Die Veröffentlichungen über Griechenland sind seither nicht abgerissen. Noch in den schwersten Jahren vor dem zweiten Weltkrieg und noch im Kriege schrieb Philippson ein mehrbändiges Werk über „Die Landschaften Griechenlands“ nieder, das im wesentlichen auch durch die Katastrophe gerettet wurde. Wir hoffen sehr, daß recht bald in besseren Tagen auch diese Krönung seines griechischen Lebenswerkes der Öffentlichkeit übergeben werden kann.
Zwischen diesen Reisen und ihrer Verarbeitung wandte Alfred Philippson aber sehr frühzeitig seine Energie auch schon einer zweiten, gleich starken Seite seines geographischen Könnens zu, der länderkundlichen Darstellung größerer Erdräume. Jedem Geographen sind „Philippsons Europa“ und „Philippsons Mittelmeergebiet“ geläufige Begriffe. Schon 30 jährig brachte er, zunächst gemeinsam mit L. Neumann, die Länderkunde Europas heraus, die 1928 in dritter Auflage, nunmehr ganz von ihm allein bearbeitet, aufgelegt wurde. Und 1904, nach Abschluß seiner kleinasiatischen Reisen, erschien das vielleicht noch bekanntere Werk „Das Mittelmeergebiet“, das seither vier Auflagen erlebte und das von allen Wissenschaften, die es mit dem mittelmeerischen Raum zu tun haben, von der alten Geschichte und Archäologie bis zu naturwissenschaftlichen Spezialforschungen als Grundlagen und Rahmenwerk anerkannt ist.
Ausgedehnte Reisen auch in anderen Teilen Europas, ganz besonders durch Rußland bis zum Ural und nach Trans- kaukasien und nach dem mittleren und südlichen Italien haben nicht nur Material für diese Länderkunden, sondern auch manche Spezialarbeit gebracht. Länderkundlichen Charakter hat vor allem auch das letzte größere Werk über „Das byzantinische Reich, als geographische Erscheinung“, das die Brücke von der Länderkunde zur Geschichte und politischen Geographie schlägt.
Ein drittes sehr wichtiges wissenschaftliches Betätigungsfeld Philippsons bezieht sich auf seine rheinische Heimat. Es steht mit seiner Lehrtätigkeit an der Universität Bonn in engster Beziehung. Nach seinen Reisen auf dem Peloponnes 1890 habilitierte sich Philippson in Bonn und wirkte als Privatdozent und später als ao. Professor bis 1904 neben Johann Justus Rhein. Dann wurde er an die Universität Bern und an die Universität Halle berufen, bis er 1911 als Ordinarius wieder hierher zurückkehrte. Das in seiner Formenwelt klassische Mittelrheingebiet, das Rheinische Schiefergebirge und das antecedente Durchbruchstal des Mittelrheins liegt vor den Toren Bonns. Schon 1790 hatte Georg Förster auf seiner berühmten Rheinreise den Gedanken gewonnen, daß das Rheintal ein Werk der Flußerosion sei. Aber im letzten Jahrhundert war durch namhafte Geologen wie Leopold v. Buch und Elie de Beaumont die Spaltentheorie vertreten worden. Nichts war selbstverständlicher, als daß sich der junge Geomorphologe und Fachmann der Flußerosion Philippson mit der Geomorphologie des Rheinlandes beschäftigte, zumal er schon in seiner ersten Bonner Zeit als Dozent die geographischen Studentenexkursionen zur Ausbildung in der Geländebeobachtung eipführte. Zwei Geographenkongresse, der Internationale Geographenkongreß zu Berlin 1899 und der Deutsche Geographentag zu Köln 1903, von denen aus Exkursionen in das Mittelrheingebiet organisiert wurden, an deren Führung Philippson in erster Linie beteiligt war, gaben ihm zum ersten Mal Veranlassung, die Formenwelt des Mittelrheingebietes zusammenfassend zu würdigen. Sowohl die Erforschung der Rumpfflächen des Schiefergebirges als auch der einzigartigen Rheinterrassen sind für alle Zeiten mit dem Namen Philippson verknüpft. Begriffe wie „Trogfläche“ oder „Hauptterrasse“, heute jedem Examenskandidaten geläufig, sind von ihm geprägt; die Formenwelt des Laacher See-Gebietes, die Beziehungen der Rumpfflächen zur Schichtstufenlandschaft wurden von ihm erforscht. Vor allem konnte er für diese Fragen dann in der zweiten Periode seiner Bonner Tätigkeit auch seine Schüler ansetzen.
Es ist hier nicht der Ort, A. Philippson als hervorragenden akademischen Lehrer zu würdigen. Es mag eine bittere Enttäuschung für ihn gewesen sein, daß nach dem ersten Weltkrieg, als das Rheinland zum ersten Mal einer fremden Besatzung unterworfen wurde, so viele Studierende vom Rhein in andere Teile des Reiches abwanderten. Gerade in dieser Zeit aber, seit 1921. trat er mit seinem allgemeinsten Werk hervor, dem zweibändigen Lehrbuch „Grundzüge der allgemeinen Geographie“, mit dem er sich weit über die Stätte seiner persönlichen Wirksamkeit hinaus als akademischer Lehrer Widerhall verschaffte, überall dort, wo physikalische Geographie studiert und geforscht wird. Die kristallklare Sprache, die Anschaulichkeit im Ausdruck und
die Beschränkung auf das Wesentliche haben dem Werk seinen Ruf als des besten Lehrbuches der physikalischen Geographie gegeben und ihm die weiteste Benutzung von seiten der Studierenden gesichert. Wir wollen hoffen, daß das Werk in Neuauflagen weitergeführt und bei nächster Gelegenheit um den leider noch immer fehlenden Teil der Gewässerkunde ergänzt werden kann.
Die wissenschaftliche Arbeit und Leistung trägt ihren Lohn in sich. Die Befriedigung und Genugtuung über neue Erkenntnisse ruht vor allem in der eigenen Brust und kann durch keinen äußeren Dank erzielt werden. Philippson hat aber auch auf vielen anderen Gebieten gewirkt, wo auf seiner Seite nur Aufopferung und Mühe, der Lohn jedoch auf Seiten seiner Mitmenschen, seiner Schüler, Koilegen, bei der Öffentlichkeit und beim Vaterlande gelegen hat — — ich meine seinen Einsatz und sein Wirken auf wissenschaftlich-organisatorischem Gebiet. Hierin ist ihm die deutsche Geographie zu großem Dank verpflichtet. Das Geographische Institut der Universität Bonn ist weitgehend sein Werk. Vor seinem Amtsantritt als Bonner Ordinarius gab es nur einen kleinen „geographischen Apparat“, der nur eine bescheidene Bibliothek und Kartensammlung umfaßte. Mit seiner Ernennung wurde dieser Apparat in ein geographisches Seminar erhoben, wurde eine Assistentenstelle eingerichtet, wurden die Mittel erhöht und immer größere Räume zur Verfügung gestellt. 1923 erfolgte dann die Umwandlung in ein geographisches Institut, für das sein Nachfolger, Prof. L. Waibel, noch ein eigenes Gebäude erwerben konnte, dessen Wiedererstehen in einigen Jahren wir erhoffen. Von 1921—1925 war Philippson Vorsitzender des Deutschen Geographentages und zum Abschluß dieser Amtszeit Präsident des 21. Deutschen .Geographentages, der 1925 in Breslau unter weitester Beteiligung von Schlesiens Bevölkerung und Wirtschaft glanzvoll verlief. Seit 1925 hat er viele Jahre den Hochschullehrerverband dei Geographie geleitet und die Belange der Hochschulgeographie in enger Fühlung mit der Schule vor den Regierungen und der Öffentlichkeit vertreten. Und von 1920—1928, also in der allerschwersten Zeit der Inflation und der Wirtschaftsnot, hat er als alleiniger Fachvertreter die Geographie bei der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft vertreten in einer zwar äußerst schwierigen, aber sehr erfolgreichen Tätigkeit. Denn damals hat er es der jungen Kriegsteilnehmergeneration möglich gemacht, ihren Fuß als Forscher wieder in das Ausland, auch in weite überseeische Räume zu setzen. Damals wurden nach langer Pause wieder große deutsche Expeditionen ausgesandt, wie die Deutsche Meteor- Expedition und die Alai-Pamir-Expedition. Auch ich geöre zu den dankbaren Glücklichen, die damals über ihn reiche Förderung für Auslandsforschungen erhalten konnten.
Ich brauche keine Aufzählung zu geben von den vielen Auszeichnungen, mit denen versucht wurde, Philippson im In- und Auslande Anerkennung und Dank zum Ausdruck zu bringen. Nur eine besonders sinnvolle möchte ich herausgreifen. Am 25. Mai 1933, am 100. Geburtstage Ferdinand v. Richthofens, wurde ihm von der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin die höchste Anerkennung zuteil, die die deutsche Geographie zu vergeben hat, die Verleihung der goldenen Ferdinand v. Richthofen-Medaille, gleichzeitig mit zwei anderen hervorragenden Schülern des großen Meisters, Erich von Drygalski und Sven Hedin, mit denen zusammen er zu seinen Füßen gesessen hat und die zu unserer großen Freude gleichfalls noch heute in seinem Sinne weiter wirken. Diese Auszeichnung wurde ihm verliehen „wegen seiner Verdienste um de Erforschung der Länder zu beiden Seiten der Aegäis und der Förderung morphologischer Studien“. Dem Aegäischen Meer galt auch der Vortrag des Festkolloquiums, Fragen der Geomorphologie seine Vorlesung im WS 1945/46.
Die Stadt Köln ehrt das Andenken des Geh. Sanitätsrats Dr. Benjamin Auerbach
Die Stadtverwaltung Köln hat vor kurzem den Blanken- heimer Platz in Auerbachplatz umbenannt. Diese Um- bennung erfolgte zur Erinnerung an den allen Kölnern bekannten Geh. Sanitätsrat Dr. Benjamin Auerbach. Geheimrat Auerbach war der Mitbegründer des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache, der leitende Chefarzt dieses Krankenhauses und der Chefarzt der inneren Abteilung. Bis zu seinem 80. Lebensjahr (1934)) war er vollärztlich tätig und später stand er beratend als Ehrenmitglied des Kuratoriums der Verwaltung des Kranken-
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