Gegründet von Dr. Wilhelm (Seev) Freyhan
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INbPia »N21> 1U1N MITTEILLUNGEN No. 33
DES VERBANDES EHEMALIGER BRESLAUER UND
IN ISRAEL E.V.
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A-^yn npa April 1973
SCHLESIER
Actions-Comite: Dr. Lilli Berg-Platau, Benno Cohn, M.dX. N. Heimann, Erich Lewin, Max Lopatka, R. Löwenberg,
Dr. Prager, M. Pick, J. Sachs, M. Schmerel-Hofsteln.
Briefadresse: Erich Lewin, Ramat-Gan, Mazadastr. 27. Tel. 749754 Vorsitzender ERNST TAUBER
Dr. JOMTOV LUDWIG BATO .
Die ressach
i.
Gleichzeitig mit dem Pessachfeste hält der Lenz seinen Einzug und die betäubende, frische Frühlingsluft erquickt die Herzen. Das Volk freut sich auf das Herannahen des Festes, wiewohl dieses viel Vorbereitung erheischt. Es geht dabei nicht nur um das gründliche Reinemachen im Hause und um die Umstellung der Wirtschaft auf Ungeäuertes, sondern auch um die Pflicht des jüdischen Menschen, die er den Bedürftigen gegenüber zu erfüllen hat, will er sich ruhigen Herzens an den Sedertisch setzen.
Aus 1 siebzig Ländern der Diaspora sind wir in Erez Jisrael zusammengeströmt, die meisten brachten alte Überlieferungen mit sich, die durchaus nicht in allem mit einander übereinstimmen. Aber Pessach bringt uns alle auf einen gemeinsamen Nenner ein kleines Büchlein, ohne das es keinen Sederabend gibt: die Haggada.
Was ist die Haggada? Ein Schmuckkästchen der jüdischen Volksseele. Es gibt in ihr in reicher Auswahl Erzählungen, Betrachtungen und Geschichtsphilosophie, Dankpsalmen u. Gebete, Volks lieder und Versrätsel. Kein Volk auf Erden hat eine ähnliche Schrift, aber auch das jüdische Volk selbst besitzt — auser der Bibel — kein anderes Buch, das auch nur annäherend so volkstümlich wäre und das die Jahrtausende so frisch und froh überlebt hätte wie diese Pessach-Haggada. Es besteht kein Zweifel darüber, dass im 3. Jahrhundert vor der gewöhnlichen Zeitrechnung, also um die Mitte des zweiten jüdischen Staatswesens, die HAGGADA im grossen ganzen bereits vorhanden gewesen ist. Was später in der Form von Pijutim um das 7. und 8. Jahrhundert hinzugefügt wurde,, bildet nur den dichterischen Schmuck des Büchleins. Die letzten drei Lieder:
Dr. HUR WITZ LTD.
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“Adir hu”, das Fragerätsel: “Echod mi jodea” und schliesslich das Gleichnis “Chad gadja” sind wahrscheinlich im 15. Jahrhundert entstanden.
Wer hat die Haggada verfasst? Das weiss niemand. Aus der Seele, der Gefühlswelt, aus den Lehren der Chachamim und uralten Überlieferungen ist dieses Buch entstanden, das den hohen Glanz eines prismenartig geschliffenen köstlichen Edelsteines wiederspiegelt. Jedem kommt etwas von seinem strahlenden Lichte zugute. Und das ist vielleicht das Geheimnis der beispiellosen Popularität, deren sich die Haggada im Kreise von Kindern und Erwachsenen, von Jung und Alt erfreut.
Der Dreikäsehoch bereitet sich schon lange vor dem Feste auf das Hersagen der Manischtana vor, als ob er verstehen würde, welche Bedeutung diesen Fragen innewohnt. Ist doch die Haggada, im Grunde genommen, nichts anderes, als die Erwiderung auf die vier Fragen der Manischtana. Die Kleinen sind sehr stolz auf die ihnen zugewiesene Rolle und gucken neugierig, verwundert zu, was sich an diesem Sederabend alles tut. Ihre Neugierde gilt vor allem den verschiedenen grünen Kräutern und dem lehmartigen Charosset, dem Eintunken, dem Afikoman und dessen Entwendung und nicht zuletzt der hierfür gebührenden Belohnung, gar nicht zu reden davon, dass die Kinder an diesem Abend Wein trinken dürfen. Schon die Weisen des Talmud waren besorgt, die Kinder könnten am Sedernacht zu früh ein- schlummem. Offenbar war am Schluss das Lie- dersingen auch dazu angetan, um die schläfrigen Jungens und Mädels wachzuhalten.
2 .
Die Haggada ist der Schilderung des Auszuges aus Ägypten geweiht. Wenn wir sie jedoch sorgfältig u. gründlich analysieren, so gelangen wir zu dem Ergebnis, dass nicht nur d. Geschichte d. Vergangenheit dargelegt wird. In einer wunderbaren künstlerischen Form verweben sich mit einander ein vor langer, langer Zeit erlebte Befreiung und das Ungeschickt der Gegenwart mit der Hoffnung auf eine leuchtende Zukunft. Vielleicht ist dies die Erklärung dafür, dass dieses Büchlein Jahrtausende hindurch immer jung geblieben ist ur.d niemals veraltet erschien. Las der Jude in der Diaspora die nachstehenden Worte, die nebenbei gesagt, leider bezeichnend sind für die äussere Lage des Staates Israel: “Denn nicht einer allein hat sich gegen uns erhoben, um uns zu vernichten, sondern in jeglichem Geschlechte erheben sie sich gegen uns, um uns auszurotten...”, so hatte er das Gefühl, dass die Haggada gerade von den Sorgen seiner Zeit spreche.
Haggada
Aber selbst die vor so vielen Jahrtausenden erfolgte Erlösung aus der ägyptischen Knechtschaft verstand die Haggada den späten Nachkommen näherzubringen, indem sie sagte: “Nicht nur unsere Väter hat der Heilige, gelobt sei erlöst, sondern auch uns samt ihnen, wie es geschrieben steht: “Und uns hat er von dort weggeführt, um uns in das Land zu bringen, das Er unseren Vätern zugeschworen hat.” Zum besseren Verständnis fügt die Haggada an einer anderen Stelle hinzu: “Hätte G”tt unsere Vorfahren nicht aus Ägypten geführt, dann wären wir, unsere Kinder und Kindeskinder noch heute dem Pharao verknechtet.” Da-haben auch die einfachsten Juden verstanden, dass auch das Schicksal ihrer Generation unlösbar mit dem verbunden ist, was sich einst an den Gestaden des Roten Meeres abgespielt hat.
Gegen Ende des zweiten jüdischen Staatswesens und unter dem harten Drucke der römischen Herrschaft sind zahlreiche Juden aus unserem Lande nach dem benachbarten Ägypten ausgewandert, sodass zu Beginn der gewöhnlichen Zeitrechnung die Zahl der damals dort sesshaften Juden anderthalb Millionen betragen haben durfte. Nun scheint aber die Lobpreisung des Auszuges aus Ägypten (Forts. Seite 2)
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VERBAND EHEMALIGER BRESLAUER,