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FÜR NE JÜDISCHEN GEMEINDEN PREUSSENS
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15. Jahrgan^^ Berlin, den 1. März 1937 Nr. 3
Unsere Jugend
„Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehn“ — wenn wir am bevorstehenden Peßachfest dieses Wort aus der Vorgeschichte des Auszuges aus Aegypten lesen, dann werden wir uns zu manchen Vergleichen zwischen der damaligen und der heutigen Situation angeregt fühlen und zum Schluß feststellen, daß es jenseits aller Unterschiedlichkeiten, die zuletzt doch nur Einzelheiten betreffen, eine ewige Situation des Judentums gibt. Gewiß: heute ist es dem größten Teil unserer Erwach- senen-Generation nicht möglich, in eine neue Heimat zu ziehen. Aber auch damals, als das ganze Volk, und sicher doch unter der Führung der Erwachsenen, zog, hat man die Jugend zuerst genannt: „Mit unseren Jungen und mit unseren Alten...“, und es ist Moses selbst, der dieses Wort spricht. Und heute? Heute stehen die Erwachsenen kaum in geringerem Maße als die Jungen vor der schweren Aufgabe, ihre ganze Existenz von Grund aus umzubauen. Dennoch war es keineswegs nur eine Verwaltungsmaßnahme der zentralen jüdischen Körperschaften, als vor dreieinhalb Jahren die Arbeit für die Jugend zum Hauptziel der gesamtjüdischen Arbeit in Deutschland proklamiert wurde; vielmehr entsprach dieses von den jüdischen Spitzenorganisationen aufgestellte Programm sowohl den äußeren Gegebenheiten und Notwendigkeiten als auch dem inneren Fühlen und Wollen unserer Menschen. Den äußeren Gegebenheiten und Notwendigkeiten, weil die Verpflanzung in neue Länder und Erdteile und die damit verbundene berufliche, sprachliche und sonstige Umstellung den Jungen an sich leichter fällt als den Erwachsenen; aber auch dem inneren Fühlen und Wünschen unserer Menschen, weil jeder einzelne Vater und jede einzelne Mutter, so sehr sie auch selber in Sorge für ihre Fortexistenz sein mögen, als Ziel ihres Lebens eben doch das Glück ihrer Kinder betrachten. Das war das Wichtigste, aber auch das Schwerste. Und wo die Kräfte der Einzelnen, auch der einzelnen Elternpaare, nicht reichen, da setzt 4 die Arbeit der Gesamtheit ein; es war wirklich die Zusammenfassung des Wollens aller, als man es zur Hauptaufgabe der jüdischen Gemeinschaftsarbeit in dieser Zeit erklärte, daß die Jugend gesund an Leib, und Seele in eine neue Zukunft auf neuer Erde geleitet werden müsse. ,
Unendlich |ri$jüt auf diesem Gebiete geschehen. Aber vielleicht^Äfts erfreulichste Kapitel aus der Ge
samttätigkeit im Dienste der jungen Generation ist dasjenige, das von der Arbeit handelt, die die Jugend selbst und an sich selbst vollbringt. Ueber diese „Gemeinschaftsarbeit der jüdischen Jugend 1933 bis 1936“ ist in diesen Tagen ein Bericht erschienen; sein Herausgeber ist der „Reichsausschuß der jüdischen Jugendverbände“, der am 2. November 1933 von der Reiohsjugendführung des Deutschen Reiches „als alleinige verantwortliche Zentralorganisation der jüdischen Jugend“ anerkannt worden ist und in dem die jüdischen Jugendverbände aller Richtungen zusammengefaßt sind.
Dieser Bericht wird, gleich dem des Zentralausschusses für Hilfe und Aufbau, zweifellos noch seine eingehende Würdigung finden, gibt es doch kein Gebiet geistiger, wirtschaftlicher, sozialer und organisatorischer Art, das in dieser Selbstdarstellung der jüdischen Jugend nicht behandelt wäre: religiöse und Bildungsarbeit, Berufswahl und -Vorbildung, Auswanderung, Pälästinafrage, Sportpflege — von d&r Problematik der Jugend in all diesen Fragen wie auch von der Arbeit auf all diesen Gebieten wird berichtet. Und es gehört zu den wenigen ganz großen Freuden dieser freudenarmen Zeit, zu sehen, daß es der Jugend in ihrer Arbeit an sich selbst in diesen drei Jahren gelungen ist, sich das notwendige Aequivalent für die seit 1933 verlorene Beziehung, zur Außenwelt selbst zu schaffen. Es ist „für jeden Heranwachsenden wichtig, von festen Wertordnungen umgeben zu sein, wenn seine eigene Person zu einem festen sittlichen Wertgehalt gelangen soll“, sagt Eduard Sprenger, der bekannte Professor für Philosophie an der Berliner Universität. Diese unsere Jugend umgeben-
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