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nationale Haltung, damit endgültig die Brücken zwischen sich und seinem Ziel zerstörend. 2n dieser fast tragischen Situation leben heute die Mehrzahl der deutschen Juden, in ihr werden sie zum antideutschen Zionismus oder, für uns schlimmer, zu einem bloßen. „Staatsbürger-Deutschtum" getrieben, das sich ohne wirkliche Staatsgesinnung seelisch bewußt absondert, ohne den Anspruch auf volle deutsche Geltung aufzugeben.
Das also wäre die eine Seite des Problems: sowohl religiöse Entwurzelung als auch noch nicht vollendete Eindeutschung hindern die deutschen Juden. Staatsgenossen. Volksgenossen im umfassendsten Sinne des. Wortes zu werden. Die Lösung des Problems liegt daher in der-Aufgabe dieser um baltbaren Zwischenstellung: aber nicht durch gruppenweise Eroberung der Wirtschail >? Die Ned.» und des öffentlichen Lebens, sondern durch ganz persönliches Arbeiten des Einzelnen an iick selbst. Sn der Fähigkeit zum Verzicht, im Veranlwortungs- bewußtscin des einzelnen jüdischen Menschen muß es liegen, nicht den Weg von außen nach innen als den beouemeren «und doch erfolglosen», sondern^ den von innen nach außen. zu wäblen. Gleichberechtigung und volle Gerechtigkeit läßt sich für den deutschen Juden nicht durch intellektuelle Führerschaft. sondern nur durch letze; seelisches Einssein mit dem deutschen Volke gewinnen:
Staatsgciinnung und Nativ !nalgciüb,l in die geißige-Form dicies imponderabilen Snbalts.
Man iiebt. das iß keine Naiicn-, sondern eine Enianzi oationsfrage: iie liegt im „Ge mütc", wie Lagarbe iagt. Und desbalb halte ieb iie aucb für lösbar, um io mehr, als die Süden crß feit etwa 150 Sabren ur Deutschland wirklich die Möglichkeit haben, diesen Weg der Verwurzelung onen für sich fordern zu können.
Sn den bisherigen Unzuträg lichkciten iehe ich noch keinen endgültigen Nasten-Gegenbe weis, sondern Uebergangscr lcheinungen, eine Art inneren Parocnuelums, wurzelnd aller dings, in einem dem deutschen 'Wiesen von innen her wirk lich nicht sehr kongruenten Volkstum.
Und hier liegt die zweite Seite der Frage, eine weitere Erschwerung der völligen Eindeutschung' des Süden in unserem Sinne: nicht nur von sich aus haben die Meißen Süden noch kein positives Verhältnis zum Nativnaldeutschlumt auch von der Vergangenheit her. von der Geschichte ihre^ Volkes aus konnte ihnen ein eingeborenes Verständnis. für den Staat, für die ältliche Sdee organischen Staatsgefüges im Sinne Hegels nicht lebendiges Bewußtsein werden. Die Geschichte eines Volkes iß sein Schicksal uird jüdisches Schicksal war cs kcit jeher, in der Diaspora zu leben. V ö l k und doch nicht N a t i o n zu sein. Sch meine nicht mir die nachchristliche .feit des europäischen Ghettos, ich „teilte auch die biblische Zeit der Knechtschaft in Aegvvten. das babylonische Eril, die Unterdrückung durch Perser, Aegypter und ,Nömer. Neligiöse Messiashoffnung' ließ die Süden' 'diese Sahrtausende alte Leidensgeschichte durchleben: das iß et hoch, bewundernswürdig.
wenn man will, aber es ist die Bestätigung dafür, daß Staatsgeist im Sinne der alten heidnischen Völker, die Prägung der Staatsidee im Sinne des deutsch-christlicl.cn Bewußtseins nicht zur Mission Israels gehört. Die Ma!!.z- bäer und Bar Kochba sind meines Wissens die wenii.n Bekundungen empörten Nationalgefühls der Juden im L i: >e einer langen Geschichte: alle anderen Kämpfe, von de' , die 'Bibel uns berichtet, waren der Erhaltung der Nclig. , des Prießervolkes gewidmet, nicht eigentlich politischen r, cinandcrsctzungcn jüdischen Staatsgeistes mit der Umwelt, liegt den Nachkommen des israelitischen Volkes auch so: Stäatsbejahung nicht „im Blute", wie man zu sagen pilc. so wird ihnen aus ihrer Geschichte her die Einordnm in ein seelisch gebundenes Staatswesen wie das Prcußj Deutsche doppelt schwer. Die Hartnäckigkeit der immer n
zwischen „Deutschen" und „S. den" bestehenden Gegema wird so verständlich. Zuglci.b aber wohl auch die Ben tigung der nationaldeul'ä :i Forderung unseren jüdiicüc > Mitbürgern gegenüber, an diesem Punkte bei sich selber au zufangen, deutsch zu we> den „mit ganzer Seele unv ganzem Vermögen", wie die jüdische Formel lautet. Die nun schon generationslange Ein panung in den deutschen Kul turkrcis gibt den deutschen Sudcn, das bin ich gewiß, die seelisch - geistigen Möglichkeiten einer solchen vollendeten Selbß crzichung zum Ttaatsgeiß und zur Staatsgesinnung.
Die Schwere des Problems sehen und sie bejahen, bc deutet vielleicht auch für Shre Leser eine Festigung ihres nalio nalcn Wollen; und die Be stätigung ihrer selbstgestellten Aufgaben. Nur in diesem inne lag mir an der Klar legung des deutsch - jüdischen Gegensatzes, wie ich ihn sehe.
Nachwort der Schrift I e i t u n g. Der Verfasser des vorstehenden Artikels g.hört der jüngeren Generation der frei koniervativen überparteilichen Politiker an. Seine Aus
. *fübrungcn beweisen, daß das
lüduche Problem Gegenstand ernsten und sachlichen Nachdenkens in natipnalen Kreisen ist, die mit dem Schreckwort Antisemiten' keinesfalls richtig gekennzeichnet werden. In Sinngebung und Zielsetzung enthalten die Ausführungen Dr. Heckeraths nichts, was nicht auch wir nach außen und innen als Verbands forderung schon seit Sahren erheben. Wir begrüßen es daher, auch vom „anderen Ufer" in unseren Aufgaben richtig verstanvei. zu werden. Es bedeutet daher auch keine Distanzierung in Wesentlichen, wenn wir uns mit der Ansicht des Verfassers über die kausale Verknüpfung von jüdischer Areligosität uni 'i'olittf; wie überhaupt mit der These des Zusammenwirken „jüdischen Gemütes" mit bestimmten politischen Ueberzeugungc nicht völlig einverstanden erklären können. Die politisch Dpposikionsstellung vieler deutscher Juden — Ur. Heckerall' lagt es in anderem Zusammenhang selber — ist wohl vor allem' „Emanzipationserscheinung". Uebergangsstadium, tu welches prinzipielle Ursachen in Veranlagung oder Neligiou zu suchen gar nicht erforderlich äst, um es erklärlich zu machen. L te prinzipielle Ablehnung der Judenemanzipation in den d: Staatsgewalt repräsentierenden Kreisen Altpreußens düril nicht ohne Einwirkung auf die politische Tendenzbildung uulc: den Juden gewesen sein.
s^LtionalckeutscUe Jucken cker Vergangenkeib.
NA preuh. Major d Art. dleno 8urg, Lornchcr vor Jüdischen Semeindc zu Berlin, geü. >».73 (««gl. S. 7)