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Breslauer Jüdisches Gemeindeblatt
Nr. 3
DAS
WAHRZEICHEN DER QUALITÄT
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Erlebnisse aus einer ZrontbunS-verfammlung.
Ein dramatisches Wiedersehen und ein jüdisches Grenzlandschicksal.
Eine Aufklärungsversammlung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, die kürzlich in Kiel stattfand, wurde von dem Landesverbandsvorsihenden dieser Organisation, Dr. rias aus Hamburg geleitet. In derselben Versammlung trat in der Diskussion die Gattin des Kieler RIF-Kameraden Veer auf und gab eine Schilderung eines jüdischen Grenzlandschicksals, die ungeheueren Eindruck machte.. Nachstehend einige Sähe aus ihren Ausführungen:
„Ich bin in Tulm an der Weichsel in Westpreußen geboren, f Mein« Eltern hatten dort ein für den Ort ziemlich bedeutendes Geschäft, das einzige Warenhaus am Platze. Der Krieg brach aus. i Mein Vater und mein Bruder wurden Soldat. Mein Bruder hat es bis zum Unteroffizier gebracht, ist verwundet worden und hat auch das <8ferne Kretiz. Er war im Mai 1914 15 Jahre alt geworden und ist im September 1914 als damals jüngster Kriegsfreiwilliger Deutschlands in den: Heeresdienst eingetreten. Der Krieg war zu Ende. Januar 1920 wurde uistre Heimat an Polen abgetreten. .Es kam ein Erlaß, daß alle Deutschen, die Deutsch« bleiben wollten, für Deutschland optieren sollen. Selbstverständlich optierten wir für Deutschland und mußten nun in kürzester Zeit unsere Heimat verlassen. Blutenden Herzens verließen meine Eltern ihre in 24 Jahren schwerer Arbeit gegründete Existenz, um in Deutschland «in kleineres Geschäft zu betreiben, um das Leben zu stiften. Wir dachten damals immer: lieber in Deutschland hungern, als in Polen schwelge^.
Mein Mann hätte im September 1914 seine einjährige Dienstzeit beendet, mitten drin mußte er direkt ins Feld, wurde verwundet, erhielt auch das Eiserne Kreuz und geriet Ende 1914 in französische Gefangenschaft, woher er erst 1920 als einer der letzten zurückkchrte.
Nun möchte ich gerne wissen, welcher Nichtjude in unserem Falle besser gehandelt hätte. Wir verlangen kein Ertralob dafür; denn wir handelten mit ganzem Herzen für unser Vaterland und körmen verlangen, als gute Deutsche» und nicht als Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden."
Den 85. Geburtstag
stiert am 4. Apriil 1955 Herr Fabian G o l s ch i e n e r, Breslau-Neukirch, Seidelstraß« 65, der den Krieg 1870/71 al» aktiver Soldat im Garde- grcnadier-Regiment Königin Elisabeth mitgemocht!und sich in den Schlachten bei Le Dourget ünd St. Privat ausgezeichnet hfit^
Ten 80. Geburtstag
feierte am 15. März 1955 Herr Arnold K o r n b 1 u m, Gartenstraße 5.5, und feiert am 22, März 1955 Frau Rosa P l o t k e, geb. Benatt, Kirsch- allee 55; am 26. März 1955 Fräulein Berta Hirschel, Kirschallee 55; am 28- März 19.55 Herr Benno Baginsky, Charlottenstraße 54; am 3. April1953 Frau Auguste M oral, geb. Wund, Freiburger Straße 11; am 8. April 1955 Herr Reichsbahn-Betriebssekrqtär i. R. Moritz V a n d- mann, Höfchenplatz 7.
£ Ten 75. Geburtstag
feierte am 6. Marz 1955 Herr Moritz T i ch a U e r, Menzelstraße 75 77, und am 15. Wlärz 1955 Frau Thekla Rosenberg, geb. Kcmpner, Kirschallec 557
Tie goldene Hochzeit
feiern am 27. März 1933 Herr Jakob Schlamme Und Frau Berta, geb. Rosenberg, Gartenstraße 19.
UachtichUn aus dem Uerfaade der Hlaagogeu-Herneindeu der ‘Scwinz HiedecscWeelcn
preußischer Lanöesverbanö jüdischer Gemeinüen
. Am 19. Februar 1933 trat der Rat des Preußischen Landesverband«» jüdischer Gemeinden zu seiner ersten Tagung im laufenden Jahre in Berlin zusammen. - Der Präsident, KGR. Leo Wolft, wies in seiner Begrüßungsansprache darauf hin, daß die politisch« und wirtschaftlich« Lage, sowie di« Schwierigkeit der notwendigen Dorbereitungsarbeiten die Einberufung de» Rats stark verzögert habe. Er gab der schmerzlichen Empfindung Ausdruck, daß da» deutsche Vaterland immer wieder von schweren Erschütterungen heimgesucht werde und daß die jetzt zur Macht gelangte Richtung den Be- kennern de» Judentum» durch die ihnen gegenüber eingenommene Haltung - Gerechtigkeit nicht widerfahren lasse. Er sprach aber die Ueberzeugung aus, daß ein Anlaß zu derartigen Befürchtungen, wie sie gelegentlich geäußert > worden seien, oder gar zum Verzagen, nicht vorliege, und richtete an di« anwesenden Mitglieder des Rats die dringende Bitte, ihren Gemeinden die Versicherung zu übermitteln, daß an verantwortlicher Stelle nötigenfalls alles geschehen werde, was dem Ernst der Lage entspreche.
Die Tagesordnung enthielt außer der Beratung über den Rechnungsabschluß und der Aufstellung de» Voranschlages für das künftige Haushaltsjahr noch eine Reihe wichtiger Punkte. Diese konnten jedoch infolge der sehr eingehenden Erörterungen, obgleich sich die Sitzung über die Zeit von morgens 9.30 Uhr bis abends 9.30 Uhr erstreckte, nicht alle erledigt werden.
Bei der Feststellung des Haushaltsplans ergab sich die Notwendigkeit, die Ausgaben des Landesverbandes so weit wie möglich einzuschränken.
Ls war dabei zu beachten, daß der Landesverband zur Erfüllung seiner hauptsächlichsten Aufgaben befähigt bleiben muß und, um dies zu ermöglichen» eine Reih« von zusätzlichen Aufgaben, die er im Laufe der Jahre auf sich genommen hatte nicht oder nur in vermindertem Ausmaße weiterführen kann. Die Ursache liegt in der schwierigen finanziellen Lage aller Mitgliedsgemeinden, die ihnen die Aufbringung der Umlage für den Landesverband nur mit den größten Opfern gestattet. Es muß aber anerkannt werden, daß die anwesenden Vertreter der Gemeinden ohne Ausnahme ein steudiges Bekenntnis zum Landesverband ablegten und seine segensreiche Wirkung zur Erhaltung der leistungsschwachen mittleren und kleinen Gemeinden, des jüdischen Lebens in ihnen und der wichtigsten Anstalten und Einrichtungen hervorhoben.
Dem Rat lag der Entwurf eines Haushaltsplans vor, dessen Festsetzung im einzelnen dem Kollegium der Berliner Dezernenten übertragen wurde. Es wurde beschlossen, die Umlage für 1933/34 in der bisherigen Höhe von 1 Prozent des Reichseinkommensteuersolls zu erheben. Daneben sollen diejenigen Gemeinden, denen Zuschläge zur Vermögenssteuer zufließen, auch von diesen einen Teilbetrag an den Landesverband abführen.
Da im Augenblick nicht zu übersehen ist, zu welchem Zeitpunkt die Einberufung des Derbandstages sich als zweckmäßig erweisen wird, wurde dessen Veslimmung ebenfalls dem Kollegium der Berliner Dezernenten übertragen. Dieses soll auch auf Grund der vorliegenden Unterlagen und der im Ausschuß erfolgten eingehenden Durcharbeitung die Verträge zum Abschluß bringen, welche zwecks Gründung von Pensionskassen für die jüdischen Beamten mit den in Betracht kommenden Versicherungsgesellschaften einzugehen sind.
Es wurde in Aussicht genommen, die nicht erledigten Punkte der Tagesordnung in einer späteren Sitzung zu beraten..
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Sproitau. Für unsere kleine Gemeinde ist ein Vortrag von Herrn Bezirksrabdincr Dr. Wahrmann nicht nur eine angenehme Abwechslung, sondern geradezu ein Erlebnis für den Menschen und für den Juden in uns. Am 24. Februar behandelte-Dr. W. das Thema: „Die Wahrheit über die angebliche Geheimlehre der Juden." (Kabbala und Sohar.) Im Rahmen eines Vortrags kann natürlich nur in kurzen Umrissen aus diese umfangreichen Werke emgegangen werden. Herr Dr. W. verstand es aber meisterhaft, den Inhalt des Sohar lebensnah zu erklären. Fast alle Gemeindemitglieder waren erschienen und sagen Herrn Dr. Wahrmann auch auf diesem Wege ihren herzlichen Dank.
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Zur Beachlung!
E» wird besonder, daraus hinaewieseu. daß der Vorstand (Rilual- kommlstion) der Gemeinde für die rituelle Zuverläsfigkeil der im rlnzeigenteil de, Gemeiadeblatte» empfohlenen waren keine «ewühr übernimmt, soweit e» sich nicht um Geschäfte handeil. di« der Aufsicht der Gemeinde uuiersteüt sind.