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Das Jüdische Echo
Nr. 16
„Im Zionismus selbst geht eine sichtbare Wandlung vor sich, ein deutlicher Zug zur persönlichen Religiosität macht sich bemerkbar. Der Vorwurf des Atheismus ist ungerecht. Der Prozentsatz der Atheisten ist unter den liberalen Nachläufern vielleicht größer als unter den Zionisten. Für Palästina gilt die Frage: Wie soll sich dort das jüdische Leben entwickeln? Hier erwachsen dem religiösen Liberalismus wichtige Pflichten. Man spricht von der Krisis in Palästina. Diese Krisis könnte aber auch vielerwärts eine Krisis im Judentum werden. Denn wenn die Enttäuschung in Palästina eintreten sollte, so könnte sie für viele zu einer Enttäuschung am Judentum werden, wenn nicht der Liberalismus durch sein von ihm bewiesenes Verständnis für ihr Ideal bereit und fähig wäre, sie in seine Gedanken und seine Zuversicht auch eintreten zu lassen.“
Dr. Baeck (Berlin).
„Der Zionismus tut weder der Religion noch dem religiösen Liberalismus Abbruch. Die liberalen Laien müssen von dem Rabbiner diesbezüglich aufgeklärt werden. Der Rabbiner darf im Wahlkampf nicht gegen den Zionismus wirken.“
Norden (Elberfeld).
„Wir haben uns gegen die These zu wenden, daß Zionismus und Liberalismus Gegensätze sind.“
Dr. Dienemann.
„Wir sollen mit den zionistischen Religiösliberalen Zusammenarbeiten.“ Dr. Appel.
„Die Vereinigung der liberalen Rabbiner Deutschlands hält es für notwendig zu sagen, daß religiös-liberale Gesinnung keineswegs die Zugehörigkeit zur Zionistischen Vereinigung und die Mitarbeit am Aufbau Palästinas ausschließt.“ Dr. Prinz (Vorschlag einer Resolution).
Die Resolution
„Die Vereinigung der liberalen Rabbiner Deutschlands erklärt, daß der Grundcharakter des Judentums religiös ist und bleiben muß. Sie lehnt jeden Versuch der Deutung d^s Judentums als eines ausschließlich nationalen Gebildes entschieden ab. Sie überläßt es dem persönlichen Verantwortungsgefühl eines jeden einzelnen, welche Stellung er gegenüber dem Zionismus einnimmt. Sie hofft, daß die Besiedelung Palästinas in einem Geiste erfolgt, der eine Belebung der jüdischen Religiosität verbürgt.“
Thomas Mann über den Zionismus
Der bekannte deutsche Schriftsteller Thomas Mann, der vor kurzem in Warschau als Gast des dortigen Pen-Klubs weilte, erklärte dem Redakteur der „Zionistischen Welt“, dem Organ des Zentralkomitees der Zionistischen Organisation in Polen, gegenüber:
„Vor einiger Zeit wandten sich einige Mitglieder des Deutschen Pro-Palästina-Komitees mit der Bitte an mich, ich möchte den Aufruf dieses Komitees mit unterschreiben. Ich bin dieser Bitte gern nachgekommen, war aber sehr überrascht, bald darauf in der „Frankfurter Zeitung“ und im „Berliner Tageblatt“ Artikel gegen den Zionismus zu lesen, die aus den Kreisen der liberalen Juden stammten. Ich habe da zum ersten Male erfahren, daß der Zionismus so stark durch die Juden selbst bekämpft wird. Es ist für mich ganz unverständlich, wie Juden die jüdisch-nationalen Ideale bekämpfen können.
Ich erblicke im Zionismus einen großen historischen Prozeß der nationalen Wiedergeburt eines der ältesten und kulturellsten Völker der Welt. Palästina, das mit Recht als die Wiege der modernen Menschheit betrachtet wird, sollte in ein jüdisch-nationales Hehn verwandelt werden, damit das jüdische Volk frei und ungehindert leben und große kulturelle und menschliche Werte für sich und die ganze Welt schaffen kann. Ich erblicke im Zionismus einen kulturellen Faktor von großer humanitärer Bedeutung. Die ganze Welt wird von zwei Tendenzen beherrscht, dem Universalismus und dem Nationalismus. Die Juden haben bis jetzt viel für den Universalismus getan, und es wäre Zeit, daß sie auch ihren eigenen Nationalismus pflegen, denn erst durch diesen, durch die eigenen nationalen Formen, wird das jüdische Genie dem Universalismus am besten dienen können. Die Weltkultur ist ein Mosaik, in dem jedes Volk seine eigene Farbe haben muß.
Der Zionismus hat für die Menschheit auch große Bedeutung infolge seiner ausgesprochen pazifistischen Natur. Die Zionisten wollen dem jüdischen Volk ein Heim schaffen nur vermittelst der Kraft ihrer Ideale, vermittelst des großen Glaubens an die allmenschliche Gerechtigkeit und durch ihre eigene, opfervolle Arbeit. Wenn ein Volk mit friedlichen Mitteln das erreicht, was zu erreichen anderen Völkern heute nur durch Gewalt und Blutvergießen gelingt, dann ist es ein schönes, tröstendes Beispiel für die Menschheit.
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