£Rhtooxeroi giifuthea« und dem Urschuldentier. dem grauge- sprenkelten RiesendalleS

ES kam zu hitzigen Auseinandersetzungen auf beiden Seiten, eS blieb nicht bei einem Streite unter den Gelehrten: die ganze Bevölkerung machte die Sach« zur ihrigen- Nicht mehr Antisemiten und Juden nannten sich die feindlichen Lager: hier Affl hier Rhinozeros! lautete die Losung zum Kampfe. Die Borzüge der Affen an List und Gewandtheit machten die Rhinozerosse wett durch Ingrimm und Stärke- Alles verlangte nach einer öffentlichen DiSvutation und Entscheidung. Ahiwardt versprach daS entlarvte Canailleuse nebst dem Ur-Aron iu einer halben Million Exemplaren vorzuführen. Als aber der Tag seines Ruhmes hcreinbra^, machte ihm sein hinterlistiger Gegner einen Polypen in die Nase- An seiner Statt wurde der in- grimmige Rabbi Langnes' Schnubvrl seinem Volke erweckt. Dieser begann feine Rede: ״Unter hundert Antisemiten sind neunund- neunzig Ochsen und einer ist ein Lump . . Sofort verlangte unser erhabener Herrscher Christian Schlaume, welcher persönlich die Versammlung leitete, daß diese unerhörte Beleidigung zurück- genommen werde- Da sich aber der Redner weigerte, rief der König zornentbrannt: ״Auf den Scheiterhaufen mit Langncs'! Scharen triumvhirender Antisemiten umstanden den Holzstoß, der Frevler blieb unerschütterlich- Die üdcrrirdische Glut des Märtyrers leuchtete auS seinen Augen, aus seinem letzten irdischen Gange hörte man den Rabbi Langncs' Schnubdel ununterbrochen nach der Molodie der Jubelouverture singen: .,Neunundneunzig Ochsen und der Eine ist ein Lump!" Vergeblich redete ihm der Waihbischof Kohn ins Gewissen. Erst als die Flammen an dem Fanatiker in die Höhe schlugen und in dem furchtbaren Augen- blicke, da schon Seele und Nase von einander scheiden wollten, da wurde seine teuflische Bosheit gebrochen, und durch den Qualm und die Gluten drang seine kreischende Stimme: Ich w i d e r - rufe eS ist umgekehrt: Neunundneunzig find Lumpen unter euch und Einer ist ein O ch S !

So weiß König Christian Schlaume die Ordnung und die öffentliche Ruhe wieder herzustcllen-

Durch seine weisen Maßnahmen, die sich alle europäischen Staaten zum Muster nehmen sollten, ist die Annäherung zwischen Len feindliche» BeoölkerungSkreisen inKomusten bereits weit vor- geschritten. Einem allerdings nicht ofsiziösen Berichte zufolge soll jüngsthin sogar in einem Wiener Kaffe ein Christ gesehen worden sein-

Die Eintracht in religiösen Dingen ist bei uns so groß, Laß neulich ein katholischer Adln- der Frau eines evangelischen . Pfarrers in der Synagoge einen Kuß gegeben hat.

Nächste Woche wird die soziale Frage gelöst.

E» lebe unser König Christian Aristide- Schlaume der Gerechte! _

Berichte und Eorrespouvenzeu.

Deutschland.

Magdebnrg» 15. Januar. (Antisemitismus in der Schule.) Nachdem der Reichskanzler Gras Caprivi, Mitglied de» preußischeu Staatsministeriums, kürzlich im Reichstage von dem Antisemitismus ungefähr gesagt, er sei die Borfrucht der Sozialdemokratie, wird folgend« Mitteilung der ^Preuß. Lehrerzeitung" ein erhöhtes Interesse haben:

Bon der königl. Regierung zu Bromberg find an Schulen ihre» Bezirks Bücher für die Schulbibliotheten verteilt worden. Neben andern wertvollen Jugendschriften befindet sich darunter Glaubrecht» (Oeser): ״Da» Bolk und seine Treiber" (Stuttgart. Sundert. 1. M), rin Buch voll antisemiischer Hetzereien. In der Einleitung sagt der Verfasser: ״Und noch ein», mein lieber Leser, e» giebt noch eine Wunde im BolkSleben, Aber die klagt alle Welt, und nur wenige suchen sie zu heilen da» Urbel ist, daß ich e« kur- sage, di« Judenkrankheit, schlimmer als Hiob» Aussatz und in» deutsche Bolk gekommen durch den Schlaugenstich. Die Schlange aber, da» fremd: Gewürm, ist da» envolk." Am Schluß heißt e»: »Und die Moral von der

Geschichte? Der deutsche Bauer ist der glücklichste Mensch auf Erden, wenn er Gott fürchtet, die Sünde meldet unv den Juden au» dem Wege geht." Der Lehrer soll sich von Agitationen fern- halten. Treibt dieses Buch keine? Hier die Schlagwörter de» AntisemitiSr.ius: ״Um de« Geldes willen, da»die Juden den Christen abgeschwtndelt und abgestöhlen hatten". »Wahrscheinlich hak ihm der I tz i g die Gurgel geschmiert" ״Krallen eines erbarmungslosen Juden" - ״Hungrige- Raubtier" ״Blutegel" ״So ein I u d e ist wie ein hungriger Hund, er geht nicht". Wird das Gift des Antisemitismus durch solches Buch nicht weiter verbreitet, als durch die schönste antisemitische Hetzrede? Direkt an die Kinder wendet sich der Verfasser durch das geschilderte Jtzig-Spiei: ״ und die Kinder nicht sollen daS Jtzig-Spiel spielen, wo das, welche» den Juden vorstcllt, stets mit einer Ziege am Strick davongeht und womöglich mit einem Sack voll Hausrat oder Lebensmittel auf dem Rücken Dann muß ein Mädchen die weinende oder schellende Frau oder beides zusammen vorstellen, und der Jude ruft die Nachbarn zu Zeugen an, sich zu merken, wie die Liese oder die Margaret ihn geheißen. Und den Schluß des Trauerspiels macht dann des Juden Geschrei: ״Bezahl erst, was Tu mir bist schuldig, und dann halt Dein Maul- Ehrliche Leute bringen um ihr sauer Stück Brot, ist Sünd' vor Gott!" Weshalb sollten die Kinder dir» neue Spiel nicht auch versuchen! Und dabei stehend denke man sich ein jüdisches Kind derselben Schule! Darf der Lehrer in solchem Falle die Verspottung der Andersgläubigen strusen? Er hat ja.^ Spiel gewissermaßen selbst gelehrt. Die Beweise sprechen für sich» jedes Wort ist überflüssig- Aber eine königliche Regierung sollte auch nicht ein Buch ohne genaue Prüfung den Schulen schenken "

Die ״Preußische Lehrer-Zeitung" hat Recht. Es ist nunmehr Sache desKul tuSministeriu » 1 S. die Entfernung des die jugendlichen Gemü.er mit dem Gift des Antisemitismus infizirende» Buches aus den Schülerbibliothcken schleunigst zu veranlassen. Daß die ״Kceuzzeit." für Beibehaltung des Buches eintritt, ist selbstverständlich, aber kein Unbeiangener wird ihr beistiminen.

Loblenz» 15. Januar. (Bon, antisemitischen Sch au platze.) Es geschehen doch noch Wunder! Am 25 Novemb.r 1893 hat der ReichstagSabgcordneie B öckel seine unanlisemit-sche Juugsernreo.׳ gehalten. M in denke: Böckel sprach ca. 29 Zeilen, unterbräche., durch einen OrdningSrus de- Herrn Präsidenten, ohne den Name., ״Jude" in den Mund zu nehmen da- ist 1 »erklärlich. Aber diese- Mirakel wurde noch übertroffen, denn als vor einigen Tagen die Abänderung der Konkursordnung zur Discussion stand, ließen sich jene ehrenwerten Männer Dteje piece de resist&nce ihrer H-tzmiltel entgehen, ohne überhaupt da» Wort zu er- greifen daS gab zu denken. Sind die Herren stumm ge- worden, oder ״schweigen sie Trauer'׳, weil ihr Obermameluck plötzenseekrank ist? Hat da- Fehlen dieser ״Spotlgeburt von D . . . . und Feuer," von welcher der Dichter singt: ״DaS Abgeschmackteste, hier ward es geschmeckt, da» Aller- vertrackteste, hier ward eS bezweckt" ,0 lähinend auf feine Epigonen gewirkt, daß ihnen die Kinnbacken eingeftoren sind ?

Unser Bestreben, alle Wunder möglichst auf natürlichem Wege uns zu erklären, wurde aufs Herrlichste gekrönt, denn alle Blätter bringen zwei sensationelle Nachrichten, die erste, dahin lautend, daß Böckel abgenutzt ist. denn er will sich vom öffentlichen Leben zurück ziehen und Stöcker hielt ihm schon die Leichenrede mit den salbungsvollen Worten, daß dieser Rücktritt da» Nützlichste sei. was Herr Böckel m seinem ganzen Leben für den Antisemitismus gethan hat! Wie kleine Kinder deshalb gern Lehrer werden wollen, um alle erhaltenen Prügel reichlich wiedergeben zu können, so zahlt Stöcker allen erfahrenen Undank uiit Zinsen heim. ״Haust Du meinen AnlisemittSmu», so hau' ich Deinen An- tisrmitiSmuS." Wir sind wohl die Einzigen, die ihm eine aufrichtige Thräne nachweinen, den« nächst Ahlwardt war