Svitc 2 JÜDISCHES GEMEINDEBLATT FÜR DAS GEBIET DER RHEINPFALZ ' Nr. 9
Parole „Hagalila»Frlösung des Bodens in Obergaliläa" ausgegeben haben, so besteht unsere notwendige Verpflichtung und Treue, durch eigene Opfer beizutragen, damit Galiläa jüdisch, und dadurch ErC2 Jisrael größer wird.
IV
Der keren kajemeth Lejisracl hat die Möglichkeit mehrere hun* derttausend Dunam Boden in Obcrgatiläa zu erwerben.
Diese kolonisatorischen Vorhaben sind in eine Reihe :u stellen, mit jener grandiosen Besiedlung des Emek Jesreel.. Sie sind aber nur durchführbar, wenn dem Keren Kajemeth Lejisrael, von allen Juden der Welt, hierfür die dazu erforderlichen Mittel zur Ver» fügung gestellt werden.
In diesen Wochen ist eine neue Zertifikats»Quote für die Ein» Wanderung nach Palästina ausgegeben worden. Auf der vor kurzem in Berlin stattgefundenen Tagung der Zionistischen Vereinigung für Deutschland hat Artur Ruppin, der seit drei Jahrzehnten das Kolonisationswerk in Erez Jisrael leitet, die Möglichkeiten, die sich durch diese Schedulc für die Einwanderung eröffnen, im Zu»
sammenhang mit dem Beginn der neuen Siedlungstätigkeit des Keren Kajemeth Lejisrael, als den „Beginn neuen Aufstiegs" bezeichnet.
V
Noch niemals wurde uns Juden ein Geschenk gemacht. Die Geschichte wirft uns nichts in den Schoß. In unsere eigene, solidari« sehe, nationale Selbsthilfe allein ist es gestellt, ob wir die Chance, die uns mit der Kolonisation in Obergaliläa eröffnet wird, voll auszunutzen in der Lage sind.
Es wurde schon einmal gesagt: Wir Juden in Deutschland) müssen erkennen, daß uns, denen es bevorsteht, eine Gemeinschaft geschichtlicher Erinnerung zu werden, in Erez Jsrael sich die einzige Möglichkeit jüdischer Zukunftsgestaltung und Erneuerung bietet
V VI
Der Judenstaat wird so groß sein, wie Juden ihn bauen! Und wenn er ein großer und jüdischer Bau sein wird, erfüllt sich der Traum unserer Tage: „Der Judenstaat kann der archimedische Punkt für zahllose kommende jüdische Generationen werden". Dr. Max Flesch 1 .
Eine Schrift über die Juden in der Pfalz
Rcinhold Herz, der zum 100 jährigen Bestehen der jetzigen Synagoge zu Speyer eine Gedenkschrift verfaßt hatte, veröffentlichte soeben eine weitere geschichtliche Arbeit: „Die Juden in der Pfalz". (Druck und Verlag Heinrich Wildmann in Philippsburg Baden.) Der Verfasser will in seiner Schrift keine Geschichte der Juden in der Pfalz schreiben, sondern er versucht auf Grund gedruckter Quellen einige Entwicklungen besonders für das 19. Jahrhundert zu skizzieren. Dieser Versuch ist ihm in vorzüglicher Weise gelungen, obwohl er in jenem Kapitel, in wel» chem die sozialen Verhältnisse dargestellt werden, fast ausschließlich auf das spärliche Material von jüdischer Seite angewiesen war und sich der Materialbeschaffung für einen Ausbau dieser Gebiete Hemmnisse entgegengestellt hatten, die zur Begrenzung zwangen. Die Darstellung der jüdischen Gemeinschaftsarbeit konnte daher im Verhältnis zu den anderen Gebieten den Rahmen nicht über» schreiten. Dessenungeachtet vermag die neue Veröffentlichung, wie 11er: in dem Vorwort zu seiner Schrift erhofft, das Wissen über die Juden in der Pfalz zu mehren.
In dem bereits erwähnten Kapitel, das die jüdische Gemein» Schaftsarbeit In der Pfalz behandelt, geht Herz besonders, auf die so verdienstvolle Tätigkeit des Verbandes der Israelitischen Kultus» gemeinden der Pfalz ein, als den bedeutendsten Träger der jüdi» sehen Gemeinschaftsarbeit in der Pfalz. Herz hebt hervor, -daß bis zur Gründung des Verbandes im Jahre 1917 niemand als legitimer Vertreter der Juden in der Pfalz gegenüber Behörden und privaten Stellen aufgetreten und seine Interessen wahren konnte, sodaß bis zum Jahre 1917 immer wieder Schwierigkeiten allein im Verkehr mit der Behörde durch die ungelöste Kompetenzfrage entstanden und in vielen Fällen die Interessen der Juden in der Pfalz über» haupt nicht wahrgenommen wurden. Hierin brachte die Gründung des Verbandes den entscheidenden Wandel. Die Kompetenzfrage war geklärt, es gab eine legitime Vertretung der pfälzischen Juden, die ebenso die Aufgabe der Interessenwahrung als die offizieller Repräsentation erfüllte. (S. 54) Herz macht in diesem Zusammen» hange darauf aufmerksam, daß in den Jahren seit 1933 das Vor» handensein dieser Vertretung neben aller praktischen Wirksamkeit weniger für die äußere Repräsentation wichtig war, als vielmehr nach innen, wo das Bestehen dieser Gesamtorganisation der Juden in der Pfalz zu einem sie auch moralisch stärkenden Faktor wurde. In wie mustergültiger Weise der Verband Kultus und Unterricht fördert, wird dem Leser der Hcrzschen Schrift in große Lebens» nähe gerückt. Der Verfasser hebt hervor, daß viele kleingemeinden nicht mehr in der Lage waren, Synagoge und Friedhof instand zu halten, daß daher in jenen Gemeinden der Verband die Synagogen herrichten ließ und für die Erhaltung eines würdigen Zustandes sorgte. Herz erwähnt auch, daß der Verband sich auch jener klein» emeinden annahm, in denen kein Minjan an den Sabbaten zustande am, daß er durch Zusammenlegung des Gottesdienstes in mehreren kleingcmcindcn dafür Sorge trug, daß alle pfälzischen Juden am sabbatlichen Gottesdienst teilnehmen können. Auch die finan» ziellen Zuschüsse zur Beamtenbcsoldung von Seiten des Verbandes führt die Herzschc Schrift an. Durch sie wird die Aufrcchterhaltung
l
des Gottesdienstes in einer Reihe von kleineren Gemeinden ermög* licht. In den kleineren Gemeinden ist, wie Herz darlegt, der Ver* band auch der Träger des Religionsunterrichtes und hat dafür Sorge getragen, daß auch da, wo sich nur ein einziges jüdisches Schulkind in einer entlegenen Kleingemeinde befindet, der nächste, jüdische Lehrer ihm Religionsunterricht erteilt. Auch die jüngste Zeit berücksichtigt Herz und weist darauf hin, daß seit 1933 der Verband bestrebt ist, im Interesse einer Förderung der Wanderungs» fähigkeit an den jüdischen Volksschulen und Sonderklassen der Pfalz eine moderne .Fremdsprache (Englisch,) zusätzlich unter' richten zu lassen. Auch die Sozialarbeit des Verbandes, die der grundlegende Wandel in den sozialen Verhältnissen der Juden in der Pfalz notwendig machte, schildert Herz sehr eingehend, nennt hier vor allem die Wohlfahrtsstelle des Verbandes, die von Land' gcrichtsrat Dr. Rosenberg geleitet wird. Was zur Stützung der in der Pfalz lebenden Juden vom Verbände getan, wurde, was z. B. der Verband für allgemeine Wohlfahrt, Jugendwohlfahrt und Gesundheitsfürsorge aufwendet, was von der im Jahre 1934 gegrün' deten, der Zentralstelle für jüdische Darlehenskassen angeschlos»' senen Darlehenskasse für die Pfalz, einem sehr wichtigen Instrument der Wirtschaftshilfe, geleistet wird, wie der Verband auch die Jü> dische Winterhilfe, 'deren 'Leitung er übernommen, betreut, all dies wird von Herz sehr anschaulich geschildert und durch genaue Zahlen illustriert. Herz zeigt auch, wie der Verband auch auf dem Gebiete der Berufsausbildung und »Umschichtung der alleinige Träger der Arbeit ist.
In dem Anhange zum 1. Teile „Zur Geschichte der Juden in der Pfalz" macht Herz auch auf eine Reihe hervorragender Person» lichkeiten aufmerksam, welche die Judenheit im pfälzischen Raum hervorgebracht hat. Es werden hier zunächst jüdische Gelehrte des alten Speyer genannt. Ich möchte ergänzen, was Herz hier aus» führt: Um 1115 wurde; in Speyer R..Samuel der Frbmme ben Kalo» nymos ben Isaak geboren, der in Speyer ein Lehrhaus leitete, trotz 1 seiner Beschäftigung mit der Halacha (er wurde auf diesem Gebiete als Autorität angesehen) der Mystik sich zuwandte und zum Be» gründer dieser Richtung unter den Juden in Deutschland wurde, auch bei seiner Beschäftigung mit der talmudischen Literatur seine eigenen Wege ging. Er widmete sich nämlich im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, die sich aüf die Erklärung des Talmuds beschränkten, auch der Erforschung seiner Quellen, wie der tanaitischen Midra» schim. Zu dem Hinweise auf Kommerzienrat Albert Jo'seph, dessen große Verdienste um Gründung des Verbandes im Jahre 191,7 und um Leitung dieser Organisation seit jener Zeit hervorgehoben wer' den, möchte ich noch ergänzend erwähnen, daß die Verehrung und .Tlochschätzung, deren Kommerzienrat Joseph im pfälzischen Juden* tum sich erfreut, an seinem 70. Geburtstage (am 20. Januar 1936) ihren beredten Ausdruck fanden in der wohltätigen Stiftung, welche die pfälzischen Gemeinden auf seinen Namen lautend errichtet) haben, in der Festnummer (Rundschreiben 5 des Bezirksrabbinats Landau), die aus diesem Anlaß erschien, sowie in der Verleihung des Chower<Titels durch mich im Namen des pfälzischen Rabbinats.
Rabbiner Dr. Ernst Stecke lmache r»Ludwigshafen/Rh.
Aus dem Reich. >
Bibliothekare.
L'm einen Ucbcrblick über die vorhandenen Kräfte zu ge» Winnen, bittet die Mittelstellc für jüdische Erwachsenenbildung in Frankfurt a. M.«Ginnheim, Fuchshohl 67, die für den Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken oder an Volksbüchereien ausge« bildeten Bibliothekare und Bibliothekarinnen um Meldung unter Beifügung eines Lebenslaufes bis zum 10. Mai ds. Js.
Jüdische Jugendhilfe.
Zur Schulentlassung sind zwei Merkblätter der Jüdischen Ju» gendhilfe erschienen: „Der fWcg zur Jugcndalijah" 2. „Berufs»
ausbildungsstättcn für Jüdische Jugendliche". Diese Merkblätter sind zu beziehen bei der Jüdischen Jugendhilfe, Berlin»Charlotten' bürg, Kantstr. 158, Nebeneingang, Gtn. II.
Aus der „Jüdischen Rundschau" vom 26. April, Nr. 33, ent' nehmen wir folgendes:
Verordnung gegen die Tarnung jüdischer Gewerbebetriebe- Auf Grund der Verordnung zur Durchführung des Vierjahres' planes vom 18. Oktober 1936 hat der Beauftragte für den Vier* jahfcsplan unter dem Datum des 22. April folgende „Verordnung gegen die Unterstützung der Tarnung jüdischer Gewerbebetriebe" erlassen:
„Ein deutscher Staatsangehöriger, der aus gemeinnützigen Be' weggründen dabei mitwirkt, den jüdischen Charakter eines Ge»