207 Aller Unterricht in der Volksschule sei re¬ ligiös ! Der geneigte Leier wolle einmal über diesen all¬ gemein anerkannten Say und seine Konsequenzen Nachdenken . Aber , sagt Ihr weiter ; wer soll unser Inspektor sein ? Es > iegt in den eigenthüinlichen Verhältnissen der jüdischen Schule , neue Grundsätze am ersten auszumhren , während freilich veraltete Mißstände ebensolange in der jü¬ dischen Schule hasten . Jüdische Kreisschulvorsteher , Gebil¬ dete aus dee lüdiich ^ n Gemeinde praktische Schulmänner müssen dre Leitung der jüdischen Schule in die Hand netz - men . Ist auch anfänglich die Wahl schwierig , so wird doch durch die Selbstverwaltung der Schule die Gemeinde derselben auch günstiger , das Jnteresie wächst , und treues Berufswirken erringt den Sieg . Es ist auch in den minder fortgeschrittenen Gegenden eitle Furcht , zu wähnen , die Regierung werde nicht im Stande sein , den von ihr angestellten - Lehrer gegen Misshandlung und Verfolgung von Seiten böswilliger Schulvorstände zu schüt - ' zen . Um des de ' - Wille » , der daraus entwächst , sollten wir wenigen jüdischen Lehrer uns hüten . einestheilS das Judenthum zit verunglimpfen , auderntheils uns in Opposi¬ tion zu setzen mit der gesummten übrigen Lchrerwelk , indem wir die Geistlichen der anderen Konfession zu Schulaus - sehern verlangen , während die Lehrer dieser Konfessionen in ganz Deutschland für die „ Emaneipalion der Schule von der Kirche " mit aller Kraft agitirenl * Und die Nabbinen ? Sie bleiben auch in unserem Ealcule vorläufig außer Betracht . Wir erkennen an , daß dem Rabbiner Einfluß auf den Religionsunterricht ge¬ wahrt werden soll , und wir . glauben damit in Überein¬ stimmung mit dem grüßten Theil unserer Kollegen zu sein . Aber wer wollen doch auch nicht — und das ist wohl selbstverständlich — daß der Rabbiner als solcher Schutlnspektor werde . Auch wir verlangen : freie Schule , Beaufsichtigung durch Berufsgenossen , päda¬ gogische Leitung aller Angelegenheiten der Schule . Auch - . wir wißen recht gut , daß die pädagogische Weisheit nicht mit Löffel gegessen wird , und daß Jemano ein vorzüglicher Theologe , Prediger , Pyiloiophe und Gott weiß was noch sein kann , ohne darum auch nur eine Jota von Erziehung und Unterricht zu verstehen . Auch wir miffen die abson¬ derliche Stellung eines großen Theils der Rabbiner unserer Zeit zu würdigen . Aber dennoch find wir nicht so - - rabbinerfeindlich vernagelt ( — wir finden kein besseres Wort — ) , daß wir nicht offen und ungescheut trotz alledem und alledem sagen : wenn wir die Wahl haben nur zwi¬ schen jüdischen Geistlichen nnd christlichen , zwischen Rabbi - nen und — katholischen Pfarrern , so ziehen wir jeden¬ falls den Rabbiner dem nach der römischen Pfeife tanzen¬ den Pfaffen vor . Ein anderes Urtheil wäre dzci - ihn . Fragt den christlichen Lehrer , ob er nicht ebenso sprechen würde mit Beziehung auf seinen Geistlichen , dessen Gegner er jetzt ist . Es ist aber im Augenblick nicht hiervon die Rede , kann nicht davon die Rede sein , da ja die Rabbinen nicht OrtS - schulinfpektoren sein können . Darum ganz einfach : die öster¬ reichische Regierung war auf dem bestm Wege . Laßt der Sache ihren Lauf ! Es ist nichts verloren , keinenfalls , wenn ihr dem katholischen Seelsorger die Thüren Eurer Schulen verschließen könnt . Es wird mit der Zeit auch in Euren Gemein¬ den tüchtige Männer geben , die das Echulinspektoramt überneh¬ men können . Und — vielleicht schafft die Regierung fiir Euch ganz und g - : r die in uw ' erer Zeit vielfach angefoch - tene Ortsschnlinspettion ab und bahnt die Schulleitung durch Berussgenossen an ? ! Was aber ' für Oester - reich , gilt felbstverstündlich auch anderwärts . _ ' _ I orrespondenz . T Aus Kurhessen im Dez . 1864 . Erlauben Sie mir , in dieser , der Indischen Schule , dem jüdischen Lehre stände , ^ gewidmeten Zeitschrift die - Frage zu besprechen : Worin ' ^ st die Ursache zu suche » , daß ö ’ i - , » srael . Lehrer Oberüeisen ' s ( Kurhessens , ich rast gar nicht , oder doch nur iebrselren unddanu immer nur theilweise - a . n den betr . Konferenzen bethei - ligen ? „ Das Mittel zur äußeren um inneren Krät ' tigun ; , zur Hebung ds Lehrerstandes " find dir Lehververein e die Conferxnzen . * ) Wer sonach den geistigen Stand - punkt der Lehrer irgend einxs Bezirkes , r - inee Provinz , odrr ench eines Landes gründliche errorsch - . m will , besuche der « n Konferenzen , weil nach dem Maßstab ' der geistigen Pro¬ duktivität einer Konferenz deren Standpunkt , beziehungs¬ weise deren Leistungen für ' s Fach gemessen werden könnet . Wenn iS insbesondere Tnvenz der Lebrerconferenzen sein muß , für die gcistigeu Gesammtinie ressen des Lehre — standes das Rüthigst - : zu leisten , und es hauptsächlich 6adie der Lehrervereine ist und bleiben muß , den äußeren Jir - teressen unseres Standes Rechnung zu tragen , resp . zu denn Festigung und Sickerung möglichst mitzuwirken " , io ist < s klar , daß die Entscheidung materieller Lebensfragen zumeist Nebensache , die Entscheidung über zeitgemäße pädago¬ gische Fragen indessen Hauptsache der Konferenz ist uid bleiben muß . Letztere hat fich somit ihre Aufgabe seltst gestellt : sie soll sowohl für jüngere als ältere Lehrer en Fortbildungsmittel , eine Biloungsanstalt , der Praxis enke wachsen , sein , in welchem insonders der jüngere Lehrer auf eigenen Füßen gehen und stehen lernen muß ; fie soll d « n Unreifen zum Reiferen , den Jüngling zum Mann , und Denk * heranbilden , oder doch wenigstens dazu beitragen . Wern ich nun auch durchaus nicht läugne , ia sogar der Uebe zeugung lebe , daß dem Lehrer , einmal durch schlechte Be - mittelung und dann - durch Mangel an Zeit gewissermaßn von selbst geboten ist , auch in Konferenzen Mittel z » r äußeren Hebung seines Standes zum Gegenstände der De¬ batte zu machen , Vereinsangelegenheiten zu erledigen , ia daß hierüber ein großer Theil der dem Lehrer oft karg zn - gemessenen Zeit verstreicht , so ist und bleibt trotzdem der Hauptzweck der Lehrerconferenzen : geistige Kräftigung und Hebung des Lehrerstandes , und kann wegen Kürze der zu ver¬ wendenden karg zugnnessenen Zeit keineswegs die Behauptung Geltung erlangen , daß die Konferenz sich nur mit materiK - lert Existenzfragen beschäftigen , den wirklichen Zweck dieser Zusammenkünfte aber ignoriren müsse oder dürfe . Wer die Leistungen der Lehrerconferenzen auf derartiges , wie Hn - gedeutet , beschränkt wissen will , wer nicht den weit edle¬ ren Theil : ^ Bildung der Lehrer von der Theorie zur Praxis — zur Basis derselben wählt , der wird in wenig Jah¬ ren weder Bafir noch corpus mehr gewahren , indem oie Konferenzen , der Theilnchmer ermangelnd , sich bald auflößen müssen . Ein Beweis für die Wahrheit des Gesagten bte - • ) Und feit Presse ; die überall hindrtngenden Organ « der Lebrler - Welt . ( Sied . ) |