in Russland von beiden Seiten offen und giündlich besprochen wurde. Wir betonten mit Nachdruck, dass die Juden in Russland ein Recht auf Schutz und Gleichheit vor dem Ge­setz, wie sie die übrigen Unterthanen gemessen, haben, und dass ihnen dieser Schutz und die>e Rechte gewählt werden sollten. Es ist uns mithin die Gelegenheit geboten worden, der russischen Regierung durch Vermittlung der beiden hohen Herren unsere Ansicht über diesen Gegenstand vorzu­tragen und zu erläutern. Die offenen und mannhaften Worte der Herren, mit denen ich die Ehre hatte, in dieser Ange­legenheit zusammenzuwirken, haben mich.auf das angenehmste berührt, und ihre Argumente bewiesen, dass sie nicht nur hochgesinnte und hochgebildete Männer, sondern auch wahr­haft gute Juden sind. Ich muss auch hervorheben, da«s sowohl Herr Witte als* auch Herr Baron Rosen auf mich den Eindruck gerechtigkeitsliebender Männer machten. Ebenso kann ich die bestimmteste Erklärung abgeben, dass während der ganzen Unterredung finanzielle Angelegenheiten nicht berührt wurden. Die Zukunft allein kann und wird lehren, ob unseren russischen Glaubensgenossen eine dauernde Verbesserung ihrer Lage erwachsen wird. Eines ist jedoch sicher, dass diese Konferenz für sie keine bösen Folgen nach sich ziehen wird."

Dies der Inhalt seines Rundschrelbens.

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Möge das traurige Geschick der russischen Juden sich ^bald zum Guten wenden! Möge damit der Beginn einer glücklichen, freudigen, geistig und sittlich fortschreitenden Periode für sie eingeleitet sein zu einer glücklichen, gedeih­lichen, nationalen Entwicklung ihres Vaterlandes! Und es darf uns mit Genugthuung erfüllen, dieses selbstbewusste, mannhafte Eintreten für die bedrängten Glaubensgenossen und damit für die hohe Mission unseres Ordens, den Opfern der Verfolgung zu Hilfe zu kommen. Dr. Maretzki.

N/S. Dieser Artikel befand sich bereits im Satz, als die Kunde von dem grauenhaften Elend alle fühlenden Menschen mit Entsetzen erfüllte, das über die Juden in Russland erneut hereingebrochen ist. Tausende haben ihr Leben eingebüsst, tausende von Existenzen sind vernichtet worden, Witt wen und Waisen in sehr grosser Zahl trauern um den Vater und Ernährer. Jetzt gilt es zu helfen, wo zu helfen möglich ist. Die Grossloge hat sofort Mk. 15000 aus' dem Russenfonds dem Hilfsverein der Deutschen Juden überwiesen, gleichzeitig aber auch die Logen und Brüder zur Gewährung weiterer Spenden für die unglücklichen Glaubens­brüder in Russland aufgerufen. In Anbetracht der unbe­schreiblichen Xoth. darf die Grossloge mit Zuversicht darauf rechnen, dass die Opferwilligkeit unserer Brüder sich jetzt wieder auf das Glänzendste bewähren wird. Xoch niemals versagte ein Appell an das ..jüdische Herz", wo es sich um Linderung von Xoth und Elend handelte und es wird sich auch jetzt bethätigen, wo es gilt, unsern Brüdern beizustehen, die ihres Glaubens wegen in so unbeschreibliches Elend ge- rathen sind. Trage jeder nach Kräften dazu bei, dass der Orden in Deutschland, getreu seinen Aufgaben, an der Linderung der Noth unsrer verfolgten Brüder in Russland den grösstmögllchsten Antheil nehme

Auszug aus dem Protokoll

der 101 Sitzung des General-Comites der Grossloge für Deutschland VI Ii

Berlin, den 29. Oktober 1905.

Auf die sehr umfangreiche Tagesordnung und die Wichtigkeit einzelner Punkte derselben ist es wohl zurückzu­führen, dass bis auf Br; Flörsheim, der mit grossem Bedauern sein.Ausbleiben entschuldigte, alle Mitglieder des General- Comites anwesend sind, was seit sehr geraumer Zeit nicht der Fall gewesen. I

Vor Eintritt in die Tagesordnung weist Br. Timen­dorfer darauf hin, dass seit dem 22. Januar er. trotz wieder­holter Anberaumung eine Sitzung des General-Comites nicht hat stattfinden können, da ein Quorum kaum zustande ge­kommen wäre, es würde fortan in kürzeren Zwischenräumen ' i

das General-Comite einberufen werden, und bittet der Präsident, zu demselben so zahlreich, wie heute zu erscheinen.

, Der' erste Vicepräs. Br. Wisloch nimmt Veranlassung, auch namens des Geueral-Comites Br. Timendorfer anlässlich der Verlobung seiner Tochter die herzlichsten Wünsche abzustatten, er glaube hierzu um so mehr berechtigt zu sein, als er überzeugt ist, dass alle Logeu und Brüder unseres Distrikts an dem Glück des Br. Timendorfer theilnehmen. Br. Timendorfer dankt für die Betbätigung solcher. Gefühle, die ihn und seine Familie auf das angenehmste berührt haben; wohl keine Loge sei unter den Gratulanten ausgeblieben und es ergebe sich hieraus für ihn das ihn erhebende Bewusst- sein der Liebe und Freundschaft, der er sich im ganzen Distrikt zu erfreuen habe.

Die wichtigsten Punkte der Tagesordnung bilden die Antiäge, eiue Jublläumstiftung betreffend, und schlägt der Präs. vor, die hierauf bezüglichen 5 Anträge der Tages­ordnung in der Debatte gemeinsam zu behandeln. Dem wird seitens der Versammlung zugestimmt.

Diese 5 Anträge lauten:

1. -Antrag der Frankfurt-Loge auf Errichtung einer Anstalt für indische arme Neiven- und Geisteskranke.

2. Antrag Br. Maretzki auf Errichtung einer Anstalt nur für jüdische männliche Nei venkranke.

3. Anregung auf Errichtung eine' jüdischen Arbeiterkolonie.

4. Gesuch des deutsch-israelitischen Gemeindebundes, die Er­richtung einer Anstalt für jüdische schwachsinnige Kinder betreffend

5. Terrain-Offerte. ,

Br. Timendorfer berichtet, wie sich die Logen, die um eine Aeusserung angegangen worden, zu diesen Anträgen stellen.

19 Logen haben nicht geantwortet, für 6 Logen hier­von werden jedoch von den anwesenden Mitgliedern des General-Comitt's Erklärungen abgegeben, sodass 13 Logen keine Stellung zu den vorliegenden Anträgen genommen haben.

Bevor der Präsident in seinem Resume fortfährt, macht er die Mittheilung, dass die Frankfurt-Loge von ihrem ur­sprünglichen Antrage abgekommen ist, und denselben nun­mehr wie folgt formuliert;

Die Frankfurt Loge beschliesst, bei der Grossloge zu beantragen, dass zum 25jährigen Jubiläum des Ordens in Deutschland durch die deutschen Logen ein Fonds gegründet wird, behufs Errichtung einer Anstalt, in welcher jüdische Nervenkranke, und zwar Unbemittelte umsonst, und Minder-