itmtiittMott
dex IspaelttisGen Religionsgemeinde Dresden
or> Amtliche- Organ des Gemeindevorstandes <a . .
Vtrautioattl. 6<bd| Hauptaunahmtstellc
NMMSHMNHUMM0&
BüroLirrttor LPlocmacter. D«<ten - Vertag: 3si«llttsche NelisiouSaemetube DrrSten - Druck: Roten fiCom»., Drr»ten-A. 3nfträte: 3ot. ©ternlkK Ztushausstraßt 2, I. Ttltphou 14061 - Dir 29mm SRont>arti(tejti(t kostet 30 Pf . laufend Nabalt
2. Jahrgang
mmm
Dresden, 6cn 28. April 1927
Nummer 12
Ueber jüdische Volksbildung'
Hand in Hynd Wesen und einzig
Nummer haben wir in Anbetracht de» neuen S unter dem Gesichtspunkt von Erziehung». sammengestellt. Die Redaktion.
Jin Judentum sind Erziehung, und Unterricht durch die Eltern eine religiö e Pflicht.
Auf dir Grün! lehre und die Grundforderung: „Höre Israel, der Ewige (der Seiende) ist unser Gott, der Ewige ist einzig. Und dir sollst lieben den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft" (5. B. Moses 6, 4—5) folgen die Sätze: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sei t. Und du sollst sie einschärfen deinen Kindern" (das. vor 6—7a). Hiernach sollte jedes Kind im Elternhause belehr und erzogen werden,. eine Forderung, deren Erfüllung Inh. .Heinr. Pestalozzi für das wesentlichste Mittel hielt, dem Plend des Volkes, das ihn jammerte, abzuhelfen
!mit der Lehre, daß Gott ein geistiges ist, sollte die Forderung gehen, Gott zu lieben, das heißt nach der Bibel, daß der Mensch als in Gottes Ebenbild ge chaffen in Gottes Wegen, den Wegen der Gerechtigkeit und Güte, tvandeln soll. So waren religiöse Belehrung und st tliche Erziehung im Elternhause aufs innigste verknüpft....
Die Errichtung c ber von öffentlichen Schulen ftir Knaben von sechs Jahren an, von Schulen, die gewissermaßen .Helferinnen oder Vertret;rinnen des Elternhauses sein sollten, ist nach dem Talmud dem Hohenpriester Josua b. Gamala (um 65 n. Chr.) zu verdanken. Für den Unterricht von Mädchen wurde öffentlich nicht gesorgt.
Jene beiden Arten von Schulen, die irntere Stufe für die Einprägung der Elemente und die Einführung in,die Bibel an der Hand des Textes und die obere für das Studium der mündlich überliefert m Lehre, finden wir die Jahrhunderte hindurch in den verschiedenen Ländern. Jene wurden fast überall, wo sich Irden niedergelassen hatten, von Gemeinden oder Vereinen errichtet, diese entstanden an Orten, in denen Gelehrte ü bten, um die sich lernbegierige Jünger scharten, die oft weit herkamen.
Welche Bedeutung der unteren Stufe beigemessen wurde, zeigt das klassische Wort eines palästinensischen Schrift- gelehrten des 3. Jahrhunderts n. Ehr.: Die Welt besteht nur durch den Hauch dei> Mundes der Kinder des Lehrhauses. Auf dieser Stufe, dei en Hauptaufgabe war, den Kindern die Fähigkeit beizubringen, dereinst aus dem Urquell ihrer Religion selbst zu schöpfen, lernten die Kinder vor allem lesen. Daran schloß sich — ohne genügende grammatische Vorbereitung — die lebersetzung des Pentateuchs (und zwar zuerst des 3. B. Moses, damit, wie es hieß, die Reinen sich
* Au» „Die Lehrien de» Judentum»", E. «. Schwetschke &- Söhn.
III. Teil. Berlin.
zuerst, mit dem Reinen beschäftigen) in die Landesfprache (in Palästina ins Aramäische) ...
Daß die Kinder auch im Schreibeil unterrichtet wurden, kann daraus geschlossen werden, daß in der Bibel die Verbreitung der Schreibkunst vorausgesetzt wird. Der sicherste Beweis dafür ist — um von andern^Stellen abzusehen — das auf die im Eingang erwähnten, sätze des 5. B. Moses folgende Gebot: „Und du sollst sie schreiben an die Pfosten deines .Hauses und an deine Tore" (v. !>). So waren die Kinder vor der geistigen Armut der Analphabeten schon im Altertum bewahrt.
Auf den Unterricht in der Bibel folgte a»ißer der Ueber- setznng der Gebete noch auf dieser Stufe der in der Mischna, d. h. in den mündlich tradierten — zumeist den gesetzlichen Stofs betreffenden — Lehrsätzen, deren Sammlung um, 200 erfolgte. Die Sätze wurden vom Lehrer vor- und vom Schüler, bis sie eingeprägt waren, nachgesprochen.
(yanz anders gestaltete sich der Unterricht auf der Oberstufe, die die Knaben im Alter von 15 Jahreit betraten. Hier war die denkanregende dialogische Lehrform von selbst gegeben. Tenn die Schüler wurden hier in das weite, weite Gebiet des Talmuds eingefiihrt, d. h. der Diskussionen über die Lehrsätze der Mischna, deren Erläuterungen und Quellen, Begründung, Erweiterring und Anwendung aufs Leben. Solche Diskussionen wurden vom 3. Jahrhundert n. Ehr. an auch in Babylonien geführt, wo ihr Abschluß (der babylonische Talmud) um 500 erfolgte, während die palästinensischen Diskussionen — der fälschlich so genannte jerufa- lemische Talmud — schon tun 375 abgeschlossen waren.
Der Talmud eifthielt aber neben und unter den Disputationen über die gesetzlichcit Bestimmungen (dieHalacha). die den Verstand in Anspruch nahmen, eine unendliche Fülle von Erzählungen. Sagen, Legenden und Sinnsprüchen, die der Phantasie - reiche Nahrung boten und auf das Gemüt wirkten.
Auf der Oberstufe war der Unterricht tinentgeltlich. Hier galt wie für diese Studien überhaupt das Wort von Hillel: Mache sie (die Thora) nicht zu einer Krone, damit groß zu tu», und nicht zu einem Spaten, damit zu graben. Die Lehrer lebten von ihrer getverblichen Tätigkeit, die sie neben dem Studium betrieben. Waren doch viele geistige Führer, deren Aussprüche uns in der Mischna und dem Talmud erhalten sind, -Handwerker.
Atich im Mittelalter finden ivir mannigfache pädagogische und didaktische Fingerzeige. Vor allem sind hier die von Maimonides (1135 bis 1204) in seiner Mischna thora, dem Kodex des gesamten Lehrmhalts des Judentums, systematisch geordneten, dem Talmud entnommenen Aussprüche zu nennen. Sodann finden wir solche Weifttngen in einer Reihe von sogenannten Sittenbüchern und andern Schriftstücken, besonders von letzten Willensäußerungen, die gute i Lehren fiir die Kinder enthalten. Von den Sittenbüchern "
IW Gt*. (cKtkWmm
T XommadB-6*sd
Dtodo-A. Viktoria«*™»« 20 — Hm
Amerikas bester Lautsprecher:
Crossley Supper Musicono ein ge troffen! o«.
V J Xcmmaadä-Sfsdlsdttfl “
, 1 - Dresdens Radio-Spezialgeschäft Dresden- a. ,
KtOo 23023 ' Viktoria«*™»« 20 — FmtopitdKr 23023