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er will auS den historische» Voraussetzung«, nicht hrraustre- te», sondern de« afte» Strom da wteder flüssig mache», mm er |u stocke« anfing. Das Alle« war aber schon seit zehn Jahren die Bemühung und die Tendenz der Theologe«.
Nichts desto weniger lag darin ei» bedeutendes fruchtba« reS praktisches Moment. x
Nicht bloß daß nu» endlich einmal die Gemeinde, daS Volk die Initiativ« der Refvrm-ergriff, und den Theologe» die religiöse Hegemonie zu entreißen Miene machte; nicht bloß, daß die bisher rein theoretische Bewegung, nu» eine voltSchümliche und allgemeinere zu werden versprach, den» diesen Anlauf hatte schon der Frankfurter Verein gleichfalls genommen. Das wahrhaft Praktische und Fruchtbare der Berliner Bewegung lag darin, daß sie sich sofort in der Form der freien Gemeinde ^snstitvidte, dasssieHin Mininuu» von Freiheit, daS sie sich herauszunehmen wagte, svglejch eine Realität zu geben suchte. Dem angemessen war auch das rühmliche Bestreben, die Bewegung durch Deutsch« land propagandistisch W verbreiten, und wo» einer müzemei» nen Synode die definitive Form und den dogmatischen 3n* halt des neuen Bekenntnisses zu erwarten.
DaS Institut der Rabbiner«Versammlungen,' von dem in den folgenden Blättern vielfach die Rede sein wird, ist dem. Wese» nach kein neues Moment in der Entwickelung deS Reformpriuzips; denn in demselben ist nichts Andres zur Er» scheinung gekommen, als die fortgesetzte Arbeit der histori» scheu Schule (wenn auch schon im Kampf mit stsschern und freien Prinzipien) in einer neuen, mehr praktischen und un» mittelbaren Form, als die frühere rein literarische Thätig» keit war.
Auf dieser geschichtlichen Grundlage soll sich nun unsere Kritik der Faktoren und Elemente der gegenwärtigen Bewe« guug, und zwar zunächst die des geschllderten Reformprinzips der historischen Theologe« aufbauen.
Heidelberg im August.-
Polemik.
Mannheim, 10. Sept. Obwohl die in Frankfurter Blätter uiedergelegtenVerwahrungen gegen die Beschlüsse der dießsährigen Rabbiner-Versammlung bereits mehrfach in dieser Wochenschrift besprochen und nach Gebühr gewürdigt worden sind, so glaube» wir dennoch eine Pflicht gegen unsere Leser zu erfüllen, wenn wir die de« bezüglichen Gegenstand gründlich behandelnde, eben bei Leuckart in BrrSlau erschie- «ne Broschüre ״die dritte Versammlung deutscher
Rubbiner, ei» vorläufiges Wort zur Verstäudig»»^ vo» vr. A. Geiget auSzüglich «ittheile», zumal,die Be» schlüffe über de» Gabbath hier allseitig belenchtel werden, und der richtt'ge Gesichtspunkt für deren Beurcheilung eröffnet ist.
S. 4—10 sagt der Verfasser: ״Eine religiöse Gemeinschaft, die nicht Ruhe- und Festtage heilig hält, hört auf eia^rrli» giöse zu sein; ohne Tage, an welchen daS Drängen de< 8^» bevS zurückttitt und die der Betrachtung, der geistigen Erho» lung und Erhebung gewidmet sind, kann unmöglich eia reli» giösrS Leben bestehen. Also die Feier dieser Tage an sich ist es nicht, welch« etwa, wie dieß bei vielen ander» Satzn»- , gen der Fall ist, ganz und gar als ein Ueberrest aus engher» zi'ger Auffassung einer früher» Zeit getadelt werde» kann; im Gegenthrile wenn wirsiemchthättes,wir müßten sie uns schaffen, und nun da wir sie schon haben, da sie nicht bloß ihrem Zwecke nach heilig, sondern auch durch ihr dreitauseudsährigeS Bestehn ehrwürdig geworden,. mü dem ganzen religiösen Lebe» innigst verknüpft sind, müs- sei» wir sie um so sorgfältiger wahren. r Was an ihnen getadelt werden kann, das ist dir minutiöse Auseinander« leguug der Feier und der Ruhe, die äußerliche Abwägung der Arbeit, das starre Halten am äußerliche» Ruhegebot, da» jedes andere menschliche Gefühl, jeden andern höher» Zweck zurückdrängte — wenn «S nicht das Leben selbst oder manche mit besouderm Nimbus umgebene religiöse Eerrmonie war. Dieser Aeußerlichkeü mußte die Versammlung entgegentrrtrn, und sie hat es gethan, weil es ihre Pflicht ist, die Religion von der Starrheit und der Aeußrrlichkeit zu befteien, sie wie« der zu einem Eigenchum des inner» Gemüthslebens zu ma« chen; sie hat daher, wo die Pflicht, sich in den Staat hin» einzuleben, auftritt, ihr gegenüber das ArbeitSverdot als nicht verbindend erklärt, daher den Soldaten und den Beamten davon diSpensirt, sie hat alle weit getriebenen Umzäunungen, alle die Erschwerungen, welche man durch Fiktionen umgehe» zu müssen glaubte, als der Beachtung nicht würdig erklärt, sie hat dem Gottesdienste und der geistigen Thätigkeit überhaupt das Uebergrwicht über dir körperliche Unthätigkeit zugesprochea. — Allein die Schwierigkeiten, welche der Feier entgegentrrten, lixgrn nicht in deren Unangemessenheit an und für sich, sondern in dem Widerspruche mit dem Lebm, d. h. in dem Widerspruche, welcher durch die vo« der Majorität der LandrSbewohner angenommene, von dem Staate beschützt« Sitte entsteht, einen andern Tag als den im Iudenthume eingesetzten zu feiern; daher erzeugt sich die große Schwierig« keit» daß der Jude als solcher seine Arbeit und sein Gewerbe . einstellrn soll, an einem Tage, der im Allgemeinen als Werk- , tag gilt, woraus natürlich ein großer Nachthei^ entspringt, '