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NUMMER 10
6. JANUAR 1947
i. Jahrgang
„Die Sehmach des Hitlertums, die das Rassenjudentum und nach ihm das Paket- und Zuteilungsjudentum geschaffen hat, dürfen die Juden in Deutschland nicht aüf -sich sitzen lassen.” ' j
(Rabbiner Dr. Carlebadi in Nr. 17 des Jüdischen Gemeindeblattes).
Man sollte hoffen, daß Worte, wie sie Rabbiner Dr. Carlebach in seinem Artikel: „Der Wiederaufbau des Geistes” gesagt hat, in die Herzen aller überlebenden europäischen Juden ' gedrungen sind. Es
wäre wünschenswert, daß _. ...
besonders wir Juden in \ ; j'
Deutschland aus diesen L .*/ % /
Worten eine Lehre ziehen. £
„Wieder müssen aus iso- \
lierten Judenexistenzen jü- \ -
dische Familien werden. \-- '':y
Familien und Häuser, de- *- - -Si
nen die Weihe des Sabbat, die Disziplin der Speisegesetze, die Reinheit jüdischen Sexuallebens,. den Stempel Gottes aufdrückt.
Erst -wenn solche Häuser,
Heimstätten jüdischen Lebens, wieder erstehen, wer-' den unsere Gemeinden und Komitees aus Wohlfahrts- verartstaltungen, zu wahren jüdischen Kehilloth werden.” '
In diesem einen Satz zeigt uns Dr. Carlebach den Weg, den -^ir' zu gehen haben, wenn wir uns, unseren Kindern und dem Judentum gegenüber noch Verantwortungsbewußtsein haben. Es ist bedauerlich, daß bisher noch „von kei- [
ner größeren Gruppe in i
Deutschland ernstlich die Forderung nach der Wie- L'
dereinführung der Sehe- chitha laut und vernehmlich erhoben wurde, es ist ebenso bedauerlich, daß noch nirgends in Deutschland ernstliche Vorbereitungen zum Wiederaufleben der jüdischen Kultur getroffen worden sind. - /
Wir wollen nicht die Frage untersuchen, ob die Schuld daran an den -Gemeinden oder an deren Mitgliedern im einzelnen liegt, wir wollen uns damit abfinden und sagen, daß der Kampf, den jeder einzelne von uns zu führen hat und die Nachwirkungen der schrecklichen Jahre uns bisher keine Zeit und keine Gelegenheit gegeben hat, darüber nachzudenken, was wir unserem Müttern und dem Judentum schuldig sind. Es wäre aber erfreulich, wenn die von Rab
biner Carlebach gegebenen Anregungen aufgegriffen würden und wenn wir recht bald in die Lage versetzt werden könnten, unter unserer Rubrik:
„Aus dem jüdischen Leben”, aus allen Teilen der britischen Zone berichten zu können,* daß das wirkliche jüdische Leben im Hause und in den Gemeinden wieder Einzug gehalten hat. Wir betrachten es nicht als unsere Aufgabe, unsere Leser zur Orthodoxie’ zu bringen — das sagten wir schon einmal, wir Sind auch in dieser Frage neutral — wir wollen
aber recht bald das Ge-
---, ~ ? ^ «v fühl haben, daß wir zu
. / Juden sprechen, zu Juden,
die wieder begonnen ha- ' V'-'H'' .‘i ben, ein jüdisches Leben
-' - • -/-.-T'-k, * zu führen und die es sich
- ' ‘ / ' zur Aufgabe gesetzt haben,
r-'Y /<s T ■] ihren Kindern die Erziehung angedeihen zu lassen, die in der-- ganzen Welt stets und immer als die vorbildliche bezeichnet worden ist.
Bei dem Start zum Wiederaufbau des jüdischen Lebens und der wahrhaft jüdischen Gemeinden ist es wesentlich, daß wir Dinge ablegen, die zwangsläufig in den verflossenen Jahren von uns Besitz ergriffen haben. Es sind dies Dinge, die wir immer und überall beobachten können: Stark ter Egoismus,
Asoziale geht, Unverständnis oder Unkenntnis eines wirklich demokratischen Gemeinde- und Familienlebens. Als eine weitere häufig zu beobachtende N ach Wirkungserscheinung des Unterdrücktseins der verflossenen Jahre ist bei vielen unserer Glaubensbrüder und -schWestem ein besonders stark ausgeprägtes Geltungsbedürfnis, — ein sich-in-den Vordergrund-drängendwollen - zu verzeichnen. Gegen all diese Dinge müssen wir ankämpfen, Wir brauchen Menschen, die ^ sich unserer Sache zur Verfügung stellen. Mensöhep, die innerlich zu unserer Sache stehen, die die Kraft und die Fähigkeit besitzen, uns die Wege zu zeigen, die wir gehen müssen, wenn wir das Recht für uns in Anspruch nehmen wollen, - die Nachfolge des einst so großen und bedeutenden Judentums in Deutschland - anzutreten.
Um so weit zu kommen, müssen wir uns vor allem mit den
ausgepräg- der bis ins
Arthur Szyk: „Denen meines Volkes, die für unser Recht zu leben kämpften und starben — meinen Stolz, meine Liebe, meine Verehrung..