Breslauer
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10 . Jahrgang / März 1933
Nummer 3
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ium VeKachfeste
Von Gem.-Rabbiner Dr. h o f s m a n n.
Von allen unseren Festen ist Peßach das in der Bibel und - den übrigen Traditionsschriften am besten bezeugte. Der ganze erste Teil des Buches Exodus handelt von seiner Vorgeschichte, seiner Einrichtung und den seine Feier betreffenden Vorschriften. Wo immer von den anderen Festen die Rede ist, wird auch seiner Erwähnung getane DaS Fest gilt als so wichtig, daß für solche, die aus besonderen Gründen verhindert waren, eS zu ^ feiern, eine Rachfeier geboten war. Als Israel über den Jordan in daS Land der Verheißung gezogen war, feierte es als erstes Fest das Peßachfest und aß damals zum ersten Male vom Ertrage deS Landes. Rach einer langen Zeit deS religiösen Verfalls wurde eS dann als Zeichen einer religiösen Restauration i unter König Hiskija nach alter Vorschrift begangen. Das Buch der Könige bemerkt dazu: „CS ist nicht geopfert worden ein solches Peßach feit den Tagen der Richter und in all den Tagen der Könige von Israel und der Könige von Juda." DaS gleiche > wird uns auS der Zeit des Iosia berichtet. Der Prophet Ezechiel kündet unS von seiner Feier. Dieses Fest war mit jeder Erneuerung Israels verbunden. So berichtet uns daS Buch Cfra, wie eS mit besonderer Feierlichkeit im Anschluß an die Einweihung deS zweiten Tempels begangen wurde. In Mischna und Talmud nimmt Peßach feiner Bedeutung entsprechend einen großen Raum ein. Besonders eindrucksvoll ist /die Schilderung der Tempelfeierlichkeiten, die mit ihm verbunden waren, wie sie sich in der! Mischna Pesacbim findet. Gewaltige VolkSmaffen drängten sich noch in den letzten Jahrzehnten deS zweiten Tempels zu seiner Feier in Jerusalem zusammen, waS nach dem Zeugnisse deS IofephuS auch auf die Römer seinen Eindruck nicht verfehlte. j Der größte Talmudtraktat, der sonst einem Feste bestimmt ist, ist Peßach gewidmet, selbst größer als der, welcher vom Versöhnungsfeste handelte. Peßach ist das einzige Fest, für welches uns seit allen Zeiten eine besondere Festordnung und Liturgie für die Feier in der Familie überliefert ist. Diese Feier mtzß sich auch von jeher durch den Gesang stöhlicher und feierlicher Lieder ausgezeichnet haben, wie denn der Prophet Jesaja die Erhabenheit eines Liedes damit kenn- zeichnet, daß er sagt: „Pieses Lied wird euch sein, wie das Lied in der Nacht, wo das Fest geheiligt wird." Der deutende Sinn der Weisen deS Midrasch verlegte entscheidende Wendungen im Leben der Patriarchen und des Volkes Israel in die Nacht des Peßachfestes. Diese Nacht ist eine Nacht besonderer Gotteshut. So wie sie damals in Aegypten gehütet wurden, so auch in gefährlichen Lagen späterer Zeiten beim Kampfe mit ihren Feinden innerhalb und außerhalb ihres Landes. Das Schicksal Sanheribs, Belsazars, HamanS wurde in gleicher
Nacht entschieden. Im Anschluß an den Schriftvers: „Dieser Tag soll euch eine Erinnersm g sein. Ihr sollt ihn als Fest Gottes für eure Geschlechter fe ern. Als ewige Satzung sollt ihr ihn feiern", sprechen unsere Al en von einem dreifachen Peßach, dem in Aegypten, dem der Zeit:n und dem der Zukunft.
Das Peßach in Aegyptcn, eine einmalige Feier in besonderer Gefahrenzeit, hinter Israel der drohende und verfolgende Feind, vor ihm das brnusende Meer, auf seiner Schulter das ungesäuerte Brot als spärl che Zehrung für die Reise in das unbekannte Land; ein Symbol einer Rettung durch Gott alleine. Dieses Volk konnte kämpfen. Das bewies es gegen Amalek, Sichon, Og und später bei dcr Eroberung des Landes. Aber hier, wo es sich doch um seine Existenz Handelb, hören wir nicht, daß es zu seiner Befteiung dtw Schwert zückt. Hier vernehmen wir nur: Sie schrien zu Gott. Mit Gott und durch Gott sollte Israels Anfang sein. Dieser Ge )anke sollte es vor jeder völkischen Aeberhebung bewahren. Mit (pott alles, ohne Gott nichts, von allen verfolgt und getreten.
Das Peßach der Zeiten, vwschiedbn gefeiert, je ob zur Zeit des Tempels oder später. Von! der Herrlichkeit der Tempolfeier sprachen wir schon. Damals kö rnte daS Volk nach der Haggada sprechen: So ähnlich ist das Vr tt deS Elends, das unsere Väter im Lande Aegypten aßen. Sie lebten in Glanz und Schönheit. Das ElcndSbrot war nur eine alte Erinnerung qus längst verflossenen Knechtestagen!
Der Glanz verblich. Die Feier ging ganz in das Inner« deS Hauses ein, wurde aber n >ch tiefer und innerlicher. Jetzt riefen sie: Dies ist wirklich daS Brot des Elends, das unsere Väter aßen. Das war nun nich t mehr vergilbte Vergangenheit. Das war traurige Gegenwart. * Wie oft haben es unsere Ahnen unter Zittern und Bangen um Leib und Leben gegessen und wurden doch nicht erbittert und nenschenfeindlich. In bösen wie guten Zeiten blieb ihnen das Me jüdische Herz. In gleicher Weise lautete di« frohe Aufforderung: Jeder Hungrige komme und effe.^Ieder Dürfttge komm« und feiere!
Das Peßach der Zukunft. Wie auch die Zeit sich gestaltet, uns raubt man die Hoffnung nic>t. Im Nissan wurden sie erlöst/ Im Nissan werden sie in Zukunft erlöset werden. Aber Israels
Erlösung kommt nur aus seeli
cher Erneuerung, aus wahrem
und echtem Glauben an den, der die Treuen wahrt. Israels
letzte Hilfe wird ihm nur druch verttauen muß wieder aufleben.
schaft, keine Macht und keine iydische Herrlichkeit kann es uns ersehen.
seinen Gott. Das alte Gott- Keine Kunst und keine Wissen-