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15. Jahrgang

Düsseldorf, den 1. Oktober 1929

Nummer 10

Religion, Wirtschaft und Gesellschaft, von

Aus dem Inhalt" 7 l a i,, F. ei i rla £ v °v F , nU Reinhard . Dasburg. -

i» t i \ L t | We, " safl ' Bcr ! n - - Erfüllung und Erwartung, von Gustav LöfHer, Frankfurt a. M. - Unsere

alastmn-Aktionvon Di. II.-ihn, Bnen. - K.Mu-ipImu. Eröffnung vn Ferri-BeratTOgeetellen von Dr. Artttr Reicben- 1m ' . .J" ter " n * 10 ' u,l 1 L ' tonmtotM* von J. Raphael, Beokän i. W. - Aus dem Uten <l.-s Verbandes. Stell.-nv,., -

iiuuliin-snotliilfc. Mitteilungen der Verbnndaleitting. Die Jtmggrdppen. Pretoatwechrcibea Adreasenfiadeningen

und NeogrünctangetL Glückwunsch-Ablösungen. Anzeigen.

Werktag und Feiertag

von Fritz Reinhard. Duisburg

Sechs Tage sollst Du arbeiten und all Dein Werk tun, aber der Siebente, der Sabbat, ein Ruhetag sei er Dir." So ist der Rhythmus unseres Lebens eingeteilt, sechs Tage ge­hören Deinem Tagewerk, gehören dieser Welt, der Siebente gehört Dir selber. Deinem Gott. Nicht sollst Du Tagewerk tun an ihm: Ruhetag, schöpferische Pause sei er Dir. Los­gelöst seist Du von den Nöten und Sorgen derkleinen" Well. Aufgehe Dein Geist in der unendlichen Welt Gottes. \icht aber kann es Sinn dieser schöpferischen Pause sein, daß mit ihrem Ende eine Caesur in Deine Zeit komme, da Ii 'mit ihrem Ende alles um Dich versinke; nein, gleich der Sonne, deren Licht Dich auch dann umflutet, wenn der Himmel bedeckt ist, sollst Du vom feiertäglichen Geist etwas mit hinübernehmen in die Welt des Alltags. Du mußt heute Dein Werk unter Umständen tun, von denen Du weißt, daß sie nicht Deinem Wollen und Deinem Willen entsprechen, aber Du weißt, daß Dir in dieser Welt der kapitalistischen Wirt­schaftsordnung nichts anderes bleibt. Aber es geht nicht an, daß Du die Welt für Dich in zwei Sphären teilst, die nichts miteinander gemein haben: in eine Welt des Alltags, des Berufs, und in eine Welt, die Du Dir selber im stillen Kämmerlein des eigenen Herzens aufrichten magst, eine Welt, die Deinem tiefsten Sehnen entspricht. Und es geht nicht an, daß Du, um Dich selber zu beruhigen, Dir sagst, diese A elt, die entspricht mir, das bin ich wirklich; das andere, l muß ich tun, daß bin ich ja gar nicht. Nein, das geht nicht an, daß Du so denkst, und Du hast den Sinn der feier­lich schöpferischen Paus« schlecht begriffen, wenn Du so nkst. Du mußt erkennen, daß Du als Jude nichts anderes . als ein Glied in jener unendlich langen Kette von Gene­rationen, die aus Urzeiten her bis zu Dir geführt und die in die Unendlichkeit über Dich hinweg weitergehen wird; In Dir lebt all das Leid, das Deine Väter erlitten, aber auch all ihr Großes und Freudiges, das sie erfahren haben. Von Dir selber, das mußt Du in Deinen feiertäglichen Stunden er­kennen, gehen ständig Ströme von Kräften aus, die zutiefst in Deinem Judensein wurzeln. , Daß diese Kräfte während Deiner Arbeitstage und Arbeitsstunden nicht stillstehen, ist klar, und daraus mußt Du erkennen, daß Du eine Aufgabe im Alltag hast. Judentum hat niemals geglaubt oder erlebt sein wollen, Judentum hat immer die Tendenz der Verwirk­lichung gehabt, Judentum will immer gelebt sein. Du weißt, daß Du heute in vielem dies nicht kannst, besonders was Deinen Alltag, Deinen Beruf, Deinen Erwerb angeht, aber es gibt auch vieles, was Dir zu tun bleibt. Und die Ver­heißung Deines Judentums gibt Dir die Gewißheit, daß diese

Zeit des Heute einmal einer Zeit des absoluten Seins Platz machen wird. Dein Herz und Dein Sehnen sagen Dir, daß eine Zeit kommen wird und muß, die dem Menschen 'dealere und bessere Lebensmöglichkeiten bietet. Und wenn Du auch weißt, daß Deine Augen diese Zeit der Vollendung nie schauen werden, so .gibt es doch darüber hinaus eine Ver­antwortung den kommenden Generationen gegenüber;- und selber die erste Stufe eines neuen Aufstiegs -au sein ist eine Aufgabe, um die es sich immer wieder und wieder verlohnt, hinzugehen und von neuem an der Vollendung Deiner selbst und darüber hinaus an der Vollendung Deiner Zeit zu arbeiten. Gewiß, die Aufgabe ist schwer, und es mag im Hinblick auf die heutige Zeit fast vermessen scheinen, von einer solchen Aufgabe zu reden. Wenn Du aber diu schöpferischen Ruhe­stunden des Feiertags und des Sabbats zu benutzen weißt, um zu Dir selber Einkehr zu halten, so wirst Du immer wieder Kraft finden. Deine Aufgabe zu erkennen und zu tun. Und diese Deine Aufgabe wird Dein Tagwerk adeln, sie wird Dich lehren, daß Deinem Werk der Sinn innewohnt, es im Licht Deiner Aufgabe zu tun. Kein Tagwerk ist zu gering dazu. Eine alte Legende sagt von einem Schuhflicker, daß er mit jedem Stich seiner Ahle Gott mit der' Schechinah verband. Und so kann jedes Tun, wenn es im Hinblick auf Deine Ewig­keitsäufgabe getan wird, durchblutet werden von jenem feier­lichen Geiste, den Du in jenen stillen Stunden der Einkehr als Dein ureigenstes Wesen erkennst. Dann magst Du auch erkennen, daß, so unumgänglich es auch ist, Dein Tagewerk zu tun, es darüber etwas gibt.- was Dich und Dein Werk zu adeln vermag; etwas, das jenseits dieser Welt der Dinge liegt, und ich weiß Dir das nicht besser zu sagen, als jener alte Rabbi, der seiner Gemeinde sagte: Tn Rußland ist ein Zar, der sagt von sich, daß er der Größte sei, in Deutschland und in Oesterreich sind zwei Kaiser, die sagen das gleiche. Ich aber sage euch: Jisgadal wejiskadasch sch'meh rabbo!

Religion, Wirtschaft und Gesellschaft

uon Joseph weinsatt. Berlin

Diese Ausführungen gingen uns schon Anfang des Jahres zu, konnten aber bisher wegen Raum­mangels nicht veröffentlicht werden.

Die Schriftleitung.

. Dem aufmerksamen Beobachter kann es nicht entgehen, daß eine religiöse Vertrauenskrise durch weite Schichten geht, zu deren Behebung die alten und bewährten Mittel und Wege versagen. Der Glaube an die Botschaft, daß Religion dai

Absolute, das die Lebensbedingungen der Geschlechter Ueber-