Herrlichkeit, ich möchte Dich küssen, in Dir vergehn Oh Nacht Palästinas, Du Reine, Du Edle, Du Friedliche!

Ganz allein bin ich mit der Nacht, über mir im azurblauen Himmel hängt der schmeichelnde, milde Mond. Nur die Venus ist neben ihm zu sehen, seine getreue Begleiterin. Alle die andern Mil­liarden Sterne und Sternchen, in dieser Nacht sind sie verschwunden, verdunkelt von dem reinen klärenden Mondenlichte. Es ist ein Flim­mern, ein schwingendes wogendes Zauberstrahlen, in das alles gehüllt. Im Westen sind die Farben längst verschmolzen, vor mir liegt Jerusalem im Glitzerschoine. In der reinen Luft hebt es sich scharf vom Hintergründe ab. Da sind die Kuppeln und Türme von Synagogen, Kirchen und Moscheen; einig und schweigsam ragen sie in die Höhe!Einig"! Und ein großes Gefühl der Einigkeit mit Gott und der Welt erwacht auch in mir. Fernab liegt das grausame Leben, fernab das Elend der Menschheit, das sich doch gar nicht weit von mir hinter den Mauern dieser Stadt verbirgt. Und wie losgelöst bin ich von dem Druck der letzten schweren Jahre. Du herrliche, ge­segnete, friedliche Mondennacht! Du Nacht der dunklen Täler und glitzernden Höhen! Wie ich Dich liebe, Mondscheinnacht, zauberische, träumerische!

Da plötzlich in die Stille meiner Einsamkeit ein Getöse, krachend und polternd kommt es näher. Ein Sechsgespann Stiere unter dem Joch, einen schweren Lastwagen ziehend. Keuchend kommen die Tiere die Anhöhe herauf. Solches hat man früher nicht in Jerusalem gekannt, das hat der Krieg gebracht. Der Krieg! Nun ist das Wonne­gefühl der reinen Freude von meiner Seele wieder geschwunden. Ja, Lastwagen durchziehen täglich die Straßen Jerusalems und wirbeln den Staub fußhoch auf, und Kraftwagen rasen, auch die hat der Krieg hierher gebracht, und sie arbeiten für den Krieg. Und drüben, dorten, überall gibt es Schlachtfelder, wo ein grausamer Tod täglich tausende hinrafft. Was will ich mit meinem Glücksgefühl des Friedens? Es ist ein Schein wie die Strahlen des Mondes.

Langsam schleiche ich den Berg hinab-