Nr . 92 . ' ' " Frei « , ( Aus drill Gcillti » dcrn ( hc . ) Herr Grcgorig brachte im Ge nicinderathe eine Jntcipellation ein , in welcher er darauf Hinwics , daß bei de » Leichenbegängnissen des Prälaten Tr . Sebastian Brunn er und des antisemitischen GemcindcrathcS Ferdinand Mayer die Gaö laternen im Dunkel blieben , während in allen Straße » , durch welche sich der Leichcnzng des „ jüdischen Hohenpriesters " Jcllinck bewegte , die Gasflammen gebrannt habe » . Herr Grcgorig sprach von einem „ Zwiespalte in der Natur des Gaslichtes " , classisicirte die literarischen Leistungen Dr . Brunner ' S und Dr . Jcllinck ' S und gab dem Erstcrcn eine besicre LocationSnummer . Schließlich verlangte er , daß der Bürgermeister die Kosten der Ehrung der Leiche des „ jüdischen Hohenpriesters " ersetze . In würdiger Weise antwortete Bürgermeister Tr . Prir , er habe immer geglaubt , daß der Tod versöhne , und sei hoher einigermaßen über diese Interpellation erstaunt . Er nehme aber keinen Anstand , dieselbe zu beantworten . In Folge einer an ihn ge stellten Bitte habe er die GaSgcscllschast ersucht , daS Röthige bei dem , Leichenbegängnisse dcS Predigers Dr . Adolf . Jcltinet zu veranlasse » . Was die Kosten hiefür betreffe , habe sich die GaSgcscllschast für die Beleuchtung bei Leichenbegängnissen noch nie einen Kreuzer zahlen laste » . ES zeigte sich wieder einmal , daß Herr Grcgorig zwar de » „ Antisemitismus bis in den Tod " pflegt , daß er cS aber nicht der Mühe werth sindct , sich auch über Eommnnalangclcgenhcitey genau zu informircn . ( Antisemitische GeschiistSsttbahrung . ) Anion Alois Kölbl , Inhaber der Firma A . A . Kolbt in Wie » , war bis Milte Juli 1SÜ3 durch etwa zwei Jahre Vertreter dcS HcrLn Josef Wagner , Eigen thümcrS des Brauhauses „ zum Augnstincr " in München , für Oester¬ reich - Ungarn . Gleichzeitig war Kölbl Vertreter der Zipfer Brauerei , ■ welche in letzter Zeit ein nach bayrischer Art gebrautes Bier erzeugte , daS sic ebenfalls „ Angustincr < Bicr " nannte . Um die genannte Zeit wurde nun Kölbl von der Zipfer Brauerei » ahegclcgt , sich in Hin - kiinft nur mehr mit dem Vertriebe dcS Zipfer , spcciell deS „ Zipfer Angustincrbicreö " zu befassen und die Vertretung dcS Münchener Augnstincr - BrauhauscS anfzugcbcn . Kölbl mußte diesem Wunsche ent sprechen und löste in Folge dessen sein Verhältniß zu Herrn Wagner . Kurze Zeit danach brachte Herr Wagner in Erfahrung , daß . Kölbl in seinen drei GcschäftSloealt » Bier , welches nicht „ Münchener Augnstincr bicr " war , i » Flaschen verkaufte , die mit de » die Marke dcS Herrn Josef Wagner tragenden Kapseln verschlossen waren , und auch dcr - artiges Bier an verschiedene Detaillisten ybqab . Diese Flaschen trugen zum Theile keine Papicretiquctte » , znin Theile waren sic mit solchen . versehen , welche die Aufschrift „ Bayrisches Schloßbicr " ( ohne Angabe des Ursprunges ) trilgcn . Sämmtlichc aber halte » Korke , auf denen die Worte „ Angustincrbrän " oder „ Augustiner - und Zipfrrbrän " einge¬ brannt waren . Herr Wognrr entschloß sich in Folge dicscrNachnchten , gegen Kölbl wegen EingristcS in seine gesetzlich geschützte Marke vor - zngchen . Kölbl gestand nun - sowohl in der Voruntersuchung als bei der Hauptverhandlnng zu , daß er die mit der Marke deS Herr » Wagner versehenen Kapseln auch nach Auflösung , seiner GcschästS - verbindung noch weiter benützt habe , und zwar hauptsächlich zum Ver¬ triebe seines eigenen Vorrathcö an „ Münchener Angnstincrbräu " , zum Theile aber auch zum Vertriebe des „ Bayrischen Schloßbrün " . Er will hierin nichts Unrechtes gesehen haben , weil die Kapseln sein Eigcn - thnm waren . Er mußte aber zngebcn , daß er diese Kapseln Herrn Wagner gar nicht einmal angcbotcn hätte . Wie bei der . Verhandlung ’ constatirt wurde , hatten auch die Agenten Kölbl ' S , als sic den Detail - , listen im Herbste 18U3 wieder Bicr vcrkanstcn , denselben keineswegs mitgelheilt , daß Kölbl nicht mehr Münchener Augnstinerbicr , sondern ein anderes verschleiße , so daß diese Detaillistcn daS im Herbste lS ' . KS von Kölbl gekaufte Bicr noch immer für Münchener Augustinerbier halten mußten . Dieser Meinung mußten sie umsomehr sein , als Kölbl auch die Wegnahme der in den verschiedenen GeschästSloralen befind¬ lichen , auf das Münchener Augnstinerbicr Bezug habenden Plaratc nicht veranlaßt hatte . Nachdem der klägerische Vertreter , Dr . Julius Wagner , diesen Sachverhalt eingehend beleuchtet hatte , setzte der Ver - theidigcr Dr . Vinccnz v . Berger dem entgegen , daß aus der Ver¬ schiedenheit der für daS Schloßbrän gebrauchten Papicrctigucttc » von jenen , welche er für das Augnstinerbicr verwendete , ein Mangel an Schadenöabsicht gefolgert werden könne . Ter Gerichtshof unter Vorsitz des LandeSgcrichtsrathes Strnadt sprach Kölbl dcS EingrisfeS in das Markcnrccht des Herrn Josef Wagner schuldig und vcrurtheilte ihn zu einer Geldstrafe von zweihundert Gulden . Gleich zeitig wurde dem Privatankläger die Bcfugniß cingcräumt , daS rechts¬ kräftige Urtheil auf Kosten deS Angeklagten in der „ Neuen Freien Prestc " und im „ Neuen Wiener Tagblatt " zu veröffentlichen . Anton Alois Kölbl ist ein Antisemit unverfälschtcstcr Art . Vor Jahren betrieb er auf der Seilcrftütte ein Papiergeschäft , dessen Auslagekasten ver - Blatt . - Seite S . schiedenc Gegenstände mit den » . Bildnisse Georg Schönerer ' - zierten . . Zu jener Zeit machte er sich nicht nur in öffentlichen Localen " dnrch seine demonstrativ zur Schau getragene antisemitische Gesinnung bemerkbar , sondern er trat auch in diversen Versammlungen als „ nationaler " Redner auf und befürwortete - insbesondere die . Bildung „ judcnrcincr " Ortsgruppen des Deutschen Schulvereines . ' Ans dem " Papierhändlcr wurde später ei » Eier - und Gcslügclhändler und zuletzt ein „ Bicrversilbcrcr " . Daß er aber in diesem wechselreichen Leben der Antiscmiterci treu blieb , zeigt auch die Persönlichkeit dcS BertheidigerS , welchen ce sich gewühlt, , als . seine " GeschäftSgebahrung ihn oör bic Schranken des Gerichtes gebracht hatte . Derlei Sprünge von einer Geschäftsbräuche zur anderen und Eingriffe in daS Markenrecht pflegen sonst antisemitische Scribenten mit der ihnen eigenen Unverfrorenheit , für spccifisch jüdische zu erklären . > ' ( llcbcrtrctithfi des Preßgeseyes . ) Das Amtsblatt der k . k . Bczirks - hauptinannschaft Krems vom 28 . Dccember 1 H ‘ > 3 verlautbart Folgendes : In der Lc ' achl zum 18 . Tcccmbcr l . I . wurde in der Stadt Krems von unbekannten Personen die Verbreitung von Flug¬ schriften verschiedenen Inhalts in . der " Weise versucht , daß solche an die Hans - und Gcwölbthü . ren gesteckt wurden . Als Druckorte dieser Schriften waren angegeben Wien ( Gubcrncr und Hicrhainmcr ) , KremS . iJvscf Fabcr ) und Horn < § . Berger ) , sowie als Verleger : Earl Jro , G . Schönerer und F . Berger . Da der Thatbestand der Uebertretnng des 8 23 dcö Prcßgcsctzcs vorlicgt , wird nach den Verbreitern dieser Druckerzeugnisse gefahndet und wird , falls Gleiches auch anderorts vorgckoinmen , Anzeige gcwärtigt . ( Zn dt » Haiioelskammerwahlc » in Prag . ) Bei den letzten Wahlen für die Handelskammer in Prag wurden auch vier Kammer , räthe israelitischer Consession gewählt , und zwar die Herren : Philipp Falk o w i c z , käis . Rath , Josef B u n z e l , Sigmund H a u r o w i tz und Josef S obotka , sämmtlich vom deutschen Wahlcomit « als Candidaten ausgestellt . Dagegen blieb der vom tschechischen Wahlcomitö auf dem verlorenen Posten des Wahlkörpers ll b candidirte einzige Jude Herr Robert Fuchs mit nur 3t » Stimmen in der Minorität . - l ? cr Tallttzwclirr von Kolonien . ) Zwei im eben abgelaufencn Jahrgänge des „ Freien Blattes " erschienene Artikel über den Hausir - haudcl gaben damals dem Mechaniker Schncjdcr Beranlaffung , in einer antisemitischen Versannnlnng ans unserer Haltung zu der Hausir - frage eine » schlagenden Beweis , für bic schädigenden Einflüsie des Jndcnthnmo ans die Gewerbe zu construiren . Die beiden fraglichen Artikel rührte » zwar von zwei christlichen Großindustriellen her , aber de » antisemitischen Demagogen muß eben Alles und Jedes für ihre volksvcrhctzendcn Zwecke dienlich sein . Hatte doch derselbe Schneider kürzlich auch die Kühnheit , die gegenwärtig zwischen einer Anzahl Wiener Wirthc und den Pilsener Braühcrren obschwcbenden Zwistig¬ keiten als von Juden augezettelt hinznstcllen , während vielmehr ‘ der Antrieb zu dem sogenannten Pilsener Bierstrikc von einem Nichtjuden auSgcgangcn sei » soll , welcher der Antisemitcrci in Mariahilf schon manch dankenSwcrthen Dienst geleistet hat . So wenig wahr nun die Anschuldigungen sind , mit welchen Schneider die Juden in den Augen . der Gewerbetreibenden herabzusctzen sucht , so wenig wahr und echt soll andererseits die Gczvcrbcfrcnndlichkcit uud selbst - der Antisemitismus . dcS Herr » ) MechanikuS sein . Der „ Stammgast " , der in seiner letzten _ Nummcr der Schncider ' schcn WahrheitScntstcllung betreffs deS Pilsener BicrstrikcS mit authentischen Belege ) » entgegeytritt , hält dem Erwählten von FünfhauS vor , daß selbst die übergroße Mehrheit der antiliberälen ' Gastwirthc von iym nichts wissen » volle . ES » vird daran erinnert , was ihm Vetter , Holloniay : c . angcthan haben , und ihm vorgeivorfen , daß er ein „ G . eschästSantiscmit " sei , der zehn Gulden TagcSdiäten in » RcichSrathe, - acht Gulden im Landtage beziehe , und daß seine „ Gc - iverbefrenndlichkcit " also einet » goldenen Boden habe . Es wird ihm mit Veröffentlichungen gedroht , die ihn selbst bei seinen Gesinnungs¬ genossen » » » möglich niachcn » vürdc » . Der „ Stammgast " berichtet ferner , daß cS im antisemitischen Lager Persönlichkeiten gäbe , die den Stempel ' des AntisculiiiSniuS , den Herr Schneider trügt , für gefälscht erachten . Jene Persönlichkeiten sollen frank und frei behaupten , Ernst Schneider verfolge nur deshalb die Inden mit einem so über allcS Maß und Ziel gehende » Fanatismus , „ » veil er selbst jüdischen ) Ur¬ sprunges nnd einer seiner Vorfahren T alles » web a r in Koloy » ca gewesen fei . " Schneider , der Oberantiscmit von pLu - ' v , als der Sprößling eines jüdischen Talleüivcbcrs von Kolomcaj , ein » vürdiger Pendant z « dem Scincantiscniilen Drumont , » velcher der Nachkomme eines » vürltcmbcrgischc » Schächters ist . Jedenfalls tvürdc Ernst Schneider bei seinen Vettern in Koloinca yiehr Anlaß haben , gcivcrblichcs Elend zu stndiren als hier in Wien . ( AbsertiffNIIst . ) Ein Wiener Zionist hielt in Krakau einen Vortrag , in welchem er für daS „ Nationaljudenthum " Propaganda |