!Summer 48.

Berlin, den 28. November 1913,

44. Jahrgang:

Organ für die ßefamtintereffen des Judentums

Die jüdische Presse

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Inhalt des HauptdlatteS: Leitartikel: Tr. Hirsch Aschlenajn ^7.

1918

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Katholiken und Iud<n.

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Korrespondenzen r Deutschland: B«lin. Berlin. Pilsen. Tinslalen.

Ruvland: Kiew. Vermischtes. Inserate.

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Sr Hirsch Aschkenasq

von Dr I. «ariehadi-Serlii׳.

Als im Jahre 1911 Dr. Hirsch Aschkenasq dem Siufc de« Jewish Colonifalion Wociaiion zur Uebernahme de« RabbinateS für die jüdische .Kolonie» in Argentinien folgte, eil« wir Ihm am Lehrter Bahnhof die Abschied«- grübe wehmütig- zuwinklen, da wurde er mit einem Male unsrem Gesichtskreise weit entrückt; zu weit noch liegen die neuen jüdischen Siedlungen vom Centrum unsre« Denken« ab, unser jüdische« Bruderbewusztsein ist noch zu eng und die Einfühlung unsre« Herzen« in die Gesamtheit Israel« noch zu unvollkommen, al« dab wir da« Wirken eine« jungen Rabbiner« in den Stätten neuer jüdischer Sammlung al« ernste« Anliegen unsres seelischen Interesse« empfinden könnten. Aber al« der Draht ^un« den jähen Abschlub diese« idealen LcbcnSgange« meldete und dann ein Sarg am gleichen Bahnhos die irdischen Reste de« aus ferner, fremder Erde Dahingegangen wiederbrachte, da fühlten wir au dem Druck unseres Herzens, an der Ver- wirrung unsres. Inneren, Hai! 111 )« doch ein Stück Seele verloren gegangen, ein treuer, lieber, naher Freund ge» nominell war. Al« dann endlich an nebligem November- tage ivir ihn! da« legte Geleite zur ewigen Rühe gaben, ein grobe«, erlesene« Trauergesolge zur Totcnklage seinen nächsten Angehörigen sich anschloß, da fühlte wohl jeder ein hcstlge« gusaminenkrainpfcn seine« Gefühle« vor dieser erschrecklichen Majestät de« Todes, die hier zu viel ge- fordert, zu viel zerstört, -» viel vernichtet hat.

Und mit den Träncrrcdncrn wandte sich der Blick in Vergangene« zuw>s^ in die Geschichte eine« alt-jüdischen AdelSgeschlecht« von höchster Aristokratie dc«Ge!s:eS und vor- nehmster Weihe de« Leben«, in die Lehrstubc de« Verfasser« der ':צ c:n r':'rr, und dcSJakobCmdc». zurück in diesronnnc Jndengasse vonBrodu, wodlcreligiüsc Macht derJudentlmiS hier 1 !» »mstischen Ileberlchivang de« Gesühl«, dort i» der

Kultur scharssinnigsten Talmudstudium« sich betätigt und erfüllt, wo aber gleichzeitig niehr und mehr in den Besten der Drang nach neuen Lebensinhalten und moderner Er- weiscrnng de« Lebensbildes sich regt. Au« dieser Welt sahen wir Hirsch Aschkenasy heraustreten und zu un« kommen, alle Strömungen jüdischen Leben« und einen Schatz innerer Begabung in sich tragend, ein Ben-Thorah mit 18 Jahren, mit all den SegcnSkcimen einer groben Fanlilientradilio» verheißungsvoll gesegnet. Bor ״nsren Augen sahen wie ihn wieder reisen, wachsen, sorlschrcitcn; sahen ihn al« Jünger der Berliner llniveicsität die Philo- sophie mit Leidenschaft ergreifen, weil sie ihn! offenbar die Zusammenfassung und gcineinsame Betätigung der vielen in ihm lreibcnden Geisteskräfte versprach; sahen ihn spielend die an ihn gestellten Forderungen rabbinischen Wissen« erfüllen.

Wir kenne» ihn nicht ander« wie als geklärten Denker, al« reifen Weltbürger. Da« .Verdienst der Väter" stand ihm bei ן er ha te Den Natur keine Zeit und Mube zun. Schlechten und Unreinen, er fühlte keine Freude am Alltägliche»; stet« bewegten ihn die gröbtcn und höchsten Frage». So lvar ihm auch seine Religion nicht angelerntes Mensche,,gebot; er musste sich mit ihr auScinandcrsetzen, von philosophischer Warte ihrer sich klar werden, bevor er sich zufrieden gab. Grade weil er schon in der frühsten Jugend da« Ringen und Streite» u,n die ZMilc. 0 «n> religiöser Bctätigling erlebt hatte, so ge- sialtete sich ihm die Religion selbst zuin tiefste» Problem seine« Gcdailktnlebcns. Zn solchem Kreise bewege-״ sich daher alle seine wissenschastliche» Arbeiten; mit einer Dissertation über die ..Religion i» der Philosophie seit Hegel' promovierte er mit^ AuSzcich, u״g ;um Dktor; ״'Nietzsches Verhältnis zur Religioi!" gibt ihm Ge- legenheit zur Kritik der Moderne in. ihrer Stellung zu Gott ״nd Gotte «glaube»; in 'einen Studien über den

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