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Jahrgang («#29* Mai j Nr. S

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Dcutfcbc Btaatsgeftnnung als jücUfcbcs Problem. t« d.

Deutsche Staatsgesinnung. Staatsgeist und Staatsbegeijte- rung im Sinne Fichtes und Bismarcks als Forderung zu er­heben, bedeutet in diesem Jahrzehnt des politischen und sitt­lichen Chaos keineswegs eine ausschließliche Apostrophierung »»lerer jüdischen Mitbürger. Wenn hier trotzdem von einem jüdischen Problem" gesprochen wird, so deshalb, weil gerade bei. unseren jüdischen Mitbürgern diese letzte Berbindung mit der Nation, dieses völlige Äufgehen in preutzisch-deutscher Wesensart noch nicht vollkommen erfüllt zu sein scheint: viel­leicht nicht einmal von allen Juden, die sich doch Staatsbürger mit Stolz nennen, als Notwendigkeit erkannt und bejaht wird. Bekannte antisemitische These ist es. daß aus rassischen Grün­den von den Juden eine solche völlige Berschmelzung mit deutscher Wesensart gar nicht erreicht werden kann. Es wäre nicht nur im äußeren Sinne ein Verstoß gegen das Gastrecht, das Sie mir in Ihrer Zeitschrift einräumen, sondern wichtiger noch im Sinne unseres Themas zwecklos, wenn ich mir diese antisemitische These gleichfalls zu eigen machen würde. Ich leugne aber mit unserem Volkserzieher Paul de Lagarde - deutsches Wesen liegt nicht im Geblüte. sondern im Gemüte"- die Berechtigung des Satzes, soweit er den Juden die völlige Eindeutschung im Prinzip ab- ipricht. Ich bekenne aber freimütig, und habe es in der Themenstellung schon zum Ausdruck gebracht, daß ich gerade im j indischen Volkswesen (©emüte") wirkliche Hemmungen sehe, also an das tatsächliche Vorhandensein eines noch ungelösten Problems im Sinne unseres Themas glaube.

Zunächst ist festzustellen, daß dieses Problem keine ideo­logische Sache und geistige Prinzipienreiterei ist. sondern einer wirklichen und uns im Staatsleben ständig bemerkbaren Tat­lache entspricht. Gerade die jüdischen Mitbürger sind es näm- ->ch. die in führenden Stellungen des öffentlichen Lebens übercnl dort Mitwirken, wo Internationalismus und Menschheitsver­brüderungstheorien das feste Gefüge der Nation, die Einheit der Volksgemeinschaft über alle wirtschaftlichen Gegensätze- binaus, zu zerreißen drohen. Ich möchte nicht mißverstanden werden: es handelt sich hier nicht um politische Wertungen «der gar spezielle Abwehr des Internationalismus und So­zialismus, sondern allein um die Frage der psychologischen Hinneigung jüdischer Geister zu nationslosem Klassengeift. dir von nationalen deutschen Kreisen als ein Haupthin­dernis der Eingliederung der Juden in das organisch- nationale Gefüge der deutschen Nation angesehen wird.

Oscar A. H. Schmitz, der bekannte Kulturpädagoge, sieht inkeressanterweise die Neigung der modernen deutschen Juden zu antinationäler Geisteshaltung in der Loslösung des religiösen Jndifferentismus von der Thora. Aus dem ethischen Gerechtigkeitsgebot der Bibel fei nach Aufgabe der auf die Religion bezogenen Lebensweise eine pharisäische Selbst- gerechtigteit geworden, die jeden einzelnen nach seiner Ein­gebung erkennen lasse, welches Gesetz angeblich für die Mensch­heit das beste sei. So würde der Jude ohne Thora leicht der lebensfremde Fanatiker utopischer Theorien, so entstehe jenes jüdische Reooluzzertum^ das von außen her sich zum Führer des deutschen Proletariers berufen fühlt. fAus falsch verstandener jüdischer Gerechtigkeitsliebe, aus gemeinsamer Gegnerschaft gegen die Herrenklasse, aber unverbunden durch menschliche Nähe zu der niederen Bevölkerung. Nicht mit ihnen schicksalhaft durch Generationen verwandt, und doch sich berechtigt glaubend, ihnen Wege weisen zu können, die aus der nationalen Bindung heraus ins Ungewisse führen- Ich möchte nochmals betonen, daß hier nicht politisiert werden soll: nicht die Berechtigung zur Politik wird den deutschen Juden abgesprochen das wäre grotesk sondern die Be­rechtigung, Führer des Volkes zu sein, bevor sie nicht selber zum Volk durch tiefste Verwurzelung mit dem S t a a t s g e i st- und nicht Nur üus Gerechtigkeitsliebe, ein wirtliches Brüderschaftsoerhältnis erworben haben. Heute stehen ganze Gruppen deutscher Juden in Politik. Presse und Wirtschaft zugleich in verantwortlichster, für das nationale Leben wichtigster Position und haben menschlich für sich noch nicht den selbstverständlichsten Schritt zum Deutschtum getan: Deutscher nicht wegen der Geburt und um der Kultur willen, sondern um Deutschlands willen zu sein, aus Staatsgeist und die Nation bejahendem Staatsbewutztsein. Ist aber einmal [. ohne solche vollständige Assimilierung eine soziale und geistige Position im staatlichen und privaten Leben erreicht, ist die^ur» sprüngliche Unsicherheit des Juden gegenüber der nichtjüdischen Bevölkerung auf Grund von Erfolgen überwunden, so wird dem Einzelnen die nachträgliche seelische Verknüpfung mit den verborgenen Grundlagen der nationalen Kräfte schwer, fast un­möglich. Denn nun pocht er auf seine Leistung, verlangt mit gutem C nissen Gerechtigkeit für sich und seine Glaubens­genossen und flieht, da dent in einem dem ^nichtigsten Punkt immer noch Fremden diese letzte Gerechtigkeit, die B o l k s l i e b e . nicht werden kann, bewußt in die anti-