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sei gesucht (Sässkind konnte nicht Wacher treiben, weil er sehr arm war), aber die Erklärung Dr. L.’s scheint mir noch viel gesuchter. Ich fuge hier zur Klarstellung das Gedicht ein:
Ein wotf vil jaemerlichen sprach yr% sol ich nn■ beliben ? sit ich dar mines libes nähr mnog wesen in der ahte;
darzno so bin ich gebom, diu schult dianl ist niht min.
Vil Tmtnih man hat guot gemach den man siht valscheit triben nnt guot gewinnen offenbar mit sändeklicher trahte,
der tnot wirser vil, dan ob ich naem ein genselin.
Jan hab ich nicht des goldes rot ze gebene nmb mine spise,
des muoz ich rauben uf den lep dur hungere not.
Der valsch in siner wise
(ist) schedelicher vil, dan ich, nnt wil untschuldik sin.
.In diesem Gedichte 8011 (nach Herrn L.) den ge- waltthätigen und raubgierigen Fürsten vor den, durch die Beschönigung des obrigkeitlichen Thuns,, verfüh- renden, falschen Propheten der Vorzug zugesprochen werden. Ich wollte anfangs einige Stellen des obigen Gedichtes unterstreichen, ich unterliess es, denn alles spricht gegen L.’s Erklärung. Nur die Wörter ״Wolf“ und. ״falsche“ finde ich in dem Gedichte Süsskinjl’s und in den Versen Ezechiels, sonst keine Beziehung. Und dieser Gegensatz zwischen dem Wolfe und den falschen hat gerade Herr Dr. L. zu seiner Auslegung mitbewogen, einer Auslegung, nach welcher das Gedicht ein zur Drascha geeignetes ״ Pilpulchen “, aber kein zum Vortrage am Hofe passender Sang wäre. Findet aber jener Gegensatz nicht etwa seine völlige Berück- sichtigung nach der Erklärung des LitterarhiStorikers Heinrich Kurz, nach welüEer unter dem Wolfe, der zum Baabe geboren ist, die zum Wucher gezwungenen Juden, unter den ״falschen“ und schuldigen Anklägern, die heimlich wuchernden Christen verstanden sind. So findet dieses Gedicht, wenn auch nicht aus der jüd. Litteratur, doch aus der jüd. Calturgeschichte*) seine Erklärung. Findet man doch ähnliche Gedanken (wie Süsskind im obigen Gedichte) sogar bei Christ- liehen Dichtem ausgesprochen, singt doch Reimnar von Zweter-(13. Jahrh.):
״Jesus Krist, den e die Juden verkouften, waer er hie en erde, ich waene, in die geteuften noch verkouften gumeliche (zum Theil).“
und ein österreichischer, antisemitischer Poet (Seifrid Helbling, 13. Jahrh.) singt, dass die wuchernden Juden es nioht 80 schlimm trieben, wie die ihren Wucher verhüllenden Christen, weshalb er den Bath giebt:
her künec, heizt uf sliezen,
» ir silbers volle kisten, die ab ir eben kristen -
gevüllet sint mit gesuoch (Wucher).
Giebt nicht der Eisenach er Stadtschreib er Purgoldt Sässkind’s Gedanken — nur in Prosa — wieder; wenn er schreibt:
״Und d. rumb 80 musen sye (die Juden) wuchern, und dit ist ir behelffen: aber dve christenn Wucherer haben kern behelffen, wan es ist ihr girheit und ihr vorzcwifelte Bosheit.“
Ich muss darum die Kurz’sche Erklärung als die einzig richtige ansehen. r.
Nachbemerkung des Herrn Dr. Lewin: Wir constatiren zunächst, dass unserem Herrn Kriticus nur manche Beziehung nicht passt, die meisten scheinen also seinen Beifall zu haben, das genügt für unseren Zweck. Gerade das ״Pilpulchen“ — ich selbst
*) S. G&demann, Gesch. <L Erziehnngswesens und der Cultur der Juden (Fraiikr. und DeutschL), Kapitel V, dort auch die weiter unten angeführten Citate (nebst Anderem).
habe es als einen Nachklang der ״ Schulscholastik“ bezeichnet — wurde mir von einem Fachmanne als sehr in's Gewicht fallender Beweis neben der ״ Latwerge “ zugestanden. Wie sollte Süsskind am Hofe eine Ver- theidigung der wuchernden Juden singen ? Mein Kritiker hat sich mehr auf den Geschmack, als auf Thatsachen berufen — nun de gustibus non est dispuitandum — mir schmeckt die Wucherdeutung auch in der gemilderten — mir längst bekannten —■ Karz’schen Sauce einmal nicht.
Doch das Eine will ich zu bedenken geben: Was hat aller Wahrscheinliekeit nach Süsskind früher gekannt: Das Gebetbuch und die 5 Bücher Moses oder Walther von der Vogelweide? Und nur das suchte ich nachzuweisen, dass man aus diesem jüd. Sänger die נירסא דינקותא herausspüre! Hat er z. B. das Lob des Weibes eher aus den Minnesängern, als aus dem אשת חיל geholt, welches sein Vater alle Freitag Abend ihm vorgesungen hat? Diese Frage dürfte doch nicht 80 ganz ohne jegliche Berechtigung sein! Lewin.
Die 70 Gottesnamen.
Von ftabbiner Dr. A. Nager.
(Fortsetzung)
5. ״ אדק Herr“ (wird von ״ אדן feststehen, be- stimmen“, oder von [TI ״ richten“, abgeleitet). Nach dem Talmud, (Berachoth 7 b) war der Erzvater Abraham der erste, der Gott das Epitheton • אדון beigelegt hatte. (1. B. m. 15,2) מיום שכרא הקב״ה את העולם לא היה אדם שקראו להקב״ה אדון עד שבא אברהם וקראו אדו] • Wozu R. Samuel Edel’s z. St. richtig bemerkt, Gott habe die Gesetze der Natur eingesetzt, bleibe doch noch immer deren Leiter, um diese nach seinem Ermessen zu ändern:
. שהוא מורה על אדנותו דכלתו לשנות הנזרות ומערכות ״ Der Name bedeutet seine Herrschaft und Macht, die Bathschlüsse und Geschicke zu ändern.“ In Midrasch B. c, 17 heisst es: ואני מה שמי.... אמר לו לך נאה להקראות ה , שאתה אדון לכל בו־יותיך. אמר ר , אחא אני ההוא שמי.... הוא שמי ד־ שקרא לי אדם הראשון.
״ Wie ist mein Name?“ fragte Gott den ersten Menschen. Er erwiderte ihm: Dir geziemt genannt zu werden Adonai, denn Du bist der Herr aller Ge- 1 schöpfe. B Acha sagte: Jesaja, 42,8 heisst es: ״ Ich | bin der Ewige, das ist mein Name“, nämlich den mir , der erste Mensch beigelegt Also nicht wie Raschi z. st. erklärt: הוא מפירש בלשון אדנות ובדו .>
6. אדני ist die verlängerte Form von אדון , die gewöhnliche Anrede an Hochgestellte, statt אדני , bei Gott אדני mit Kamez, um es von אדני I. B. M. 19, 2 das in der That als Plural aufgefasst wird, zu unter- scheiden.
,7. ״ אחד Einziger“. Vergl. 5. B. M. 6,4 אחד־ T. Ferner Job. 31,15: ויכוננו ברחם אהד wo אחד als Sub- ject zu nehmen muss.
Der Talmud Jeruschalmi (ed. Krotoschin 28a) deutet Koheleth 12,11 נתנו מרעה אחד m dem Sinne, dass wir die vom Hirten (Moses) eingesetzten In- stitutionen ebenso beobachten sollen, als wären sie von Gott selbst gegeben worden: (. אץ אחד אלא הק״בה ) In Bereschith rabb. c. 99 wird Gott יחודו של עולם ״ die Einheit der Welt“ d. h. ״ der Einzige“ genannt.
8. אדיר ,Herrlicher, Mächtiger‘. P8. 93,4 אדיר במרום ד״ auch Jes. 1^84.
9. ״ אהיה Der Unveränderliche“, ist nach R. Jehuda ha-Levi (Kusari IV,3) offenbar ein Derivat des Zeit- Wortes היה . In diesem Falle wird es daselbst erklärt, dass אהיה nur da gebraucht werde, wo es darauf an- kommt, das Dasein Gottes (und dessen Thätigkeit in der Menschenwelt) mit Abscheidung aller Baisonnementa über sein Wesen zu bezeichnen. Auf Mose’s Frage: ״ Wen»