Zur Anlegung einesjüdischen Familienarchivs" erbitten wir die Uebervveisung von Urkunden der erwähnten Art. Auch ist, falls der Vertrieb der Zeitschrift einen Ueberschuß ergeben sollte, dieser für denArchivfond" in Aussicht genommen.

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Sinn und Zweck der jüdischen Familienforschung.

Von Paul Jos. Diamant, Wien.

Es läßt sich kaum bezweifeln, daß die Methode der jüdischen Geschichtsforschung noch in mancher Beziehung verbesserungsfähig ist. Und dies, trotzdem wir jetzt erheblich weiter sind, ein heutiger, jüdischer Historiker von vielen Geschichtsperioden ein klareres Bild hat als Graetz im 19., David Gans im 17. Jahrhundert oder gar Benjamin von Tudela, der erst eine Weltreise unternehmen mußte, um einige statistische und historische Daten zu erlangen. Doch darf man nicht allzu stolz auf diesen Fortschritt sein, denn wir müssen es uns offen eingestehen, daß wir ihn nicht der eigenen Kraft verdanken. Die neu aufgekommene Babelforschung hat unsere Kenntnis der biblischen Zeiten vertieft und erweitert; Aus­grabungen in ägyptischem Kulturgrund und in denKatakomben Roms erhellen uns viele bisher dunkle Punkte des jüdischen Alter­tums; das intensive Interesse, das man der Finanzwissenschaft entgegenbringt, hat ganze Gebiete der jüdischen Geschichte und Judenpolitik unserem Verständnisse näher gsbracht. Der Grund dafür, daß wir fremder Arbeit und nicht eigener so viel zu verdanken haben, liegt nicht darin, daß sich in den letzten Jahren der historische Sinn, wie man vielleicht glauben könnte, bei den Juden nicht vermehrt hätte, sondern, wir meinen, daß ver­schiedene Mängel in der Methode unterlaufen sind.

Als einer der hauptsächlichsten Mängel erscheint es uns, daß man die Hilfswissenschaften und da vor allem die Familien­forschung nicht in dem Maße herangezogen hat, wie es in der all­gemeinen Geschichtsforschung seit Ottokar Lorenz' Vorgange geschieht. Und doch wäre gerade bei den Juden Veranlagung dazu vorhanden gewesen. Das Interesse, das in der Bibel der Genealogie entgegengebracht wird, ist ein außerordentliches. Sie beginnt mit Familiengeschichten, sie behandelt Völker- und Staaten­geschichte auf genealogischer Grundlage und setzt bei dem Volke der Bibel einen regen historisch-genealogischen Sinn voraus, der