auch „Priester“ bedeutet. Jedenfalls ist der Name unjüdischen Ursprungs. Daß einzelne Glieder der weitverzweigten Prager Gelehrtenfamilie Horowitz im 16. Jahrhundert den Zunamen „Munka“, „Munk“ führten, hat der Historiker Wachstein nachgewiesen 5 ). Der erste Träger des Namens „Munk“ scheint „Salman ben Jeschaja Horowitz“ gewesen .zu sein, der gegen 1470 in Prag geboren und von den Prager Behörden als „Salman Munka“ oder einfach „Munka“ geführt wurde. Wenn — nach Wachstein — die Munk
2 ) Schiff: Die Namen der .Frankfurter Juden zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Dissertation. (Freiburg i. Br. 1917. S. 48.
3 ) D i e t z : Stammbuch der Frankfurter Juden. Frankfurt a. M, 1907. S. 288.
4 ) Kahan: Anaf az awot. Familienstammbaum der bekannten jüdischen Familien (Horowitz, Heilpern, Rappaportl, Marsgulies, Katzenelnbogen, Schorr. Von ‘deren Ursprung bis zur Gegenwart. Kracau 1903. The Jewish Ency- c 1 o p e d i a. Band X. 'S. 3(20.
5 ) Zeitschrift f. d. Gesch. d. Juden i. Dtschl. Bd. 1 S. 141—151.
iS. 90, 97). Die Ahnentafel der Familie Horowitz ist abgedruckt- bei P e r 1 e s : magillat juchassim. Warschau 1889. S. 29.
Horwitz: Die Familie Horwitz in Präg im 16. Jahrhundert (Zeitschrift f. d. Gesch. d'. Juden i. d. Tschechoslowakei. Brünn 1931. Heft 2. S. 91),
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