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indischen Gemeind»
VBRWALTUNGS°SlATT
DES PREUSSISCHEN LANDESVERBANDES JÜDISCHER GEMEINDEN
GEMEINDEBIATT
FÜR DIE JÜDISCHEN GEMEINDEN PREUSSENS
Alle Zoadnifiea sind cu richten an dH Verwaltung»- and Geaeiadeblatt de« Preullhihrn Lande«Terbende« indischer Gemeinden, Bin.-Charlottenborg2, Kantstr. 19S, Q.Stoch
Der Bcxutsprel« Hkr die Elnaelmuamer betrdgt H Pfennlf.
12. Jahrgang Berlin, den 1. Mai 1934 Nr. 2
Zuiu Geleit.
Als der Preußische Landesverband jüdischer Gemeinden gegründet wurde, — es sind inzwischen mehr als zwölf Jahre vergangen — war einer der ersten und wichtigsten Gedanken, daß nicht vom grünen Tisch aus verwaltet werde und auch nicht nur für den grünen Tisch, sondern daß ein inniger und lebendiger Zusammenhang hergestellt werde zwischen dem Verband und seinen Gliedern, den Gemeinden. Diese sollten wissen, was vorgeht, sie sollten wissen, welche Interessen hier betreut werden und wie sie betreut * werden. Das beste und einfachste Mittel zur Erreichung dieser Absicht ist ein Blatt, das in die Gemeinden gesandt wird, und aus dem sie alles ersehen, was aus der Beobachtung des gesamten jüdischen und außerjüdischen Lebens von einer Zentralstelle aus gesagt werden kann.
Schon die Verfassung des Landesverbandes befaßt sich darum in einem besonderen Paragraphen mit dem VerbandsblatL dessen Bestehen bei verschiedenen anderen Bestimmungen vorausgesetzt wird. Das Verbandsblatt ist denn auch von jeher erschienen, zwar nicht in bestimmten regelmäßigen Abständen, aber je nach dem Bedürfnis. Es hat seine Aufgabe erfüllt, den Gemeinden und ihren Vorständen die Kenntnis von vielen für sie wichtigen Dingen, vor allem aber auch von dem zu geben, was im Landesverband selbst geschah. Das Verbandsblatt war ein amtliches Blatt, das die Vorzüge, aber auch die Nachteile eines solchen | hatte. Zu den Vorzügen war die Zuverlässigkeit des Inhalts zu rechnen, für den die Leitung des Verbands die Bürgschaft übernahm, zu den Nachteilen eine gewisse Trockenheit und Nüchternheit, die nun einmal mit dem „Amtsstil“ und mit jeder offiziellen Verlautbarung naturgemäß verbunden ist und das Lesen des Blattes zu einer ernsten und nicht gerade zu einer vergnüglichen Tätigkeit macht. Aber immer war genug Stoff vorhanden, um bei nicht allzu häufigem Erscheinen die Spalten zu füllen. Als aber aus der wirtschaftlichen Not der letzten Jahre sich der Zwang er
gab, auch auf diesem Gebiete möglichst zu sparen und Ausgaben zu vermeiden, die nicht unbedingt erforderlich waren, um die dadurch frei^erdenden Mittel für die eigentlichen Aufgaben des Landesverbandes zu verwenden, wurden die Abstände zwischen den einzelnen Nummern immer größer.
Die Zeiten haben sich geändert. Wie schon in dem Tätigkeitsbericht, der in der vorigen Nummer des Verwaltungsblatts abgedruckt wurde, hervorgehoben wurde, sind die Arbeitsgebiete des Landesverbandes, zum Teil durch die Begründung der Reichsvertretung der deutschen Juden und die Wichtigkeit der von ihr übernommenen Aufgaben nicht unberührt geblieben. In gewisser Beziehung, insbesondere auf dem politischen Gebiet, hat ein Uebergang der Zuständigkeit schon deshalb stattfinden müssen, um die Einheitlichkeit des Vorgehens zu sichern. Dagegen ist der Wirkungskreis des Landesverbandes im übrigen noch vermehrt und in besonderer Weise vertieft worden.
Und eines ist hinzugekommen, wenn man will, nicht als eine neue Aufgabe, aber als eine solche, die in dieser das deutsche Judentum in seinen Wurzeln und in jeder seiner Verzweigungen so aufwühlenden Zeit eine ganz andere Bedeutung erlangt hat. Auch demjenigen, der nicht gewohnt ist, auf den Grund der Dinge zu sehen, und dem, dessen Veranlagung und Neigung es entspricht, die Erscheinungen des Lebens nicht stets von allen Seiten zu betrachten, sondern sich in die eine zu versenken, an manchen andern aber vor^ beizugehen, allen Juden ohne Ausnahme hat das Geschick, welches über sie hereingebrochen ist, die klare Erkenntnis gebracht, daß sie sich in einer besonderen Gemeinschaft befinden. Was in den Zeiten des Aufstiegs — mit Recht oder mit Unrecht, sei völlig dahingestellt — zurückgetreten ist, hat sich in den Zeiten des Niedergangs und der Not als etwas Unabweisbares in den Vordergrund gedrängt, das Gefühl nämlich, daß ein Band alle deutschen Juden ums A ließt, daß sie zusammengehören und Eusammenggkäuniedet sind auf