r,
JJttENT DlUllNDiJi? 119 J&fl&.m«.2\&&
.UTK
Archiv
für jüdische Familienforschung.
In Gemeinschaft mit einem Komitee herausgegeben von
Dr. Max Grunwald.
Jahrgang 1912.
Wien.
Heft k
Inhalt: Vorwort. — Paul Jos. Diamant, Sinn und Zweck der jüdischen Familienforschung. — Grunwald, Zur Geschichte der Familie feixen a. — Fragen und Antworten. — Grunwald, Deszendententafel der Familie Isak Werth ei mers.
Vorwort.
Vor kurzem hat sich innerhalb des Kuratoriums des Wiener Jüdischen Museums ein kleines Komitee gebildet, das zunächst durch die Herausgabe einer Zeitschrift den Sinn für diesen bisher nur gelegentlich, nicht planmäßig gepflegten Zweig der jüdischen Geschichtsschreibung zu fördern bestrebt ist.
In zwanglosen Heften sollen Familiendokumente von einer gewissen historischen oder kulturgeschichtlichen Bedeutung, Testamente, Stammbäume, Privilegien, Meisterbriefe, Mohelbücher und dergleichen mehr, als Quellen historischer Forschung erschlossen werden.
Welche Beachtung auch die Siegelkunde verdient, zeigte mir schon vor Jahren das Beispiel der Familie Luzzatto, ein Name, der (Lausatus!) auf die Lausitz deutet, also auf deutsche Herkunft, wie die anderer jüdischer Familien in Oberitalien, so Morpurgo (Marburger), Ottolenghi (Ettlinger), da Cologna (Köln). Treves (Trier) r Todesco u. a. Nach einer Familienüberlieferung der Luzzattos sind sie vor etwa 450 Jahren in Italien eingewandert. Noch heute wird in der nach ihnen benannten, also wohl von ihnen errichteten Synagoge in Venedig nach deutschem Ritus gebetet. Nun zeigt das Siegel der Familie Luzzatto einen Hahn, der eine Gerstenähre im Schnabel hält, darüber einen Halbmond zwischen zwei Sternen. Dieselben Zeichen fand ich, nur in etwas anderer Gruppierung, im Wappen verschiedener deutscher Adelsgeschlechter, darunter auch eines voigtländischen, also in unmittelbarer Nachbarschaft der Lausitz, — wenn auch nicht ein bündiger Beweis, so immerhin doch ein Hinweis, der im Zusammenhang mit anderen Indizien Beachtung verdient.
Und bekannt ist das Siegel der Rapaports (Cohen-Rapa), das für die Erklärung des Namens als „Rabe" aus Porto (Italien) den Ausgang gebildet hat.
Beilage zum Jahresbericht des „Jüdischen Museums" 1911/12. \