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Himmlischer Vater und von Lns Evolution, Elan vital, Lebenskraft oder sonstwie genannt wird (S. 118)."

Das Gcheimnis der Erfolge des Paulus erklärt er dadurch, daß bis auf den heutigen Tag das Paulinische Christentum einePrämie für Sünd- hatftigkeit" bedeutet (S. 117). Indem Paulus die Lehren Jesus fallen ließ, und zu Johannes dem Täufer zurückkehrtc, folgte erder Linie des ge­ringsten Widerstandes," da es leichter war, Heiden als Juden zu bekehren (2. 112). Man kann eben leichter Neger zu Christen machen als Moham- mckaner und Juden (19).

Galliger Spott spricht aus Shaw, wenn er das Abendmahl mit dem Glauben vergleicht, daß man d urch Essen eines Beefsteaks Kraft und Mut eines Bullen erlangen kann (2. 25). Die Ver­tröstung auf das Jenseits ist ihm nur eine diplo­matische Versprechung, mit der ein Herrscher die Armen vom Aufruhr abhält und die Laster haften ängstet (S. 27). Jesus wurde wegen der Blasphemie, ein Gott zu sein, hingerichtetwir würden ihn heute als Geisteskranken behandeln" (S. 16).

Ich glaube, daß diese Zusammenstellung von zu ( meist wörtlichen Anführungen aus dem Buche genügt, um zu einem Urteil über seinen Inhalt zu gelangen. Satire u nd Sarkasmus haben ihr Le­bensrecht, aber auch chre Grenze. Hier offenbart sich ein großer Mangel an innerer Ehrfurcht, eine solche Selbstberauschung am witzigen Wortspiel daß diese Grenze weit überschritten ist. Shaw weiß bei sich, daß er nicht nur lästert, sondern daß er lügt. Es fehlt ihm jede Kenntnis der Werte, die er beurteilt, und damit das sittliche Recht zu sei­nem Urteil. Wer sich chrlich in einen problemati­schen Stoff hineingearbeitet und zu einem ableh­nenden Urteil gelangt, ist spruchberechtigt. Wer aber eine kaum schülechafte Kenntnis von einem Problem besitzt und trotzdem wagt, mit der Miene des Wissenden sein Urteil zu fällen, der ist vor dem Richterstuhl aller anständig Denkenden ge­richtet. Shaw mag ein Witzbold sein, ein ge­wandter Bühnentechniker, ein geistreicher Causeur, in Sachen und Fragen der Religion ist er ein seichter Schwätzer und, was noch schlimmer ist, ein unwahrhaftiger Mensch.Geht heilig um mit dem Heiligen!"

Aus dem Schriftschatz der Bibel.

E, chajji«.

Ein Baum, der Leben spendet, ist sein Wort Für jeden, der getreulich zu ihm hält;

Wer in der Lehre findet seinen Hort,

Der ist beglückt und stark in dieser Welt.

Ein Weg der Schönheit ist der Weg zu chr. Und Friede ist des Weges Ziel und Zier.

O führe uns zu Dir, o Gott zurück

Wir wollen heim zu Dir, zu unserm Teil,

O lasse uns erleben neues Hell,

Indem Du uns erneust das alte Glück!

Wefchomru.

Zum ewigen Gedenken an mein Walten Sollt ihr in aller Zeit den Sabbath halten Als Bundeszeichen wie ein köstlich Gut!

Ein jtt>er Sabbath kette euch aufs neue An mich als Sinnbild immer neuer Treue, Erinnernd euch, wie einst mein göttlich Werde Ins Dasein rief den Himmel und die Erde Und wie am Sabbathtage ich geruht.

Was muß der gebildete Jude vom Talmud wissen?

Von Dr. Beermann-Heilbronn.

Ein rechter Landschaftsmaler gibt nicht von dem ^ Stücke Natur, das er darstellen wlll, Blatt für Blatt ode; Stein für Stein mit photographi­scher Treue'wieder, sondern er ringt danach, gleich., sam die Seele seines künstlerischen Vorwurfs ju" uns reden zu lassen: die Wucht der Felsen, die Weite des Meeres, die Weihe des Waldes. Ein Stück vom Seelentum des Talmuds, von dem Geiste und dem Stimmungsgehalt, der in diesem wichtigen Denkmal der jüdischen Religionsgeschichte waltet, soll in folgenden Zeilen zum Ausdruck ge­langen. Wäre der Talmud ein Buch von einer be­stimmten Persönlichkeit geschaffen, so wäre es im­merhin leichter, sein geistiges Gesicht abzukonter- seien, als es geschehen kann bei Würdigung der Tatsache, daß der Talmud ein Archiv ist, an dem Tausende gearbeitet haben, und das fast ein Jahrtausend leidenschaftlichen Ringens um Heraus­prägung religiöser Eigenart umfaßt.'

An der Wiege seiner Entwicklung stehen die Pharisäer, jene Virtuosen der nachexilischen jü­dischen Frömmigkeit, die, meistens in einer heid­nischen Welt mit ihren starken Kultureinflüssen, den Gottesglauben und die Sittlichkeitslehre Is­raels sicher stellen wollten. Man darf sie nicht durch die neutestamentliche Brille anschen und sie als Heuchler und Scheinheilige betrachten. Sie bekämpftn leidenschaftlich die in den neutestament- lichen Schriften, vorgenommene Versinnlichung des Gottgedankens und wurden darum von denBeken- nern des Gottmenschen Christus mit glutvollem Hasse befehdet. Sie haben in ihrer religiösen Schöp­ferkraft die Idee des allgemeinen Priestertums durchgesührt, jedes Haus zu einem Heiligtum, jeden Tisch zu einem Altar geweiht und durch die ge­setzliche Regelung aller Lebensäußerungen starke Bindungen geschaffen, die das Judentum vor Zer­setzung und Verheidnischung schützten und eine tiesfromme Gottbczogenheit und ideale Weche dem ganzen Dasein gaben. Sie haben in den Synago­gen und Lehrhäusern eine bildlose geistige Gottes­verehrung ausgebildet und der Menschheit ver- mittelt.