Zum 25 fahrigen Jubilaeum unseres Staates

25 Jahre Israel sind ein Meilenstein in der juedischen Geschichte. Es ist im Rahmen unserer Zeitung nicht moeglich, zu diesem Jubilaeum aus­führlich Stellung zu nehmen. Unsere Tages­zeitungen werden darueber eingebend berichten. Radio und Television haben ein grosses Programm vorbereitet. Doch koennen wir auch im Rahmen unseres Verbandes an diesem Ereignis nicht still­schweigend vorübergehen. Auch unserer Kreis hat seinen Beitrag zum Aufbau des Staates in diesen 25 Jahren beigetragen. Jeder in seinem Berufe und nach seinem Koennen.

Wir moechten von den vielen sich um den Staat verdient gemachten Persoenlichkeiten nur den Gruender unseres Verbandes Herrn Dr. W. Freyhan erwaehnen.

Aber der Kreis der an dem Aufbau des Landes Beteiligten blieb nicht nur auf unsere in Israel lebenden Mitglieder beschraenkt. Auch unsere im Auslande lebenden Freunde haben in aller Stille an dem Aufbauwerk des Landes teilgenommen. Sei es durch Zuwendungen zum Magbit oder anderen Spendenaktionen.

Es wuerde zu weit fuehren, wenn wir auch nur einen kleinen Teil von Ihnen namentlich erwaeh­nen wuerden. Wir moechten nur einen eklatanten Fall herausgreifen und zwar die Arbeit des ehema­ligen Breslauer, Professor Emst Jokl, von der Universitaet in Lexington.

In Israel wurde vor etwa 30 Jahren das Wingate Institut fuer Koerperkultur als eine lokale Ausbildungsstaette fuer die Turnlehrer des Landes gegruendet. Dass dieses Institut heute einen internationalen Ruf hat, und mit den grossen Sporthochschulen der Welt zusammen erwaehnt wird, hat sie zum grossen Teil Professor Jokl zu danken. Ihm gelang es, Israel nach dem Zweiten Weltkriege In die internationale Sportwelt einzu- fuehren, wobei auch Dr. Emanuel Simon in glei­cher Weise beteiligt war. Beide waren voll und ganz dafuer verantwortlich, dass die UNESCO ihre internationalen Seminare bereits in den 50er Jahren in Israel abhielt. Prof. Jokl wusste die Widerstaende der arabischen Vertreter zu bre­chen, was ihm nach vielen Bemuehungen gelang.

Er flog kurz nach dem 6-Tage Krieg zur Zeit, als Novotny Praesident der Tschechoslowakei war, und den Israelis das Einreise Visum zu einem Kon­gress der UNECO verweigerte nach Prag. Freunde warnten ihn, er wuerde dort ermordet werden. Er Hess sich aber nicht zurueckhalten und erreichte neben der Aufhebung des Einreise-Verbotes auch eine Pro-Israel Stimmung der Majoritaet.

Zurueckschauend auf die 25 Jahre unseres Staates, haben wir in unseren Kreisen das Gefuehl der Befriedigung und danken unserem Schöpfer, dass wir den Traum Theodor Herzls, einen Juden- Staat aufzubauen, mit erlebt haben.

Aber noch sind wir von Feinden umringt und nach 3 Kriegen sind wir noch weit von einem wirklichen Frieden mit unseren Nachbarn ent­fernt. Trotzdem glauben wir, dass wenn auch nicht wir, so doch die kommende Generation die Erfül­lung der Vision unseres Propheten Micha erleben wird.Ein Volk wird gegen das andere das Schwert nicht erheben und das Kriegfuehren nicht mehr lernen.

DIE REDAKTION

Die Pe ssac

(Schluss von Seite I)

die Empfindlichkeit des ägyptischen Wirtsvolkes nicht wenig verletzt zu haben. So haben die gei­stigen Führer des Volkes in Erez Jisrael es für gut befunden, die Zornausbrüche der Hagadda gegen die Ägypter einigermassen zu dämpfen, um die Brüder im Nildelta keiner Gefahr auszuset­zen.

Allein Mizrajim ist nicht nur am Nilufer ge­legen. Mizrajim ist im Laufe der Zeiten immer wieder in der Gestalt anderer Völker neu aufer­standen. Sechzehnhundert Jahre nach dem Auszug aus Ägypten versammelten sich die Geistigen Führer der unter dem schweren Drucke des römi­schen Imperiums leidenden jüdischen Nation un­ter Führung von Rabbi Akiba in Bne-Brak und erörterten die ganze Nacht eingehend jede Einzel­heit der längst erfolgten Befreiung. Es ist klar, dass Rabbi Akiba, dieser Patriot mit dem feurigen Herzen, die Seele des Bar Kochba-Aufstandes ge­gen die Römer war, in jener Nacht nicht nur von dem alten, sondern von dem neuen Pharao sprach und mit seinen Freunden davon träumte, wie das jüdische Volk das Joch des Mizrajim abschütteln könnte.

Dem Glauben an die glückliche Zukunft gibt die Hoffnung Ausdruck, dass das jüdische Volk noch denPessach leatid, das Pessachfest der Zukunft erleben werde. Rabbi Akiba presste die lodernde Flamme patriotischer und religiöser Sehnsucht in die Worte: Lass uns unser Gtt, Gtt unserer Väter noch andere Feste erleben, die uns entgegenkommen zum Heil, jubelnd ob des Wiederaufbaues Deiner Stadt, freudig in Deinem Dienste... dass wir Dir danken mit neuem Liede für unsere Befreiung und für die Befreiung Dei­ner Seele. Dieses innige Gebet weist deutlich darauf hin, wovon die Weisen die ganze Nacht während der Debatte in Bne Brak sprachen bis ihre Schüler kamen und sie aufmerksam mach­ten, es sei bereits Zeit, das Morgen-Schma zu lesen.

3.

Jahrhunderte, Jahrtausende hindurch wurde die Haggada fleissig abgeschrieben und es ist nur selbstverständlich, dass mit der Entwicklung und Verbreitung der Malkunst die biblische Darstel­lung des Textes allmählich in die Haggada einge­drungen ist. Schreit doch geradezu der Inhalt dieses Büchleins nach dem darstellenden Pinsel des Künstlers. Mit der jüdischen Renaissance er­wachte auch das Interesse für die jüdische Kunst und die von ihr Inspirierte Forschung brachte zahl­reiche schöne, in prachtvollen Farben schillernde handgeschriebene Haggadot ans Tageslicht. Die älteste bekannte und gleichzeitig eine der schön­sten Haggada-Handschriften ist die in Spanien im 14. Jahrhundert geschaffene, nach ihrem Auf­findungsorte so genannteSarajevoer Haggada. Das jüdische Volk war selbst im Ghetto niemals von den Völkern isoliert und so steht auch diese künstlerische Schöpfung unter dem Einfluss ihrer Entstehungszeit. Wir können ganz deutlich die Wirkung des der Renaissance vorangehenden Tre-

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h-Haggada

cento an den 68 Bildern dieser Haggada beobach­ten, während die Darstellung der Landschaften an den Psalter des König Ludwig des Heiligen erinnert. Auf der mit reichen Initialien und Kopf­leisten geschmückten Handschrift prangt das Wappen der Grafschaft Barcelona. Die in den letzten Jahrzehnten aufgefundenen überaus zahl­reichen handschriftlichen Haggadot zeigen uns, dass die Kunst der Hggadaillustration vom 15. bis zum 18. Jahrhundert in hoher Blüte stand.

Freilich nach der Erfindung der Buchdrucker - kunst nimmt die Vervielfältigung der Haggada durch die Presse ihren Anfang. Die erste, mit Holzschnitten geschmückte Haggada wurde 1527 in der Prager Druckerei des Gerson Kohen durch denfahrenden Gesellen Chajim Schwarz ge­druckt. Die prachtvollen Holzschnitte dieser Hag­gada sind ein anschauliches Beispiel für die heb­räischen Holzschnitte der Renaissance, in denen die Romantik und der Naturalismus der späteren Gotik und der neuerwachte Klassische Kunstsinn ineinanderfliessen.

In der Entwicklung der bebilderten Haggada eröffnet ein neues Kapital die 1695 in Amsterdam milj den prachtvollen Kupferstichen des Abraham ben Jaakov erschienene Haggada die seither Hun­derte von Nachdrucken erlebt hat.

Auch moderne Künstler fanden Inspiration zur Illustrierung der Haggada. Herzvorzuheben sind die Zeichnungen von Josef Budko und die Holzschnitte von Jakob Steinhardt. Der Letztere versucht, von der Idee desbechol dor vador (in jeglicher Generation) ausgehend, die Haggada in seinen Stichen aus unserer Zeit heraus zu erklä­ren und so stellt er den Bösewicht (Rascha) un­ter den vier Söhnen als einen deutschen Offizier mit Stahlhelm dar.

Es ist bezeichnend für die Volkstümlichkeit der Haggada, dass selbst Kreise, die mit der jüdi­schen Tradition nur mehr in einer sehr losen Verbindung stehen, sich dem Zauber der Haggada nicht entziehen können, sie unter Wahrung des alten Rahmens mit neuem Inhalt am Seder- Abend vorzutragen.

Und so erklingt zu Pessach in Israel und in den Ländern der Gola allenthalben die Stimme der Haggada zum Andenken an die Befreiung aus der Knechtschaft in Mizrajim und mit dem hoffnungsvollen Glauben an die jüdische Zu­kunft.

DIE BERLINER PRIVAT-SYNAGOGEN UND IHRE RABBINER

Der bekannte juedische Paedagoge u. Historiker Max Sinasohn, Jerusalem, frueherer Direktor des Adass-Jisroel Schulwerks in Berlin, hat trotz sei­nes hohen Alters ein sehr beachtenswertes Buch ueber obiges Thema herausgegeben. Dieses Buch ist mit zaeher Kleinarbeit und ausserordentlicher Muehe entstanden. Wir finden darin die meisten Privatsynagogen zurueckgehend bis vor mehr als 200 Jahren mit den Vorstehern, Gabbaim, Rab- binen und dem Gang ihrer Entstehung. Sogar der Etat, das Budget und viele Einzelheiten rufen uns noch einmal diese herrlichen Batej Knesseth (Synagogen) ins Gedaechtnis. Auch wer nicht aus Berlin stammt, kann sich ein Bild machen, von dem regen Gemeinde-und Geistesleben, das in der groessten Gemeinde Deutschlands herrschte. Max Sinasohn hat sogar die vielen StieblechBetstu­ben nicht vergessen. Es gibt keinen Berliner, der dieses Buch nicht mit Wehmut liesst. Ich selbst habe es vielen empfohlen, und die Dankbarkeit war grenzenlos. Auch wir danken Herrn Sinasohn fuer diese aussergewoehliche Arbeit. Er hat der Nachwelt mit dieser Broschuere der Gemeinde Berlin ein wuerdiges Denkmal gesetzt.

Verband ehemaliger Breslauer in Israel 1JV. ERICH LEWIN

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