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Nr. 5

Vertreter, Rechtsanwalt Jacobsohn als Schriftführer und Handelsgerichtsrat Gins als ftellv. Schriftführer der Ge­meindevertretung. Sämtliche Gewählten nehmen die Wahl än.

I. -R. Peijer übernimmt mit Worten des Dankes den Boissitz und verlieft. einige Einladungen und Dankschreiben. Darüuf erstattet Herr Kober den Bericht der Kassenprüfer, die Be­anstandungen bei der Kasse nicht gefunden haben. Darauf wird die Annahme der Täubchen Oppler Grabpflege-Stiftustg, gestiftet durch Frau Rosa Bergmann, Berlin, auf Vorschlag des B.-E., Rechtsanwalt N o t h m a n n , und der Franziska Lifler Grabpflege-Stiftung auf Borschlag des B.-E. Herrn Kober nach den getroffenen Abmachungen genehmigt. Herr Freust d- l i ch berichtet über den Antrag der hebräischen Sprachschule in Breslau an die Gemeindevertretung, in den nächsten Etat eine laufende Beihilfe für sie einzusetzen. Die Schule beschäftigt eine volle Lehrkraft. Der B.-E. gibt zur Erwägung, ob nicht die Angliederung an die jüdische Volksschule oder das- Seminar bedeutende Kosten ersparen könnte. Er könne deshalb die Äei- hilfe nicht empfehlen, zumal vor Ausgestaltung der Schule eine' Fühlungnahme mit den Gemeindekörperschaften nicht statt­gefunden habe. Justizrat P e i s e r bedpuert, daß man sich mit dem Anträge nicht mehr habe eingehend beschäftigen können. R.-A. Jacobsohn schlägt - Vertagung vor, die auch Herr Gins wünscht, weil es sich um einen Antrag zum nepen Haushaltsplan handele, der hxut noch nicht beraten wird. Herr W a l d st e i n erklärt namens des Vorstandes, daß dieser eisten an ihn gerichteten Antrag abgelehnt habe. Er hebt ausdrücklich hervor, daß dies nicht aus jüdisch-nationalen oder astti- nationalen Gesichtspunkten geschehen sei, sondern weil Pe hebräische Sprachschule sich sehr wesentlich mit moderner hebräischer Literatur beschäftige, also einem Gebiete, das sticht zu den eigentlichen Aufgaben der Gemeinde gehöre. Eine solche Einrichtung könne man allenfalls in besonders glücklichen Zeiten unterstützen. Dr. Schlesinger wendet sich gegen diese Be­gründung und. empfiehlt Verweisung an die Etats-Kommission. R.-A. Jacobsohn verweist auf § 68 der Gemeindesatzung, wonach auch die Förderung kultureller Anstalten zu den Auf­gaben.der Gemeinde gehört. Der Antrag wird hierauf vertstgt.

lieber den Derwaltungsbericht referiert der Borsitzende,

J. -R. P e i s e r. Die Geschäftsüberficht für das Kalenderjahr 1,928 ergibt 20 539 schriftliche Eingänge, 42 Borstandssitzustgen und 6 Gemeindevertreter-Sitzungen. Der B.-E. dankt den Vor­stehern, Beamten und Ehrenbeamten für diese enorme ge­leistete Arbeit, insbesondere den Ehrenbeamten im Beerdigustgs- wesen, die ihren aufreibenden Dienst trotz der furchtbaren Kälte hingebungsvoll versehen haben. Die Versammlung nimmt Kenntnis von der Erhöhung der Weißenberg-Stiftung! um 500 Mark durch Herrn Georg Weißenberg aus Anlaß I der Geburt seines ersten Sohnes Ulrich, von der Konstituierung des Vorstandes, wonach Geheimrat Goldfeld Vorsitzender, Rentner Waldstein und J.-R. Hirschberg Stellvertreter, Bankdirektor Hancke*) Kafsenvorsteher, Generaldirektor Haendler Kasien- kontrolleur und Rechnungsprüfer ist, des weiteren von der Fertigstellung des Erweiterungsfeldes Rohde auf dem Friedhof Lohestraße und von der Äuffüllung der Freudenthal-Grab- pflege-Stistung und der Simon-Grabpflege-Stiftung. Ferner wird auf die Nachricht, daß der Haushaltsplan 1929/1930 fertiggestellt sei, die Etats-Kommission gewählt, bestehend! aus den Herren: Gins, Sander, Goldschmidt, Kober, Daniel, Red.-R. Marcus.. Als Stellvertreter werden gewählt die Herren Sfeuer und R.-A. Nothmann.

Im Anschluß daran bemängelt Dr. Schlesinger die Art des Geschäftsberichtes. Die dort gemachten Mitteilungen seien ohne wesentliches Jnteresie. Dagegen wolle er über die Gemeindepolitik, die Absichten und Pläne des Vorstandes und über das unterrichtet werden, womit sich der Vorstand befaffe. Ein solcher Bericht könne ja in der Geheimsitzung vorgelegt werden. Geheimrat Goldfeld hält solche Berichte weder für üblich, noch für zweckmäßig. Der Vorstand habe das Recht

*) Inzwischen verstorben.

der Initiative und könne nur solche Dinge zur Kenntnis der Gemeindevertretung bristgen, die spruchreif seien. R.-A. Jacobsohn erläutert näher, was Dr. Schlesinger von dem Derwaltungsbericht verlange. So hätte die Gemeindever­tretung nichts erfahren, daß der Antrag der hebräischest Sprach­schule abgelehnt sei, wenn diese sich nicht an die Gemeinde­vertretung gewandt hätte. Er habe ferner gehört, daßdie Ver­legung des Almemors in der Alten Synagoge vom ssjorstande abgelehnt sei. Derartige negative Entscheidungen sei-n für die Gemeindeverttetung ebenfalls von Jnteresie. Geheimrat Goldfeld gibt dies zu, der Vorstand werde daher erwägen, inwieweit solche Mitteilungen zu machen seien.

In der darauf folgenden umfangreichen Geheim sitzung wird Herr Bankier Steuer als Ersatz für den ausgeschiedenen Herrn Gemeindevertreter Wilhelm in den Finanz-; und Ge­haltsausschuß und Herr Eugen Perle, Friedhofsdezernent bei der I. K.-D.-A. in den Bauausschuh gewählt. Ferner wird die Anstellung der Büroangestellten Fräulein Mugdan als Büro­beamtin beschlossen, das Gehalt der 'Bibliothekarin Fräulein Marck, das Gehalt des Aufsehers Mamlok und die Dienstaufwandsentschädigung des Friedhofsinspektors Neu­mann anderweit geregelt, sowie die Abfindung des Berwal- tungsdirektors Dr. Rechnitz^ Aufgabe seines bis 1. Oktober 1931 laufenden Mietsvertrages über seine Wohnung im Schwesternheim i genehmigt. Des weiteren beschließt die Ge­meindevertretung, Herrn Rabbiner Dr. Cohn anläßlich seines 70. Geburtstages durch ein Ehrengeschenk, und das langjährige Vorstandsmitglied, Herrn Rentner Emil W a l d st g i n, aus Anlaß seines 75. Geburtstages durch Ernennung zum Gemeindeältesten zu ehren. Einen weiten Raum in der Geheimsitzustg nahm ein Grundstücksangebot ein,! über das Herr S.-R. Dr. Horn in seiner bekannt klaren undi ausführ­lichen Darlegung berichtete, was ihm den lauten Beifall der Versammlung eintrug. Das Angebot wurde in eine besondere Kommission verwiesen, die gleichzeitig auch über die etwaige Beschaffung der erforderlichen Barmittel beraten sollte.

Gemeinüegesang

Die bisherige Berwepdung des Synagogenchores lediglich in der Form des Kunstgesanges hatte zur Folge, daß die Synagogenbesucher mehr und mehr zu unbeteiligten Zuhörern wurden. Demgegenüber ging die Tendenz des jüdischen Gottesdienstes, wie beispielsweise deutlich die Einrichtung der Alijah zeigt, stets dahin, die Besucher nach Möglichkeit zu aktivieren. Um-'mm eine stärkere innere Beteiligung der! Gemeinde­mitglieder am Gottesdienst zu erzielen, haben die Synagogenausschüsfe der alten wie der neuen Richtung beschlossen, die Synagogendesucher bei einer ausgewählten Anzahl von Gebetsstücken zum Gesang heranzu­ziehen. Folgende Ausführungen gelten für die Mitglieder her Alten Synagoge: >

Die technisch« Durchsührung des Gemeindegesanges ist in einer Synagoge ohne Orgel erschwert, weil die tonhaltende, nur bei einem Instrument unveränderliche Stützstimme fehlt. Zur Wahrung! der Würde und musikalischen Aesthetik ist aber in einer großen Synagoge absolute Einheitlichkeit unerläßlich. Daher werden die Synagogenbesucher dringend ersucht, sich der Führung des Chores unterzuordnen und hierbei sorg­fältig Disziplin zu wahren. Um einer Irreführung des Publikums vor- zubeuaen, wird der führende Chor die betreffenden Gebetsstücke ein- stimmig singen, und zwar in einer mittleren Tonlage, damit eine unschön klingende Forcierung der Stimme bei den Gemeindemitgliedern tunlichst vermieden wird. Der Gemeindegesang wird zunächst nur für den Sabbath eingeführt. Der Ausschuß 'der Alten Synagoge hat folgende Gebetsstücke hierfür bestimmt:

Abendgottesdienst

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Morgengoltesdienst beim Ausheben:

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Die übrigen Gesänge bleiben dem mehrstimmigen Kunstgesang vorbehatten und'dürfen nicht durch Mitsingen gestört werden. Eine Liste der für den Gemeindegesang bestimmten Gebetsstücke wird jn der eckten Zeit auf den Pulten der Synagogenplätze zur Kenntnisnahisne aufgelegt.

Dr. G e o rjg L ^w y.