edler Menschlichkeit gewidmeten Leben ist er plötzlich abberufen worden.
Mit Ooldscbmidt ist ein Mann dahingegangen, der durch seine geistigen, wie moralischen Eigenschaften berufen war, uns Führer und Freund zu sein. So war es auch natürlich, daß er auf der Stufenleiter der Bearrttnlsufbahn unserer'Loge sehr bald zu ihrer I Leitung berufen wurde. Trotzdem der Studienrat Dr. Ooldscbmidt, Oberlehrer an der hiesigen Oberrealschule, durch berufliche, schriftstellerische, und wissenschaftliche Tätigkeit sowie durch . verschiedene andere Ehrenämter sehr stark in. Anspruch genommen war,! bat er gleichwohl der Concordia- loge mit ganzem Herzen und mit heißem Bemühen gedient. Die hohen Ziele unseres geliebten Ordens waren seinem Wesen so seelenverwandt, daß er mit aufrichtiger Begeisterung und bewundernswertem Pflichteifer sein« kostbare Zeit ihnen stets freudig zum Opfer brachte. Unter den besonders schwierigen Verhältnissen der Kriegszeit bat er drei Jahre lang — im ersten Jahre m Vertretung des zum Heeresdienst einberufenen Präsidenten, dann als gewählter erster Beamter —- die Geschäfte unserer Loge geleitet. Wie er sie geleitet bat, beweist besonders der große Aufschwung, den die C L. während seiner Präsidentenzeit trotz der Ungunst der politischen Verbältnisse genommen hat. Immer war er darauf bedacht, die Sitzungen durch geistigen Inhalt interessant zu gestalten, sei es, daß er für aktuelle Referate sorgte, sei es, da ß er selbst als Berichterstatter auftrat und durch seine klaren Darlegungen die Aufmerksamkeit der Brüder zu gewinnen wußte.
Ah) Präsident hat er es verstanden, durch die schlichte Vornehmheit und Abgeklärtheit seines Wesens wie durch Takt und Herzensgüte vorhandene Gegensätze auszugleichen und die Verhandlungen auf hohem Niveau zu erhallen. Zu Ostern d. J. konnte er den Hammer des Präsidenten seinem Nachfolger mit dem Bewußtsein abergeben, daß er bis zum Schluß seine Pflicht nach besten Kräften erfüllt und für das Ansehen der Loge erfolgreiche Arbeit geleistet hatte, im Uebermaß geleistet, in einer Zeit, wo die Möglichkeit körperlicher Erschöpfung und seelischer Depression so nahe lag. Schließlich mußte sein Organismus doch versagen. Besonders schweres Herzeleid hatte die Not des Vaterlandes, das so heiß von ihm geliebt wurde, über ihn gebracht. ÜnS als Juden muß es doppelt wohl tun, wenn! wir sehen, daß dies auch von nicht-jüdischer Seite anerkannt wurde. Im Septemberheft der„Neuphitologischen Blätter", welches
das Titelbild des Verblichenen, des langjärigen Redakteurs dieser Zeitschrift auf der ersten Seite trägt und seinem Andenken gewidmet ist, befindet sich ein Nekrolog auf unseren lieben Bruder aus der Feder eines jüngeren christlichen Amttgeqosien, worin die Verdienste und hohen Charaktereigenschaften . dea Heimgegangenen gewürdigt werden und schließlich auch auf seine große Vaterlandsliebe hingewiesen wird Wenn wir von unserem teuren Freunde an dieser Stelle Abschied nehmen, so können wir es wohl nicht besser tun als dadurch, daß wir den Schluß dieses Nekrologs hier zum Abdruck bringen:
Das Bild, -das ich von dem Verstorbenen zeichnen wollte, wäre nicht vollständig, wenn ich nicht zum Schluß noch sein Verhältnis zum Vaterlande berühren würde. Gerade In diesen Tagen, wo wieder einmal ein blöder Antisemitismus seine schmutzigen Wellen zu werfen beginnt und jedem Juden ohne näheres* Hinseben 'ein wahrhaft nationales Empfinden absprechen will, lege ich Wert darauf zu betonen, daß Ooldscbmidt ein Deutscher war von ganzer Seele trotz seiner jüdischen Abstammung. Seinem Charakter entsprechend war auch sein Patriotismus frei von jeder Aufdringlichkeit; er achrle ihn den Leuten nicht ins Gesicht, aber war näher mit ihm zusammenkam, mußte tiefe Hochachtung empfinden vor diesem Manne, der mit schlichter Innigkeit sein deutsches Vaterland liebte, und der doch in seinem' Lehen sicherlich so manchen mißtrauischen,, schiefen Blick empfangen hatte, bloß weil er ein Jude war. Bevor wir uns nach diesem wehmutsvollen Abschied von dem teuren Verstorbene» wieder zurückwenden in das lärmende Gewühl des Tages, wollen wir sein Andenken/ehren, indem wir uns wieder einmal an -Leasings „Nathan {den Weisen" erinnern, an jenes Werk, das der Verblichene aus tiefer Seelenverwandtschaft he'aus so sehr liebte, und in, dein die Worte sehen:
r i ' ' m \ X /'■*■**•••* V ;'■■»*■"•' ■
Johlanl eifre jeder seiner unbestochenen i Vorurteilen freien Liebe nach!" i Wir diese Mahnung in unserer Seele nachklingen und erneut in ihr Wurzel fassen, dann setz en wir damit unserem toten Freunde das schönste Denkmal!«
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