Im Schaffensdrang den Besten blindlings .hinzuraffen, Den Stammes Noth auf jene lichten Höh'n geführt, Wo Edelsinn des Menschenthumes Odern spürt, Die Kraft zu brechen, Herrliches bestimmt zu schaffend'

Sein Staub verweht, nicht seines Hochsinns breite Spuren! Beflügelt trug der Wind die Saat nach Süd' und Nord' Auch fruchtend Ackerland in West und Osten fort. SeinWolksstamm wohnt dereinst auf blüthenbunten Fluren! '

ßr. Consul A. M. Simon aus Hannover.

Hochgeehrte Trauerversammlung! Wenn ich nach all den schönen Worten, die gesprochen worden sind, es noch wage, einige Worte an Sie zu richten, so treibt mich das Gefühl der tiefsten Dankbarkeit. Das Werk, dem ich seit elf Jahren den grössten Theil meiner Zeit und meiner Arbeit gewidmet habe, wenn es noch be­steht, so danke ich es dem lieben, guten verstorbenen Freund. Als zur Zeit der Gründung unserer Anstalt die ersten Nachrichten in die Oeffentlichkeit drangen, kamen zu gleicher Zeit allerlei Gerüchte über die Motive der Gründung in Umlauf. Die Anstalt wurde derart angefeindet, dass sie von keiner Seite Unterstützung fand. Da kam der gute Bruder Plotke, der mich damals noch nicht kannte, selbst trotz seiner knappen Zeit nach Hannover, um sich von allem zu überzeugen, und seit dieser Zeit ist er drei bis viermal dort gewesen. Und wenn er auch nicht behauptete, dass die Anstalt eine Musteranstalt sei, so hat er doch stets ge­glaubt, dass ihre Prinzipien die richtigen sind und dass auf Grund derselben auch anderwärts, namentlich im Osten, (ür unsere Leidensbrüder manches geschehen könne, um sie aus ihrer Not zu retten. Infolgedessen hat er sich sehr warm für diese Anstalt interessiert, und ich hatte Gelegenheit seine Arbeitswilligkeit kennen zu lernen. Da er infolge starker Inanspruchnahme nicht die Müsse fand, mit mir die Principien dieses Unternehmens zu besprechen, lud er mich gewöhnlich zur-Mittagszeit oder für den Abend ein und wir haben darüber Manches gesprochen; ich habe verschiedent­lich auf Reisen nach Paris während . der nächtlichen Fahrt mich mit ihm hierüber unterhalten, und, wie gesagt, ich ver­danke es seinem Eingreifen, dass die Anstalt jetzt noch be­steht. Sie werden es mir daher nachfühlen, dass ich das Bedürfniss habe, einige Worte der Dankbarkeit zu sprechen. Zu gleicher Zeit drücke ich auch^ das Beileid der Loge, der ich angehöre, der Zion-Loge, aus, mehr möchte ich nach den schönen Worten, die Sie gehört, nicht hinzufügen.

Br. Rabbiner Dr. Marcus Horovitz aus Frank­furt a. IL

Meine Verehrten! Nicht als dem Freunde, der von einem zwanzigjährigen Zusammenwirken auf den verschiedensten Gebieten Ihnen sprechen könnte, gestatten Sie mir das Wort; es schweigt der Schmerz, es schweigt der Freund. Ich soll ihm danken im Namen des Hilfsvereins der deutschen Juden, denn auch er zählte den herrlichen Mann zu den Seinen, ihn Julius Plotke, der überall ein Helfer, überall ein Vereiniger immer ein Deutscher und immer ein Jude war. Geboren dort, wo neben seinem Judenthum jeder auch sein Deulsch- thum zu verteidigen halte, lernte er um so inniger beides verstehen und lieben und schätzen. Und herangereift zur

sonnigen Jünglingszeit sah er in Deutschend alles umstrahlt von dem Glänze nie geahnter, von allen Bekenntnissen ge­meinsam erfochtener Siege. Jeder konnte stolz sein, ein Deutscher zu sein, und keiner konnte das Demüthigende ahnen, dass auf deutschem Boden es nicht überall eine Ehre mehr sein werde, ein Jude zu sein. Und ihm war Judenthum und Deutschthum als ein gemeinsam gehütetes Ideal verschwistert im innigsten Vereine. Noch höre ich die goldenen Worte, die er einst in den Räumen dieser Loge uns zugerufen hat: ,Ihr meint, dass der Liebe zum Deutschthum im Wege stände die Liebe zum Judenthum! Meint ihr denn, dass bei mir die Liebe zu meiner Mutter im Wege steht der Liebe zu meinem Vater?" Beide haben ihn erzogen, beide haben ihn gekräftigt, beide haben ihn gebildet, beide haben ihn zu dem gömacht, was er geworden. Vor mir steht der kräftig entwickelte jugendlich blühende Referendar, dessen Auge offen und zugleich träumerisch froh und zugleich sinnend blickte, dessen zeitig erwägender Geist verklärt war von dem grossen Leuchten seinejr Seele. Und diese deutscheste Erde Frankfurt und diese jüdischste Gemeinde Frankfurt, sie waren der Boden, in den Gott diesen herrlichen jungen Baum hineingepflanzt hat. Und er entwickelte sich wunder­bar! Eine Eiche aus dem deutschen Norden war sein Cha- racter, eine Palme aus dem Süden war seine Seele, und seine hohen Gedanken wuchsen dem Himmel entgegen wie die Ceder am Libanon. Noch klingt es mir in der Seele nach, wie er es einst geschildert ha*, welchen Eindruck die erinnerungsreiche Synagoge in Amsterdam auf ihn gemacht, wie er da in den Vorhallen Palmen gesehen habe und dann drinnen das mächtige Gotteshau», nach den Worten des Psalmliedes:Gepflanzt im Hause des Herrn, blühen sie in den Vorhallen unseres Gottes." Das war ihm das Judenthum; draussen in den Vorhallen, in dem wogen­den Leben soll es blühen, was treu gepflanzt und gepflegt ist im Hause des Herrn. '

Meine trauernden Freunde. Wir haben ihn am Rüst­tage zum Versöhnungsfest zu Grabe geleitet und weihen ihm nach dem Laubhüttenfest, das uns an die Wanderung Israels erinnert, eine ergreifende Feier. Er hat gearbeitet an dem grossen Versöhnungswerk zwischen Arm und Reich und für das noch grössere, schwierige Versöhnungswerk zwischen den Stämmen und Menschen. Er ist vor dem Eintraten des Versöhnungstages dahingegangen, noch ist die Menschheit nicht versöhnt, aber wenn er einst erreicht wird, und er wird erreicht, der grosse Tag der Versöhnung, und unsere verfolgten Glaubensgenossen aufhören werden, in zerbrech­lichen Hütten der Urisich ?rheit zu leben, und ihre Wanderung von Ort zu Ort in einer Wüste des Hasses werden beendet haben und alle Juden wieder einkehren in gesicherte Rechts­verhältnisse, dann wird man sich erinnern der edlen Männer, die diese Zeit herbeiführen halfen mit ihrer vollsten Mannes­kraft, und da wird des Namens Julius Plotke in Ehren gedacht werden, und da wird sein Andenken wie das eines Gerechten der Palme gleich in den Vorhallen unseres Gottes in der Ewigkeit blühen. Wir haben ihn ins Grab gelegt, und es kehrte zurück der Staub zur Erde, aber sein Geist kehrte zurück zu Gott, der ihn gegeben. Wenn wir ihn suchen, unseren Plotke, wir finden ihn bei Gott, zu dem er zurückgekehrt. Und wenn wir Gutes thun und an ihn denken, anGott, der denArmen und Bedrückten hilft, da finden