'akkomodirte sich btn damaligen BolkSbegriffen, nichts Anderes, als was auch Maimonides lehrt? Hold Helm haut scharf z« — aber er trifft nicht.. Daß sich Gott der Mensch, heit anbrquemt, akkomvdirt, das ist eine Wahrheit, die jede Nc^i^ion zur uothwcndigsten Voraussetzung ha«, ohne welche Religion nicht denkbar ist. Will also Hold he im nur dieses Zngeständniß mir abzwingen, so hat er es durchaus nicht uötftig, meinen Worten Schrauben an;^legen. Aber gerade, weil die Akkomodation Gottes im
Allgemrineq^icht in Ab r e de gest ellt werden kann, muß doch, unter der AkMiodationsthcorie, über deren Haltbarkeit ehedem vielfach gestrMn ivurde, noch etwas ganz Anderes verstanden worden sein.
Die Akkomodation Gottes ist nothwendige Voraussetzung einer jeden Religion. Ei» religiöses Bewußtsein beginnt erst da, wo die Ahnung vorhanden ist, daß Gott mit der Welt in irgend einer Verbindung steht, daß es einen Überwelt- lichen Gott gibt, mag dieser der Welt immanent oder tranSren- dent oder auch als beides zugleich gedacht werden — nur der EpikuräiomuS, we lchem Gott, in ewiger, selbstbrschaulicher Ruhe, unbekümmert «nr di« Welt und di« Vorgang« in-rhr, verharret, hat keine Religion. Wenn also Gott aus seiner reinen Idealität hrrauStritt und, auf welche Weise immer, in die Materialität eingehet, so ist das doch wohl nichts An- deres als eine Akkomodation? Wenn Gott dem Menschen- geiste in der Schöpfung oder im Worte sich offenbaret, so ist das «ine Hingabe Gottes an eben diesen Metischengrist — eine Akkomodation. Die Weltgeschichte, insofern wir in ihr das Werk der Vor s e h u ng rrkennen , »nt > der G e danke Gottes! deHrn einer jede» Periode ist, der Kulturstusi der ׳ jem-ll- gen Menschen entspricht, liefert ebenfalls nicht minder den Beweis, daß Gott der Menschheit sich akkomvdirt. Keine Religion swiffenschast hat auch je dem widersprochen und sin- den sich besonders bei den Kabbalisten, deren Studium bei «ns noch zuin Nachtheile der Wissenschaft allzusehr vernach-^ käffigt ist, die schönsten Gedanken hierüber. Auch der Midrasch shricht in Beziehung hierauf davon, daß Gott von der Welt- schöpfnng an bis zur Offenbarung von den sieben Hiinmeln, je einen Himmel nach dem andern, herabgestiegen sei. Wenn tn der Schrift in der Regel, eine besondere Manifestation Gottes durch ' ״ וירד ה der Herr ließ sich herab," eingeleitet wird, «nd diese Einleitung besonders bei der Offenbarung
wird, so ist es gewiß die Akkomodation, die damit ausgedrückt «erden soll, und stiinmt damit der bekannte talmudische Spruch דברה תורה בלשון כני ארם • ganz überein. Zst dieß aber di« Akkomodation, die sonst viel Widerspruch fand? — Gewiß
nicht. Es war nämlich früher die Ansicht mancher Gelehs- ten, die Schrift habe nicht allein manche» Aberglauben, btt zur Zeit der Offenbarung so tief in den Gemüthern wurzelte, daß er nicht entfernt werden konnte, ignorirt. sondern _sei- "sogar selbst darauf cingegangen, weil sie sich ganz der Sphäre akkomodirte, in welcher die Zeitgenossen befangen waren, so wie etwa Sokrates trotz seiner monotheistischen Ueberzeugung vielfach mit de» Sophisten von den Göttern spr-ch. Dieser Standpunkt des einseitigen Rationalismus nimmt auch Mai« monides in seiner Erklärung deS Opferkultus ein und diese Akkomodationstheorie ist es, die ich, für eine irrige erkläre. Der Opfcrkultus ist nach MaimonideS nicht ein Produkt deS Iudenthums, sondern des Heidenthums, der von Gott nur darum beibedalten wurde, weil für einen reineren Gottesdienst die damalige Geistessphäre noch nicht einpfänglich gewesen ist. Den Nachsatz gebe ich zu, aber nicht den Vordersatz. Die konsequent« Folgerung des Vordersatzes wäre, daß der Opferkultus für seine Zeit ein nothwendigcs Uebel gewesen sei, das die göttliche Weisheit, soweit als nach dem natür« lichen Verlauf der Dinge dackals möglich war, durch Be- schränknng allerArt unschädlich machte, Wer also eiu Opsir - brachte, beging damit keine'religiöse Handlung und lag im Opfer von Seiten Dessen, der eS brachte, weder Sühne noch Rechtfertigung. Diese Behauptung widerspricht sowohl- der heiligen Schrift als auch jedem geläuterten Religionsbe- wußtsein. Den Nachsatz gebe ich zu, ׳ nur kann alsdann-nicht mehr von einem Beibehalten, sondern von einem Anordnen die Rede sein. Mai monideS und Holdbeiin stehen beide ־ "Mch Suf Tfm'"Standpunkte eines einseitigen Nationalismus, auf dem Standpunkte einer oberflächlichen Berstandesmeta- /Msik, verkennen daher das Wesen des CultuS überhaupt und unterliegen darum auch einem und demselben Irrthum in Hinsicht der Erklärung deS Opferkultus. Maimonides hat sich verdient gemacht um-die^Aufklärung seiner Zeit, er hat sich ein bleibendes, aber doch ndpnegatives Verdienst erwor» ben in der jüdischen Religionswissenschaft — diese AnexktN- nung wird ihm ewig bleiben. Aber er gelangte zu keinem positiven Gehal«, ja verkannte selbst den tiefcra Inhalt in der Mystik der französischen Schule, die in ihrer Uninittelbar- keit instinktartt'g die positive Substanz herauSfühltc — und darum wurde er verketzert. Auch für Holdheim wird «inst eben so wenig die Anerkennung ausbleiben, als er besonders der MrkttzMng entgeht, die von allen Seiten ihre giftigen Pfeilen gegen ihn dichtet. Gott ist beiden ״nur außer- weltlich" und darum dem menschlichen Bewußsein und dem Ausdrucke dieses Bewußtseins unerreichbar. Maimonides ganz« Religivnsphikosvphie läuft nürdarauf hinaus, daß wir