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sich an des heiligen Landes Eroberung und Säuberung von heid­nischer Unkultur zu beteiligen, wie er dem ganzen Volk erscholl, daß es sich stark mache in der Übung des Guten und scsi in der Be­zwingung des Schlechten, damit das Land seine Bewohner nicht ausspeie, so ertönt auch heute der Gesamtmenschheit der Ruf: seid stark und seid fest, damit ihr, wenn ihr durch eurer Führer Kraft und Kunst in des Friedens Land eingezogen seid, dort auch glücklich werdet, seines Bodens Ertrag und seines Segens Reichtum zu ge­nießen verstehet:Seid stark und machet fest euer Herz, ihr alle, die ihr auf Gott vertrauet, die ihr auf einen baldigen Frieden, durch seine Güte gewährt, hoffet."

Für den Frieden gilt es sich zu rüsten:,, mit Lauterkeit der Gesinnung rüstet euch." Es gilt, sich vorzubereiten, daß der Frieden uns nicht nur geneigt, sondern bereit findet, Werke fortzuführen, deren Ausbau der Krieg gehindert, Werke neu zu erbauen, die der Krieg eingerissen. Es gilt weniger mit programmatischer Arbeit den Frieden zu begrüßen, als vielmehr ihn zu empfangen in rechter Gesinnung, die von selber zur Arbeit führt. Es gilt, auf belebtes Denken und bedachtes Leben, wie so schön einer unserer Pädagogen sich ausdrückt, sich einzurichten. Es gilt wieder Begeisterung zu wecken für all' die Ideale, die im Frieden galten, die der Krieg ver­drängt hat und verdrängen mußte, für eine stille, stetige, aufbauende Tätigkeit, die nicht den Sieg der Massen über die Massen auf ihr Panier geschrieben, sondern den Sieg des Einzelnen über sich selbst. Es gilt abzustreifen manche Auffassung und manche Anschauung, die des Krieges rauhes Handwerk in uns anfkommen lassen mußte. Es gilt, Sinn und Seele neu zu orientieren. Es gilt sich dessen bewußt, ganz bewußt zu werden, daß die Kriegsnotwendigkeiten, wie in der Volkswirtschaft so im Leben der Einzelnen, Zustände geschaffen haben, die sich sehr fernhaltcn von dem, was der Menschheit, von dem, was uns Ideal ist. Rühmten wir im Kriege die Straft des Städtebezwingers, so wollen wir wissen, daß über ihm steht der, welcher sich selbst bezwingt. Rühmten wir im Kriege den Mut frischen Draufgängertums, so wollen wir wissen, daß über ihm steht der Mut des Bekennens. Rühmten wir im Kriege den stoischen Gleich­mut, mit dem unsere Helden dem Tod ins Auge schauten, so wollen wir wissen, daß für uns der Gedanke, daß wir vergänglich sind, stets neuer Antrieb zu kritischster Selbstprttfung sein muß. Wir wollen wissen, daß Vieles ,was der Krieg mit sich brachte, groß und schön und edel war und bleibt, aber eben nicht alles. Das Gute, das der Krieg gebracht, wollen wir annehmen, aber das Schlechte, das er auch im Gefolge hatte, wollen wir nicht annehmen.

Der Krieg machte eine körperliche Ertüchtigung der Heranwach­senden Jugend erforderlich. Im Frieden muß man sich auch wieder mehr zuwenden der Stählung und Ertüchtigung ihres Charakters, denn der echte Charakter hat ohnehin schon die Verweichlichung und