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Die Ackerbauschule zu Jaffa

im Jahre 1891.

(I. Fortsetzung.*)

II. Personal.

In einem Berichte ttber dieses Kapitel schulde ich eine besondere Erwähnung dem Herrn Avig- dor, welcher sich in kurzer Zelt durch seine beharrliche' and ausdauernde Arbeit, durch seine Thätigkeit und Hingebung eine hervorragende Stellung unter dem Personal der Schule erworben hat. Das Leben, welches wir hier führen, bringt selten eine Unterhaltung; einsam, wie wir sind, müssen wir Reiz und Vergnügen in der Arbeit finden. Herr Avigdor hat sich in dieses Ein­siedlerleben mit einem Humor und einer Munter­keit gefügt, die ihm die Liebe Aller verschaffen.

Herr H a 1 e v y, welcher sich im Besonderen mit der Schule beschäftigt, arbeitet gleichfalls mit vielem Eifer und gutem Willen.

In gleicher Weise bin ich mit den übrigen Beamten zufrieden. Alle sind unserem Werke zugethan und unterstützen uns eifrig.

*" in. Gesundheitszustand.

Der Gesundheitszustand ist während des Winters und der ersten Monate des Sommers ein ausgezeichneter gewesen. Er hat sich nach den Weinlesen und den Tischri-Festen ver­schlechtert. In ganz Palästina und in allen israelitischen Kolonien hat das Fieber in diesem Jahre grosse Verheerungen angerichtet, man hat sogar eine verderbliche Fieberepidemie mit zahl­reichen Todesfällen verzeichnet. Wir konnten mehr als jemals die hygienische Vorzüglichkeit unserer Anstalt und die gesunde Lage, welche uns die uns umgebenden zahlreichen Anpflan­zungen verschaffen, konstatiren. Das Fieber, welches am Ende des Sommers inHikweh Jisrael ausbrach, ist bei uns eingeschleppt worden durch die aus dem Elternhanse, wo sie dasKosch-Haschanah- und Succoth-Fest vfcrlebt hatten, zurückkehrenden Schüler. Dank unserer Pflege und der Sorgfalt des Dr. Stein, des Arztes der Gemeinde Jaffa, der sehr gut für unsere Kranken sorgt, ist es gelungen, der Epidemie Einhalt zu thun. Aber Jedermann hat ihr seinen Tribut gezahlt, und zu einem Zeit­punkte befand sich in Folge der Krankheit der Lehrer und Schüler der ganze Dienst im Zu­stande der Auflösung; wir haben bis zu 2&*/ ( erkrankter Züglinge auf einmal gehabt. Unter diesen beschwerlichen Um­

*) e. Jtr. 464.

ständen hat unser Personal eine Probe ausser­ordentlicher Aufopferung abgelegt.

IV. Landwirthschaftlicher Betrieb.

Das Jahr 1891 war in landwirtschaftlicher Beziehung ein schlechtes für ganz Palästina. Wir haben einen schlechten Winter und einen ebenso schlechten Sommer gehabt. Die Regen­güsse waren unregelmässig. Im Anfang so über­reichlich, dass sie die Arbeiten hemmten, die Felder aufwühlten und die Samenbeete ver­nichteten, blieben sie beim Beginn des Wachs­thums im Frühling ganz aus. Die Hitze mit ihrem Gefolge sengender Wüstenwinde bat sich frühzeitig im Augenblick des Erwachens des Pflanzenlebens und der Baumblüte eingestellt.

Ferner ist der reichliche Morgentau, der hier den Regen ersetzt, sehr selten gewesen, und der Wind vom Meere her, der die Temperatur alle Nachmittage abkühlt und die Thiere und Pflanzen erquickt, war ausgeblieben.

In diesem Jahre hat man wieder einmal feststellen können, wie sehr in Palästina der Anbau der Sommergewächse dem Zufall unter­worfen ist, und dass man Aussicht auf Erfolg nur für die Baumpflanzungen hat, die sich nicht so leicht durch den geringsten Witterungswechsel oder die Trockenheit des Bodens an seiner Ober­fläche beeinflussen lassen, deren tiefgehende Wurzeln vielmehr die kühle Feuchtigkeit im Untergründe suchen.

Von solcher Beschaffenheit ist der Wein­stock; er bereitet keine Enttäuschung. Er liefert, ob das Jahr gut oder schlecht ist, seinen Ertrag an Früchten, der stets die Kosten der Unterhaltung übersteigt. Das ist bei den anderen Pflanzungen nicht die Regel; sie geben zuweilen selbst die Sämereien nicht her, die man dem Boden anvertraut hat. Die Baumkultur über­trifft hier jede andere. Wenn man sich darauf beschränken würde, nur forstmässig Bäume zu pflanzen, bei denen allerdings die Eintheilung in Schläge und die Realisirung der aufgewendeten Kapitalien viel Zeit erfordern, so wäre das noch das beste Mittel, von gewissen unbebauten mageren und trockenen Grundstücken einen Nutzen zu ziehen.

V. Gärten.

Der aus dem Obstgarten gezogene Rein­gewinn ist unbedeutend gewesen; 8,716.40 Francs Einnahmen gegen 3,461.40 Francs