MITTEILUNGEN
des Israelitischen Lehrervereins für Bayern
S chriltleitung: M. Rosenfeld, München
Nr. 1 München, 1. Juni 1923
Zur Einführung!
Nach dreijährigem Bestehen muß die „Freie Lehrerzeitung", welche wir bisher für unsere Mitteilungen verwendeten, ihr Erscheinen einstellen. Wir danken an dieser Stelle dem selbstlosen Begründer und Schriftführer der „Freien" für alles, was er unserem Vereine geleistet hat.
Der Verlag dieses Blattes hat es uns ermöglicht, durch eine Beilage weiter mit unseren Mitgliedern in steter Verbindung zu bleiben. Dieselbe wird allmonatlich erscheinen und bitten wir, Nachrichten an den vorläufigen Schriftleiter einzusenden. Für allgemeine pädagogische, schul- und gemeindepolitische Aufsätze steht uns auch im Hauptblatt ein angemessener Raum zur Verfügung. Wir fordern die Kollegen auf, die gebotene Gelegenheit zu benützen und ihre Wünsche und Gedanken auch der breiteren Öffentlichkeit vorzutragen.
Wir betonen ausdrücklich, daß dieses Mitteilungsblatt vollkommen unabhängig vom Hauptblatt und seiner Tendenz ist.
Die Mitglieder erhalten von nun an regelmäßig das „Jüdische Echo" durch die Post; sie sind dafür verpflichtet, für das laufende Jahr einen Abonnementsbeitrag von 1000 Mark zu zahlen, welcher mit den Vereinsbeiträgen an die Vereinskasse abzuführen ist.
Wir danken dem Verlag für sein Entgegenkommen und hoffen, daß unser neues Unternehmen dem Vereine zum Segen gereicht.
Bericht über die 42. Mitgliederversammlung am 10. Mai 1923
Trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse waren in Würzburg 97 Teilnehmer, unter ihnen ein Pfälzer Kollege, zur Versammlung erschienen. Als Ehrengäste begrüßten die Herren Rabbiner Dr. Hanover, Justizrat Dr. Haas und Engel im Namen von Verband und Gemeinde unsere Tagung. Der Bericht des Vorsitzenden Dingfelder-München befaßte sich mit der Lage der jüdischen Volksschulen, die leider infolge der geringen Schülerzahl in den Klein- und Mittelgemeinden immer mehr verschwinden. Als erfreulichen Fortschritt bezeichnete er dagegen die Zuschußleistungen des Staates zu den Kosten des Religionsunterrichts an den öffentlichen Volksschulen. Eine besondere Gefahr für die Erhaltung der jüdischen Gemeinden und des Judentums bildet die Berufsflucht der jüdischen Lehrer, die Verquickung von Lehrerberuf mit geschäftlicher Tätigkeit, die Entvölkerung und drohende Auflösung der jüdischen Lehrerbildungsanstalten. Der Schriftführer Rosenfeld berichtete über die im vergangenen Jahre geleistete Vereinsarbeit mit besonderer Hervorhebung der sozialen Hilfstätigkeit durch die Unterstützungskasse. Den Kassenbericht erstattete Hellmann-Würzburg. An die Vorstandsberichte schloß sich eine anregende Aussprache an. Aus dem Ergebnis derselben teilen wir die wichtigsten Beschlüsse mit: 1. Durch Oberlehrer Marx-Nürnberg erhielt unsere Hilfskasse eine Spende von 24 £, zu der die Kinder unseres Kollegen, Herr Heilbron- ner und Frau in Südafrika und Herr Bader- Nürnberg, den Grundstock gelegt haben. Um mit dem Werke einen dauernden Nutzen zu schaffen, wurde ein Betrag von 2 Millionen Mark als Fonds für Zwecke der Krankenhilfe bestimmt. Der übrige Ertrag soll zum Teil noch im laufenden Jahre für diesen Zweck verwendet werden und der Rest den Pensionisten, Witwen und Waisen zugute kommen.
Die Mitgliederversammlung ernannte Kollegen Marx zum Ehrenmitglied der Verwaltung, Herrn Heilbronner und Frau zu Ehrenmitgliedern des Vereins.
2. Nachdem die Bildungsgewerkschaft Beiträge in steigender Höhe erfordert, die von unseren Mitgliedern neben den Vereinsbeiträgen nicht geleistet werden können, wurde der Austritt aus dieser Gewerkschaft mit Wirkung vom 1. Januar 1924 beschlossen.
3. Um in Krankheitsfällen die Beamten und ihre Familien zu sichern, wurde von Stoll-Würz- burg der Beitritt zu den Ortskrankenkassen empfohlen. Seine Ausführungen werden noch an geeigneter Stelle veröffentlicht werden.
4. Der Vereinsbeitrag für ordentliche Mitglieder beträgt einschließlich des Abonnements für das „Echo" Mk. 3400.—, für Gewerkschaftsmitglieder Mk. 2250.— und für Pensionisten Mk. 1200.—. Wir ersuchen, die Beiträge umgehend an das Konto des isr. Lehrervereins in Würzburg, Postsc Ii eck- konto 6479 beim Postscheckamt Nürnberg einzuzahlen.
5. An den Verband wird das Ersuchen gerichtet, in einer Eingabe an die Staatsregierung anzuregen, daß die staatlichen Zuschüsse für den Religionsunterricht allen Lehrern zugute kommen sollen, welche nicht den vollen Gehalt ihrer Gruppe beziehen.
6. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand die Beratung der neuen Satzungen, welche nach den in Ansbach festgelegten Grundsätzen einstimmig angenommen wurden. Die Satzungen werden in Druck erscheinen und können gegen Einsendung von 200 Mk. vom Kassier bezogen werden.
7. Das Ergebnis der Aussprache über die materielle Lage der Beamten war nachfolgende Entschließung, welche auf Beschluß der Versammlung dem Verbände zur Kenntnis übermittelt und außerdem in der jüdischen Presse veröffentlicht werden soll.
Die am 10. Mai 1923 in Würzburg tagende ordentliche Mitgliederversammlung des Israelit!-