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für die b nt /sehe Zone

NUMMER £5

5. APRIL 1947

1. JAHRGANG

T)er Sinn des Pessachfestes

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Wenn der Frühling kommt, feiern wir das PessaChfest, das Fest, welches uns an die Zeit erinnert,' da Israel aus ägyp­tischer Sklaverei befreit und zu einem Volke Wurde. In je­der jüdischen Familie wird nach uraltem Brauch vom Wei­testen des Hauses in kurzen Worten der Verlauf der jüdi­schen Geschichte erzählt getreu dem Bibelwert: Wehig- dato' lewincho du sollst dei- nem Sohne erzählen ...

Nicht aus Uebermut oder Er- . oberungslust, sondern getrieben ® von Not waren die Kinder Is­rael nach Aegypten gewandert. §§g Sie fanden Aufnahme, weil der' iF-,

Sohn Josef ihres Vaters Jakob f'\ damals der erste und unent- X;'; behrliche Diener des Königs | ' von Aegypten war. Aber Josef l lebte nicht ewig, und es kam ein neuer König zur Regierung,^ der nichts mehr von Josef wußte. Die Lage, der Israeliten F in Aegypten wurde schlecnter - ' und schlechter. Sie verloren ein Recht nach dem anderen, schließlich sogar das höchste ",

Recht des Menschen, die Frei- f* heit sie wurden zu Sklaven gemacht. Vierhundert Jahre dauerte die Sklaverei in Aegyp- L, ten, so berichtet die biblische f-''

Ueberlieferung. Endlich ers'.and 'f dem unterdrückten Volke in der p (

Person des Mose der Führer / und Befreier. Göttlicher.- F, gung war es zu verdanken, daß f :

Mose in allen Wissenschaften.

Und Künsten ägyptischer Weis- FV" heit unterwiesen wurde und da- |'g durch die zur Führung eines b.'

Volkes notwendige geistige ? I Schulung erlangte. Aber nur Fr als Fernziel konnte er seinem 5 ^

Volke den Besitz lies* Landes, R, in dem Milch' und Honig fließt, »G vor Augen stellen. Der Weg { dorthin führte durch die Wüste,

Wjar mit Not und Entbehrungen gepflastert. So manches Mal sehnten sich. die Schwachen zurück nach den Fleischtöpfen -Aegyptens sie; waren ge­neigt, die Freiheit aufzugeben für gelegentliches Wohlleben.

Harte Kämpfe mußten noch bestanden werden, bis das Ziel erreicht war, das der große Führer seinem Volke vor Augen gestellt hatte,' er selbst sollte es nicht erleben.

Wir sollen die Geschichte lesen nicht nur, um uns durch sie zu unterhalten* und uns an ihr zu erbauen oder auch wissenschaftlich zu bereichern, sondern wir sollen aus ihr lernen. In den vielen Jahrhunderten, welche vergangen sind, seit Israel sein Land'verloren hat, ist es oftmals zu einer Wiederholving der Knechtschaft in Aegypten gekommen. Die Juden waren in vielen Ländern verstreut. Ihre Lage in diesen Ländern hing immer davon ab,,ob sie einen Josef

hatten; der ihre Interessen wahren konnte, sie wurde wei­ter maßgeblich bestimmt dadurch, daß an der . Spitze der Regierung ein Mann' stand, der ein guter und aufrichtiger Freund der Juden war, der ihre Verdienste zu werten wuß­te. Ein kluger Mann hat-einmal den Satz geprägt, daß jedes Land die Juden hat, die es verdient. In allen Gastländern . waren die Juden zu allen Zei­ten gezwungen, einen er­schwerten Kampf ums" Dasein zu bestehen. Das hat dazu ge­führt, sie mit manchen beson­ders schätzenswerten Eigen­schaften auszustatten, die bei richtiger Auswertung durch das Gastland diesem reichen Vor-

lieber die erste jüdische Jurisienkonferenz,

die vom 21.-2 3.März in Detmold stattfand, werdenwir in unserer Sonder-Ausgabe (anläßlich des einjährigen Bestehens unserer Zeitung)aml5. April ausführlich berichten. .

Wir'bitten um rechtzeitige Be­stellung von etwa gewünschten zusätzlichen Exemplaren.

Sedcrfeier

aus der Darmstädter Pessach-Haggada jum.

teil verschaffen konnten. Im Verhältnis zu unserer geringen Zahl haben wir Juden beson­ders viele führende Persönlich­keiten hervorgebraoht, die im­stande waren, die Geltung ihres Gastlandes im Rate der Völker zu heben und zu stärken. Die Länder, die diese Persönlich­keiten zu nutzen verständen, brauchten es 'nicht zu bereuen. Aber immer wieder gab es Rückschläge, kaum ein Jahr­hundert verging, ohne daß man die Juden mit Inquisitionen, Pogromen bedrängte, in Ghet­tos einschloß oder gar aus dem Lande jagte. Im Buche -Ester wird uns die Geschichte Haman erzählt, dem die Leidenschaften das Mittel war, die

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von

Auf-

Ver-

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reizüng niedriger

nichtung der Juden in Persien in die Wege zu leiten, jener Zeit bis zu Hitler hat es viele Hamans gegeben, wel­che 6s unternahmen, die schlechtesten Elemente des Volkes um sich zu sammeln, und ihnen als Lohn für die Vernich­tung der Juden deren Vermögen versprachen.

Und immer wieder haben sich unter den Völkern der Welt Männer und Frauen gefunden weitsichtig genug, um ein­zusehen, daß die Herabwürdigung des Juden mit Naturnot­wendigkeit die Herabwürdigung des Menschen überhaupt nach sich ziehen muß. Keine Zeit hat diese Lehre so offen-

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